Deutsche Annington:Größter deutscher Wohnungskonzern bricht Börsengang ab

Deutsche Annington

Wohnsiedlung der Deutschen Annington: Das Unternehmen hat den geplanten Börsengang abgesagt.

(Foto: dpa)

Wohnungen sind heiß begehrt, aber der größte private deutsche Wohnungsbesitzer nicht. Die Deutsche Annington wollte an diesem Mittwoch an die Börse. In den vergangenen Stunden wurde klar: Die Papiere finden zu wenige Käufer.

Der größte private Wohnungsvermieter in Deutschland hat den Sprung an die Börse nicht geschafft. Die Deutsche Annington und ihr Mehrheitseigentümer Terra Firma haben den Börsengang wenige Stunden vor dem geplanten Termin am Mittwochmorgen abgesagt. Grund seien die "anhaltend ungünstigen Marktentwicklungen". Für die Aktien des Bochumer Unternehmens hatten sich zum geforderten Preis von 18 bis 21 Euro nicht genügend Investoren gefunden.

Selbst eine Reduzierung des Emissionsvolumens von mehr als einer Milliarde auf 650 Millionen Euro konnte den Börsengang nicht mehr retten, sagten beteiligte Banker. Die Erstnotiz war eigentlich für Mittwoch geplant.

Ob und wann es einen neuen Anlauf geben soll, ließ das Unternehmen offen. "Fürs Erste ist Annington aber verbrannt", sagte ein Banker. Das Konsortium um die US-Investmentbanken JP Morgan und Morgan Stanley hatte verzweifelt versucht, die Aktien in letzter Minute noch an den Mann zu bringen - vergeblich.

"Die Entscheidung hat keine Auswirkungen auf die Strategie der Deutschen Annington", beschwichtigte Vorstandschef Rolf Buch nach der Absage. "Wir verfügen über eine starke finanzielle Basis und werden unser operatives Geschäft weiter vorantreiben, einschließlich des von uns geplanten Investitionsprogramms."

Die Deutsche Annington will in kommender Zeit 800 Millionen Euro in den Umbau eines Teils seiner fast 200.000 Wohnungen für altersgerechtes und energiesparendes Wohnen stecken. Sie hatte sich aus dem Börsengang 400 Millionen Euro erhofft, die aber nicht in den Umbau, sondern in den Abbau von Schulden fließen sollten.

Magere Aussichten kurz vor Ende der Zeichnungsfrist

Die Schulden sollten damit so weit abgebaut werden, dass sie nur noch die Hälfte des Verkehrswertes der Wohnungen von 10,4 Milliarden Euro erreichen. Das war die Voraussetzung für die in Aussicht gestellte "BBB"-Note der Ratingagentur Standard & Poor's, mit deren Hilfe die Deutsche Annington Anleihen und Schuldscheine ausgeben will. Damit könnte sie sich künftig billiger refinanzieren als mit den verbrieften Hypotheken-Darlehen (CMBS), die sie 2006 aufgenommen hatte.

Am Dienstagmorgen, wenige Stunden vor dem Ende der Zeichnungsfrist, hatten Finanzkreisen zufolge erst für etwa 80 Prozent der Aktien Kaufaufträge innerhalb der Preisspanne von 18 bis 21 Euro vorgelegen. Doch für einen erfolgreichen Börsengang ist eine mehrfache Überzeichnung nötig, damit die begleitenden Banken Käufer auswählen können. Sie suchen eine ausgewogene Mischung von langfristigen, treuen Investoren und kurzfristig orientierten Käufern, die Bewegung in die Aktie bringen sollen.

Terra Firma hätte sich sogar mit einem Erlös von 250 Millionen statt 600 Millionen Euro begnügt, doch auch für die reduzierte Aktienzahl fanden sich am unteren Ende der Spanne nicht genügend Abnehmer. Eine Senkung des Ausgabepreises, den viele Investoren schon im Vorfeld als zu ambitioniert bezeichnet hatten, war im Umfeld von Terra Firma ausgeschlossen worden.

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