Großbritannien rutscht erneut in die Rezession:Nach der Krise ist in der Krise

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Dass es um die britische Wirtschaft nicht gut steht, wussten Experten und Politiker, doch die jetzt veröffentlichten Konjunkturzahlen haben selbst Pessimisten überrascht. Um 0,2 Prozent geht die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal zurück. Die konservativ-liberale Regierung gerät zunehmend unter Druck.

Großbritannien sinkt in eine "Double-Dip Recession", titelt der Guardian. Der Begriff steht für ein schlechtes Szenario. Nach dem Konjunktureinbruch folgt auf der Insel nun nämlich kein Aufschwung, sondern der erneute Absturz.

Jetzt ist offiziell, dass sich Großbritannien genau in solch einem Szenario wiederfindet: Im ersten Quartal 2012 ist die britische Wirtschaft um 0,2 Prozent geschrumpft, wie die nationale Statistikbehörde in London mitteilte.

Bereits im vierten Quartal 2011 verzeichneten die Statistiker einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 0,3 Prozent. Die Wirtschaft im Vereinigten Königreich hatte bereits 2008 und 2009 mehr als ein Jahr lang in der Rezession gesteckt. Das Kriterium für eine Rezession sind zwei aufeinanderfolgende Quartale mit sinkendem BIP.

Auch im Jahresvergleich enttäuscht das Wachstum. Volkswirte hatten hier mit einem Anstieg um 0,3 Prozent gerechnet. Tatsächlich ergibt sich im Vergleich zum ersten Quartal 2011 ein exaktes Nullwachstum.

Der Einbruch jetzt kam überraschend. Die meisten Marktbeobachter hatten ein minimales Wachstum von 0,1 Prozent erwartet. Grund für den Abfall seien vor allem Probleme im Bausektor, auch bei der Produktion blieb das erwartete Wachstum aus.

Nun erhöht sich der Druck auf die konservativ-liberale Regierung von David Cameron und insbesondere auf Finanzminister George Osborne, dem die desaströsen Konjunkturzahlen vorgehalten werden.

Wie ein Channel-4-Reporter anmerkt, ist Osbornes Bilanz seit seinem Amtsantritt vor zwei Jahren enttäuschend. In den vergangenen acht Quartalen sei die Wirtschaft insgesamt nur um 0,4 Prozent gewachsen. In ihrem Haushaltskonsolidierungsplan aus dem Juni 2010 habe die Regierung für diese Zeitspanne 4,3 Prozent prognostiziert.

USA und Deutschland stehen besser da

Die Nachrichtenagentur Reuters hat ausgerechnet, dass Großbritannien mit seiner Wirtschaftsleistung noch immer nicht auf dem Vorkrisenstand von 2008 angekommen ist. Um 4,3 Prozent liege die britische Wirtschaft zurück, während etwa die USA ihren krisenbedingten Konjunkturrückgang inzwischen wieder aufgeholt hätten.

Bessere Zahlen meldet auch Deutschland: Die Bundesregierung rechnet in diesem Jahr weiterhin mit einem leichten Wirtschaftswachstum. Das BIP werde 2012 voraussichtlich um 0,7 Prozent wachsen, sagte Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) und kündigte noch mehr Wachstum an: Im kommenden Jahr werde die deutsche Wirtschaft mit 1,6 Prozent wieder deutlich stärker zulegen.

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