Goldreserven der Bundesbank:"Früher reichten Fischkisten"

Sicherheitsstufe Eins: Der Transport von Wertsachen ist heutzutage eine logistisch anspruchsvolle und vor allem hochgeheime Angelegenheit. Wenn die Bundesbank nun Goldreserven aus London, Paris und New York nach Deutschland zurückholen will, ist vor allem eines wichtig: Schnell muss es gehen.

Von Andrea Rexer, Frankfurt

Die Augen der Panzerknacker leuchten. Es wird schließlich nicht alle Tage bekannt, dass bald ein groß angelegter Goldtransport über die Bühne gehen wird. Die deutsche Bundesbank will 700 Tonnen Gold von Paris und New York nach Frankfurt transportieren. Bei Details zu den Transporten gibt sich Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele jedoch schmallippig - die Bundesbank will sich schließlich nicht selbst die Diebe auf den Hals hetzen.

Aufmerksamkeit ist genau das, was die Bundesbank nicht brauchen kann, wenn sie ihr Gold sicher von A nach B bringen will. "Früher haben wir das Gold einfach in Zigarrenkisten oder Fischkisten gepackt. Möglichst unauffällig", sagt einer, der vor vielen Jahren im Auftrag einer großen Logistikfirma für den Transport von Gold aus Minen von den Philippinen nach Deutschland verantwortlich war. "Aber heute läuft das ganz anders. Das ist Hochsicherheitsgut und wird auch als solches tituliert."

Flugzeug statt Zug

Die Logistiktochter der Lufthansa, LH Cargo, unterscheidet zwischen den Produkten "Safe TD1" und "Safe TD2". Kisten voller Gold würden unter die höchste Kategorie "TD1" fallen. Die Umladung vom Laster ins Flugzeug wird in einem Hochsicherheitsbereich am Flughafen vorgenommen. "Da geht hinter dem Lkw die Schleuse zu, und keiner kann mehr sehen, wohin er fährt", beschreibt den Vorgang einer, der mit den Transporten zu tun hat.

Dass das Gold aus New York per Flugzeug und nicht per Schiff über den Atlantik nach Frankfurt kommen wird, bezweifeln Sicherheitsexperten nicht. Denn die Fahrt per Schiff würde viel zu lange dauern. Und Zeit ist schließlich ein erheblicher Faktor: Je schneller der wertvolle Transport über die Bühne geht, desto weniger Chancen haben Diebe.

Wie kam das Gold nach New York?

Das Gold aus Paris ließe sich auch auf dem Landweg nach Frankfurt holen. Welche Spedition die Bundesbank mit dem Transport betraut, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Allzu groß ist die Auswahl jedoch nicht. Denn nur wenige Spediteure können die hohen Sicherheitsstandards bieten. Platzhirsche in dem Markt sind die US-Unternehmen Brinks und G4S.

Goldreserven der Fed in New York

Wände aus Gold: Mitarbeiter der New Yorker Federal Reserve Bank führen Buch über den Bestand

(Foto: dpa)

Auf Goldtransport spezialisiert ist außerdem das deutlich kleinere Schweizer Unternehmen Viamat. Wer von einem dieser Unternehmen Informationen einholen will, beißt auf Granit. Die Telefonnummer einer Pressestelle gibt es natürlich nicht, eine schriftliche Anfrage wird sofort geblockt: Man bittet um Verständnis, aber zu jedweden Fragen könne man keine Auskunft geben.

Kurze Anreise

Allzuviel Erfahrung mit reinen Goldtransporten hat die Bundesbank nicht, doch weil die Währungshüter regelmäßig größere Bargeld- und Münztransporte durchführen, sieht man die Goldverlagerung als Routinearbeit. 2000 und 2001 wurden 940 Tonnen Gold aus England abtransportiert, weil dort die Einlagerungsgebühren zu hoch waren. Damals erfuhr die Öffentlichkeit im Vorfeld nichts. Die Antwort auf die Frage, wie das Gold früher nach New York, London oder Paris transportiert wurde, ist einfach: gar nicht.

Die Bundesbank hat es direkt dort gekauft. Als die Wirtschaft im Nachkriegsdeutschland boomte, tauschte die Bundesbank die Exporteinnahmen gegen das Gold ein und lagerte den Schatz vor Ort, um ihn im Ernstfall schnell gegen Devisen eintauschen zu können. Das wird sie in Frankfurt nicht mehr tun können. Damit ist auch klar: Der Transport nach Deutschland hat nichts damit zu tun, dass das Gold hier im Krisenfall mehr Nutzen bringt. Der Bundesbank geht es vor allem um den Symbolcharakter.

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