Google:Wir sind doch die Guten

Lesezeit: 2 min

Google-Chef Sundar Pichai kooperiert mit dem Pentagon. (Foto: Stephen Lam/Reuters)

Tausende Mitarbeiter schreiben einen Brief an Google-Chef Sundar Pichai. Sie wollen, dass der Konzern aus einem umstrittenen Drohnenprojekt aussteigt.

Von Jan Schmidbauer, München

Es gibt innerhalb des Internetkonzerns Google eine Losung, auf die sich in der Vergangenheit viele Mitarbeiter einigen konnten: "Don't be evil" lautet sie, "sei nicht böse". Ein Motto, das lange Jahre auch im offiziellen Verhaltenskodex der Firma stand.

Genau diese Worte tauchen nun auch in einem Brief auf, der an Google-Chef Sundar Pichai adressiert ist. 3100 Angestellte des Konzerns haben ihn unterschrieben. In dem Brief protestieren sie dagegen, dass der Konzern das Pentagon bei der Weiterentwicklung von Drohnen unterstützt. "Lieber Sundar", beginnt das Schreiben, das die New York Times veröffentlicht hat, "wir glauben, dass Google nicht am Geschäft mit dem Krieg teilnehmen sollte." Die Google-Angestellten beziehen sich in dem Brief auf das Projekt "Maven", das bereits seit Frühjahr 2017 existiert, aber erst im vergangenen Monat öffentlich wurde. Das Pentagon will mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) die Daten von Drohnen analysieren und dafür mit dem Internetkonzern zusammenarbeiten.

Die hochrangige Google-Managerin Diane Greene soll den Mitarbeitern zwar zugesichert haben, dass die Google-Technologie keine Drohnen "betreiben oder fliegen" wird und "nicht benutzt wird, um Waffen abzufeuern", heißt es in dem Brief. Dennoch sind die Unterzeichner skeptisch und fordern ihren Chef auf, das Programm zu stoppen. "Die Technologie wird für das Militär entwickelt", schreiben sie, "und sobald sie ausgeliefert ist", könne sie leicht für militärische Zwecke genutzt werden.

Wie viele Google-Mitarbeiter sich tatsächlich mit dem Inhalt des Schreibens identifizieren, ist nicht bekannt; zahlenmäßig stellen die Unterzeichner nur eine kleine Minderheit unter den mehr als 70 000 Alphabet-Mitarbeitern. Und doch zeigt der Fall, in welchem Konflikt die Konzerne des Silicon Valley stehen: Einerseits haben sich viele von ihnen einer großen Aufgabe verschrieben, sie wollen die Welt zu einem besseren Ort machen. Anderseits wollen sie Geld verdienen und nehmen dabei wenig Rücksicht auf die Befindlichkeiten anderer, manche bezeichnen die Techkonzerne auch als turbokapitalistisch. Im Kampf um talentierte Mitarbeiter mit Weltverbesserungs-Ambitionen dürfen es die Konzerne dabei aber nicht übertreiben.

Google-Chef Pichai ging am Dienstag zwar nicht wörtlich auf das umstrittene Drohnen-Projekt ein, reagierte aber indirekt auf die Kritik der Mitarbeiter. "Jede militärische Nutzung von maschinellem Lernen weckt naturgemäß berechtigte Sorgen", schrieb er. Man setzte sich für eine umfassende Diskussion des Themas ein. Geht es nach dem Google-Management, sei die Sache aber weniger problematisch - im Gegenteil. Die Software sei ohnehin für viele Kunden zugänglich. Außerdem könne sie Menschen mühsame Arbeit abnehmen und sogar Leben retten. Ob die Mitarbeiter sich davon überzeugen lassen werden?

© SZ vom 06.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: