Greenpeace:Dünnes Eis

Greenpeace ist auf die Nase gefallen: Die Umweltorganisation zockt - und verspielt damit Vertrauen.

Ein Kommentar von Michael Bauchmüller

Auf dem Umweg der Spekulation hat schon so mancher Arbeitnehmer seiner Firma den Garaus gemacht. Sei es der kleine Broker, der auf Soja setzte und damit einen traditionsreichen Agrarhändler ruinierte. Oder, etwas größer, Nick Leeson: Dessen Spekulation ließ die Barings Bank zusammenbrechen und globale Devisenmärkte erzittern. Es braucht von daher nicht viel gesunden Menschenverstand, um von gewissen Geschäften lieber die Finger zu lassen.

Doch ausgerechnet Greenpeace ist nun ebenfalls auf die Nase gefallen. Glaubt man der Umweltorganisation, dann wollte ein wohlmeinender Mitarbeiter Risiken eines fallenden Euro-Kurses minimieren, maximierte stattdessen aber die Verluste: 3,8 Millionen Euro Spendengelder verschwanden im Orkus der Weltbörsen, statt die Welt zu verbessern. Der Euro war dummerweise nicht gefallen, sondern gestiegen. Der Mann hatte sich verzockt.

Für Greenpeace ist das gefährlich. Wie alle gemeinnützigen Organisationen lebt sie vom Vertrauen ihrer Spender. Schnell ist es verspielt, schwer wieder zu erwerben; zuletzt musste das Unicef Deutschland lernen. So gesehen macht Greenpeace jetzt vieles richtig: Die Organisation verniedlicht den Vorfall nicht, sondern entschuldigt sich bei ihren Förderern. Sie will alles offenlegen. Bleibt zu hoffen, dass es wirklich nur um Wechselkurse ging, nicht um Spekulation mit Spenden. Sonst wird der Schaden unermesslich.

© SZ vom 16.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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