Google:"Entspricht nicht der Realität"

Der US-Konzern widerspricht Vorwürfen der Europäischen Union, die Suchergebnisse seines Preisvergleichsportals Google Shopping systematisch besser zu platzieren. Online-Shopping gehe anders, als Brüssel sich vorstelle.

Von Thomas Kirchner, Brüssel

Seit 2010 geht die EU gegen Google vor. Der Grundvorwurf lautet, dass der Konzern seine beträchtliche Marktmacht dazu missbrauche, eigene Angebote zu Lasten der Konkurrenz unrechtmäßig zu fördern. In den meisten europäischen Ländern hat die Internet-Suchmaschine von Google einen Marktanteil von mehr als 90 Prozent. Der Versuch einer gutwilligen Einigung ist gescheitert, so dass nun drei Wettbewerbsverfahren laufen. Zu zweien von ihnen äußerte sich Google am Donnerstag offiziell und übermittelte der EU-Kommission seine Stellungnahme.

Der US-Konzern weist den Vorwurf der EU-Kommission zurück, die Suchergebnisse seines Preisvergleichsportals Google Shopping systematisch besser zu platzieren als die Ergebnisse vergleichbarer Einkaufsportale. Wer so argumentiere, nehme bewusst nur einen Teil des Marktes wahr, hatte Google schon 2015 erklärt, als das Verfahren eröffnet wurde. Er blende aus, dass der Markt auch das Verkaufsportal Amazon umfasse, mit dem Google zusammenarbeite, aber auch konkurriere. In Wahrheit jagten Google und andere Vergleichsseiten - deren Klagen über Google den Anstoß zum Einschreiten der EU gaben -, dem größten Spieler Amazon nach.

"Die Theorie der EU-Wettbewerbshüter "entspricht einfach nicht der Realität, wie die meisten Menschen einkaufen", ergänzt Google-Rechtsbeistand Kent Walker nun im Blog des Unternehmens. Die Konsumenten bewegten sich nicht linear von der Suchmaschine zu Preisvergleichsseiten und weiter zu den Händlerangeboten. Vielmehr gelangten sie auf diversen Wegen zum Ziel - im mobilen Internet etwa über Apps. All die unterschiedlichen Plattformen konkurrierten miteinander und schüfen einen dynamischen, gesunden Markt. Seine Argumentation untermauert Google mit Studien. Die Beweise der Kommission hingegen seien "dünn wie Papier", hieß es aus dem Konzern.

Auch Vorwürfe betreffend Online-Werbung über AdSense for Search, die in dieselbe Richtung zielen, wies Google zurück. Man habe den Wettbewerb erweitert, was den Konsumenten nütze, so Walker. Zum dritten Verfahren, bei dem es um das mobile Betriebssystem Android geht, muss der Konzern bis 11. November Stellung nehmen. Die EU verdächtigt Google, Smartphone- und Tablet-Hersteller dazu zu bringen, Google-Apps und -Dienste bevorzugt zu behandeln.

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