Grauer Kapitalmarkt:Anleger, seid misstrauisch!

FILE PHOTO: Containers are seen at the Mariel port on the outskirts of Havana

Zehntausende Anleger investierten in die Containergeschäfte von P&R. Nun müssen sie um ihr Geld bangen.

(Foto: REUTERS)

Die Pleite der Finanzfirma P&R ist bitter für die Kunden. Nun einfach nach strengeren Regeln zu rufen, ist aber naiv. Am besten schützen sich Anleger selbst.

Kommentar von Jan Willmroth

Vieles deutete darauf hin, jetzt ist es sicher: Der Finanzdienstleister P&R ist insolvent. Zehntausende Sparer vertrauten der Firma aus Grünwald bei München ihr Geld an. So investierten sie in Schiffscontainer, sie verließen sich auf die Verheißungen der Firma und die Versprechen ihrer Finanzberater, auf das jahrzehntealte Modell. Jetzt sind sie Teil des womöglich größten Anlageskandals in der bundesdeutschen Geschichte. Bis zu 3,5 Milliarden Euro können gefährdet sein.

Für diejenigen, die nun um ihr Geld bangen müssen, ist das bitter. Aber sie hätten es besser wissen können: Wer sich für direkte Beteiligungen entscheidet, wird Unternehmer und übernimmt das ganze Risiko. Anstatt mickrig verzinste Sparbücher und Festgeldkonten um solide Investitionen in Aktien und Anleihen zu ergänzen, lassen sich Sparer immer wieder auf solch höchst unsichere Geschäfte ein.

Mit der Pleite der Windkraftfirma Prokon verloren Tausende ihr Erspartes, die Immobilienhändler von S&K betrogen rücksichtslos; jedes Jahr gibt es ähnliche Fälle.

Falsch wäre es, nun unbedacht nach einer strengeren Regulierung zu rufen. Der Anlegerschutz wurde nach dem Prokon-Debakel verschärft. Zu glauben, Fälle wie P&R seien durch mehr Regulierung ganz zu verhindern, ist naiv. Am besten schützen sich private Anleger immer noch selbst - indem sie sich gut informieren, um sich über die Risiken klar zu werden. Am Ende zahlt es sich aus, einmal zu oft misstrauisch zu sein.

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