Großbritannien:Moody's-Abwertung bringt britische Regierung in Not

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Abwertung durch Moody's: Premier Cameron unter Druck (Foto: REUTERS)

Lange galt Großbritannien als sicherer Hafen für Anleger. Jetzt verliert das Land erstmals sein gutes Kreditrating. An der Bestnote hatten sich Premier Cameron und Schatzkanzler Osborne immer gemessen - eine Steilvorlage für die Opposition.

Von Jakob Schulz

Es ist ein Dämpfer für die wirtschaftliche Glaubwürdigkeit Großbritanniens - und auch für Premier David Cameron und Schatzkanzler George Osborne. Zum ersten Mal hat eine der drei großen Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit Großbritanniens abgewertet. Die Bestnote Aaa ist vorerst passé, stattdessen bewertet die Ratingagentur Moody's die britische Bonität nun eine Stufe schwächer mit Aa1.

Diese Einstufung ist von Bedeutung, da eine schlechtere Bewertung der Bonität oft zu höheren Zinsen auf den Kreditmärkten führt. Als Grund für die Abwertung nannte Moody's die steigende Verschuldung und die Befürchtung, dass die britische Konjunktur noch jahrelang schwächeln könnte.

Opposition schießt gegen Premier Cameron

Die britische Opposition nutzt den Anlass zu heftiger Kritik an der Koalitionsregierung aus Torys und Liberalen. "Die Abwertung ist ein vernichtender Schlag für den Premier und den Schatzkanzler", sagte der Labour-Politiker Ed Balls. Schatzkanzler George Osborne hatte sich und die Arbeit seiner Regierung in der Vergangenheit immer wieder an der Bonitätsnote Großbritanniens gemessen.

Schon im Vorfeld der Wahl 2010 hatte er angekündigt, die gute Bewertung unbedingt verteidigen zu wollen. Labour-Politiker Ed Balls forderte die Regierung dazu auf, im Budget endlich dafür zu sorgen, die am Boden liegende Wirtschaft anzukurbeln. "Die Regierung muss verstehen, dass wir Wachstum brauchen, um das Defizit zu senken", sagte Balls dem Guardian.

Schatzkanzler Osborne erteilte solchen Bestrebungen, die die am Boden liegende Konjunktur mit noch mehr Schulden bekämpfen wollen, aber eine klare Absage. Trotz Abwertung und Angriffen der Opposition will er vorerst nicht von seinem harten Sparkurs abrücken. Er betonte, er sei jetzt doppelt entschlossen, Großbritanniens prekäre finanzielle Lage zu verbessern.

Der Moody's-Bericht unterstützt offenbar die harte Haltung des Schatzkanzlers. Die Ratingagentur kritisiert die britische Regierung dafür, sein Programm zur Schuldensenkung nicht zügig genug durchzusetzen. Noch immer steigt das Defizit des Landes, erst 2016 wird es nach Ansicht von Moody's den Höchststand von etwa 96 Prozent des Bruttosozialprodukts erreichen und dann langsam fallen.

Großbritannien in der Klemme

Die 2010 angetretene Regierung von Premierminister David Cameron bemüht sich, die Neuverschuldung des Landes mit massiven Haushaltskürzungen in den Griff zu bekommen. Das Konzept ging bisher jedoch nicht auf. Experten gehen davon aus, dass das Haushaltsdefizit von zuletzt knapp sieben Prozent in diesem Jahr erneut steigen wird.

Zumindest eine positive Note hat das Urteil von Moody's: Die Agentur stuft Großbritannien als "stabil" ein, eine weitere Herabstufung ist damit vorerst nicht in Sicht. Standard & Poor's und Fitch, die beiden anderen großen Ratingagenturen, haben Großbritannien jedoch bereits seit längerem auf einen negativen Ausblick gestellt. Nicht unwahrscheinlich, dass die Ratingagenturen nun dem Beispiel Moody's folgen - und Großbritannien abwerten.

Mit Material von dpa

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