Güterverkehr:Neben der Spur

In Deutschland sollen seit Jahren mehr Güterzüge rollen. Doch stattdessen verstopfen immer mehr Lkw die Straßen.

Von Markus Balser, Berlin

Streik im Güterverkehr

Seit Jahren werden die Straßen voller und sind die Mängel der Bahn-Infrastruktur bekannt. Nun sollen endlich mehr Waren auf die Schiene kommen, wie hier in einem Münchner Güterbahnhof.

(Foto: Marc Müller/dpa)

Kanzlerin Angela Merkel bekam erst vor einigen Monaten in Europas längstem Tunnel den Spott der anderen Regierungen zu spüren. Als vergangenes Jahr der 57 Kilometer lange Gotthard-Basistunnel für Güterzüge eingeweiht wurde, war die Kritik unüberhörbar. Holländer, Schweizer und Italiener liegen beim vor eineinhalb Jahrzehnten verabredeten Ausbau der wichtigsten Gütertrasse Europas zwischen Genua und Rotterdam einigermaßen im Zeitplan. Die italienische Anschlussstrecke werde zwar erst mit zwei Jahren Verspätung abgeschlossen, sagte Italiens damaliger Regierungschef Matteo Renzi. Aber immerhin: sie werde absehbar fertig. In Deutschland soll der Trassenausbau erst 2035 abgeschlossen sein. Die wichtigste europäische Transversale, die die Industriezentren der Anrainerstaaten Belgien, Deutschland, Italien, Niederlande und Schweiz verbindet, steht wie kaum ein anderer Plan für die wenig ambitionierte Güterverkehrspolitik in Deutschland. Seit Jahren schon sind Engpässe im Schienennetz bekannt. Seit Jahren fehlen ausreichend lange Überholgleise, stagniert der Marktanteil, werden die Straßen immer voller. Das Ziel, mehr Verkehr auf die Schiene zu verlagern, drohte zur Farce zu werden.

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