Google:Internetkonzern geht auf Brüssel zu

Das Unternehmen legt nach Milliardenstrafe einen neuen Vorschlag im Kartellstreit mit der EU-Kommission vor.

Von Alexander Mühlauer, Brüssel

Nach einer Milliardenstrafe ist der Internetkonzern Google auf die EU-Kommission zugegangen. In dem Kartellstreit mit der Brüsseler Behörde geht es um die Frage, ob Google seine Marktmacht als Suchmaschinenbetreiber ausnutzt, um Millionen von Nutzern auf die Preisvergleichsseite Google Shopping zu lenken. Und das, obwohl andere Anbieter womöglich niedrigere Preise und eine größere Auswahl bieten. Die EU-Kommission ist der Meinung, dass Google die Suchergebnisse zu seinen Gunsten anpasst und eigene Anzeigen bevorzugt. Ende Juni hatte die Behörde eine Rekordstrafe von 2,4 Milliarden Euro gegen den kalifornischen Konzern verhängt. Google kündigte an, dagegen in Berufung zu gehen.

In Brüssel verlautete nun am Montag, dass Google angeboten habe, die Ergebnisse von rivalisierenden Shopping-Diensten auf seiner Seite einzublenden. Dies solle mittels einer Auktion geschehen, bei der Konkurrenten für einen Platz auf der Google-Seite bieten würden. Der Vorschlag sei am 29. August bei der Brüsseler Behörde eingereicht worden. Die Wettbewerbshüter haben aber offenbar Bedenken, dass dieser nicht ihren ursprünglichen Forderungen entspricht. Denn eigentlich sollte Google die Ergebnisse von Konkurrenten genauso prominent platzieren wie die jene seiner eigenen Dienste. Der US-Konzern hat jetzt noch bis Ende September Zeit, den Vorschlag nachzubessern.

Der Streit um Google Shopping ist nicht der einzige Konflikt zwischen der EU-Kommission und dem Internetkonzern. Derzeit laufen zwei zusätzliche Verfahren, die weitere Strafen nach sich ziehen könnten. So untersucht die EU-Kommission Googles Marktmacht bei dem Smartphone-Betriebssystem Android. Die Brüsseler Behörde kritisiert, dass Hersteller von Android-Geräten mit integrierten Diensten des Konzerns zwingend auch die Google-Suchmaschine und den Web-Browser Google Chrome vorinstallieren müssen.

Seit Juli des vergangenen Jahres ermittelt die EU-Kommission zudem, ob Google in seinem Kerngeschäft - dem Anzeigenmarkt - gegen europäisches Wettbewerbsrecht verstößt. Der Verdacht: Google schränke die Möglichkeiten von Unternehmen ein, auf ihren Webseiten Werbung von konkurrierenden Suchmaschinen anzuzeigen. Der US-Internetkonzern weist sämtliche Anschuldigungen aus Brüssel von sich.

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