"Größte Batterie":Vollmachen, bitte

Der Oldenburger Energiekonzern EWE plant einen gigantischen Energiespeicher. Die Batterie soll 120 Megawatt leisten und 2023 in Betrieb gehen. Damit könnte die Stadt Oldenburg einen Tag lang mit Strom versorgt werden.

Von Jan Schmidbauer

Der Oldenburger Energiekonzern EWE will die nach eigenen Angaben "größte Batterie der Welt" bauen und damit Strom aus erneuerbaren Energien speichern. Wie Deutschlands fünftgrößter Versorger bekannt gab, könnte der Speicher im Jahr 2023 in Betrieb gehen. Die Batterie soll 120 Megawatt leisten, was ausreiche, um eine mittelgroße Stadt wie Oldenburg einen Tag lang mit Energie zu versorgen. Für eine Stadt wie Berlin würde der Strom eine Stunde lang genügen.

Als Batterie sollen unterirdische, mit Salzwasser gefüllte Kavernen dienen, von denen es in der Region einige gibt. Sie sollen nach dem sogenannten "Redox-Flow-Prinzip" arbeiten. Im Gegensatz zu herkömmlichen Speichern haben diese keine fest installierten Elektroden. Als Plus- und Minuspol fungieren stattdessen zwei voneinander getrennte Flüssigkammern, in diesem Fall gefüllt mit Salzwasser. Fließt die mit Polymeren angereicherte Flüssigkeit durch die Membranen, also von einer Kammer in die andere, wird die Batterie beladen oder entladen.

Ein erster Prototyp soll im Herbst präsentiert werden

Für das Gelingen der Energiewende können solche Speicher enorme Fortschritte bringen. Windräder und Solaranlagen lassen sich nicht steuern wie herkömmliche Kraftwerke. Sie liefern Strom nur bei entsprechender Witterung und oft auch in Stunden, in denen er eigentlich nicht gebraucht wird. Große Batterien könnten den überschüssigen Strom künftig speichern und bei Bedarf wieder abgeben.

EWE habe das Verfahren bereits erfolgreich im Labor getestet. Im Herbst soll ein Prototyp folgen. Experten sind angetan von dem Vorhaben, halten es aber auch für ziemlich ambitioniert. "Es gibt bislang keinen Nachweis dafür, dass die Technik auch in der industriellen Anwendung funktioniert", sagt der auf Batterietechnik spezialisierte Physiker Olaf Wollersheim. Bisher seien solche Batterien oft mit anderen Materialien betrieben worden, die zwar günstiger, dafür aber umweltschädigender waren. Eine Flüssigbatterie herzustellen, die gleichzeitig umweltfreundlich und kostengünstig ist, sei so etwas wie der "Heilige Gral" in der Forschung, sagt er.

Fraglich sei auch, nach welchem Maßstab die Batterie die größte der Welt sein könnte. Wie Wollersheim erklärt, benötige die Speichertechnologie von EWE einfach sehr viel Platz. Ob die Batterie wirklich die weltweit stärkste sein wird, bezweifelt er allerdings. "Bis sie fertig ist, wird es anderswo sicher eine Batterie geben, die eine höhere Leistungsfähigkeit hat."

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