Großauftrag in den Niederlanden:Siemens stellt 150 Windräder in die Nordsee

150 Turbinen mit Rotor-Durchmessern von 130 Metern: Die Windsparte von Siemens erhält in den Niederlanden ihren bislang größten Auftrag. Zuletzt hatte der Konzern Probleme mit einem seiner Windparks.

Von Caspar Busse

Markus Tacke, 49, ist derzeit ein viel beschäftigter Mann. Beim Siemens-Konzern ist er der Chef der Sparte Windenergie, und die holt gerade weltweit immer neue Aufträge rein. Die jüngste Order kommt aus den Niederlanden. Dort wird momentan der größte projektfinanzierte Windpark überhaupt geplant. Das gesamte Volumen liegt bei drei Milliarden Euro. Das sogenannte Gemini-Konsortium hat gerade die Verträge unterzeichnet. Auf Siemens entfällt ein Volumen von 1,5 Milliarden Euro, es ist der bislang größte Auftrag für die Siemens-Windsparte.

Die Münchner liefern unter anderem 150 Windturbinen mit einer Leistung von jeweils vier Megawatt und einem Rotordurchmesser von 130 Meter. Die Rotorblätter sollen im Siemens-Werk in Dänemark gefertigt und dann per Schiff vor die niederländische Küste transportiert werden. Bei anderen Großaufträgen dieser Art, etwa in Großbritannien oder in den USA, hatte Siemens eine eigenes Werk vor Ort errichtet. Diesmal ist dies aus logistischen Gründen nicht notwendig.

"Mit dem Projekt steigen wir in einen der bedeutendsten Wachstumsmärkte der Offshore-Windkraft ein", sagte Tacke. Offshore bedeutet, dass die Anlagen vor der Küste im Meer stehen - im Gegensatz zu Onshore-Windparks auf Land, die Siemens beispielsweise im US-Bundesstaat Iowa erstellt.

Langjähriger Wartungsvertrag ist Teil des Deals

Der Windpark soll 85 Kilometer vor Küste Groningens in der Nordsee entstehen. Das Windkraftwerk soll nach Inbetriebnahme etwa 1,5 Millionen Menschen mit Strom versorgen. Das Problem von Offshore-Anlagen ist die Anbindung ans Land. Hier hatte Siemens zuletzt technische Probleme. In den Niederlanden wird dies auch nicht von Siemens realisiert.

Vom Gesamtvolumen des Auftrags in Höhe von 1,5 Milliarden Euro wird nach Schätzungen etwas mehr als die Hälfte auf die Erstellung der Anlagen entfallen. Zusätzlich schließt Siemens auch einen Service- und Wartungsvertrag mit einer Laufzeit von 15 Jahren. Es sei der größte Kontrakt dieser Art, teilte Siemens mit. Im langfristigen Servicebereich gelten die Margen als besser, so dass die Order für die Münchner besonders lukrativ ist.

Für das Projekt werde erstmals ein Hubschrauber zur Verfügung stehen sowie ein eigens entwickeltes und gebautes Serviceschiff, damit die Anlagen auf hoher See jederzeit erreicht werden können. Wartungsarbeiten sollen so unabhängig vom Wetter und vom Wellengang zu fast jeder Zeit durchgeführt werden können.

Energiesparte soll mit Alstom gestärkt werden

Mehrheitsgesellschafter von Gemini ist der kanadische Stromerzeuger Northland Power. Beteiligt ist mit 20 Prozent oder 100 Millionen Euro auch Siemens Financial Service, die Finanzierungsgesellschaft des Münchner Konzerns. Das dürfte ein wichtiger Punkt für die Auftragserteilung gewesen sein, erhöht aber auch das Risiko von für Siemens.

Die Münchner wollen die Energiesparte unter anderem durch die Übernahme von Alstom stärken. Daran hat aber auch Konkurrent GE Interesse. Frankreichs Energieministerin Segolène Royal hat gerade das Übernahmegebot des US-Technologieriesen GE für Alstom verteidigt. "General Electric ist eine sehr gute Möglichkeit für Alstom. Es ist das beste Industrieprojekt. Warum sollte man das nicht aussprechen?", sagte sie.

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