Goldman Sachs:Talentschmiede

Gleich fünf Ex-Manager der Bank hat der neue US-Präsident Donald Trump in seinen engen Führungszirkel berufen. Er ist damit nicht der Erste.

Von Claus Hulverscheidt

Noch wenige Tage vor der Wahl war sich Donald Trump absolut sicher gewesen, wo das Böse seine Heimstatt hat: Jahrzehntelang sei die Arbeiterklasse des Landes "von der Wall Street ausgeraubt worden", tönte der Kandidat, seine Fernsehspots zeigten Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein in vermeintlich trauter Eintracht mit Hillary Clinton. Die Beziehungen zwischen der Finanzindustrie und der Politik seien derart eng, so Trump, dass er persönlich den "Sumpf trockenlegen" müsse.

Stattdessen steigt der neue US-Präsident nun selbst in den Morast hinab. Mit Steven Mnuchin, Gary Cohn, Steve Bannon, Dina Powell und Anthony Scaramucci hat Trump gleich fünf ehemalige Goldman-Sachs-Manager in seinen engeren Führungszirkel berufen: Mnuchin als Finanzminister, Cohn, Powell und Scaramucci als Berater. Die wichtigste Rolle hat Bannon, der nach seiner Zeit als Banker das stark rechtslastige Nachrichtenportal Breitbart führte und als neuer "Chefstratege" des Weißen Hauses an der Ausarbeitung all jener Dekrete beteiligt war, mit denen Trump seit Tagen die Welt verunsichert.

Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass zumindest Bannon, Mnuchin und Scaramucci schon seit weit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr für das mächtige Finanzhaus arbeiten. Auch ist das massenhafte Anheuern früherer Goldman-Mitarbeiter beileibe keine Erfindung Trumps: George W. Bushs Finanzminister Henry Paulson war gar Vorstandsvorsitzender der Bank gewesen, Bill Clintons Kassenwart Robert Rubin immerhin Aufsichtsratschef. Auch unter Barack Obama dienten viele ehemalige Mitarbeiter der Bank im Weißen Haus und verschiedenen Ministerien.

Dass die Einstellung eines halben Dutzends Goldman-Alumni nicht unbedingt vor Kritik der Bank schützt, hat Trump zu Wochenbeginn allerdings bereits lernen müssen: Konzernchef Blankfein bezeichnete den Einreisestopp des Präsidenten für Bürger aus sieben überwiegend muslimischen Ländern in einer Nachricht an die Belegschaft als "eine Politik, die wir nicht unterstützen". Die Bank brauche Mitarbeiter unterschiedlicher Herkunft und mit unterschiedlichen Perspektiven. "Vielfältig zu sein ist für uns nicht einfach nur eine Option", so Blankfein. "Es ist ein Muss."

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