Großbritannien:Privat

Das Land hat die Bahn privatisiert. Die Ticketpreise sind teilweise happig. Fernab von London reist man zudem in antiquierten Zügen.

Von Björn Finke

In Großbritannien ähnelt das Preissystem fürs Bahnfahren dem in Deutschland. Es gibt Sparpreise, bei denen sich Kunden im Voraus auf einen bestimmten Zug festlegen. Stornieren ist nicht möglich, umbuchen kostet eine Gebühr. Und es gibt flexible Tickets, die zum happigen Normalpreis verkauft werden. Wer zum Beispiel am Dienstag, 9. Januar, morgens von London ins schottische Edinburgh reisen will, hat die Wahl zwischen einem Sparticket für 32,50 Pfund (gut 36 Euro) und dem normalen Ticket für 151,50 Pfund (171 Euro). Die Distanz beträgt 534 Kilometer, etwas mehr als zwischen München und Berlin.

Die Fahrt dauert viereinhalb Stunden. Ein Auto braucht mehr als sieben Stunden. Allgemein sind Bahnverbindungen von London zu anderen Städten schnell und bequem. Doch wer fernab von London zwischen Städten reist, steigt manchmal in Züge ein, die mit Dieselloks über nicht-elektrifizierte Strecken zuckeln.

Ein weiterer Nachteil gegenüber Deutschland ist, dass kein Pendant zur Bahncard 50 existiert, mit der regelmäßige Nutzer den Preis der flexiblen Tickets auf ein erträgliches Maß drücken könnten. Es gibt zwar diverse Railcards in Großbritannien, aber die sind auf bestimmte Gruppen beschränkt - junge Leute, Senioren - oder gelten nur in einer Region.

Insgesamt ist Bahnfahren recht teuer auf der Insel. Ein Pendler, der täglich aus Luton in Londons Zentrum reist, zahlt für seine Monatskarte viereinhalb Mal so viel wie ein Pendler zwischen Düsseldorf und Köln, obwohl die Strecke im Rheinland kaum kürzer ist. Das hat die Gruppe Action for Rail berechnet. Das Gewerkschaftsbündnis setzt sich dafür ein, die Bahnen wieder zu verstaatlichen. Der Staatskonzern British Rail wurde in den Neunzigerjahren privatisiert.

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