Goldman Sachs:Lädierte Wall-Street-Ikone

Die US-Investmentbank Goldman Sachs galt als ein Aushängeschild des Kapitalismus. Nun rutscht das Institut massiv ins Minus - zum ersten Mal seit dem Gang an die Börse.

Die weltweite Finanzkrise hat jetzt auch die US-Großbank Goldman Sachs mit voller Wucht erwischt - sie rutscht im vierten Geschäftsquartal zum ersten Mal seit ihrem Börsengang vor zehn Jahren in die roten Zahlen.

Goldman Sachs in New York, dpa

Goldman im Minus - zum ersten Mal seit dem Gang aufs Parkett.

(Foto: Foto: dpa)

In den Monaten September bis November häufte die Bank unterm Strich einen Verlust von 2,12 Milliarden Dollar an, wie das Unternehmen am Dienstag vor Eröffnung der US-Börsen mitteilte. Je Aktie entspricht das einem Minus von 4,97 Dollar. Die Bank schnitt damit schwächer ab als von Analysten erwartet. Bisher war Goldman Sachs relativ gesehen besser durch die Finanzmarktkrise gekommen als andere Kreditinstitute.

Angesichts der Finanzmarktkrise hatte sich die traditionsreiche Investmentbank Mitte September in eine Geschäftsbank umgewandelt. Damit bekam sie Zugang zu Krediten der US-Notenbank. Zudem war Ende September die Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway des Multimilliardärs Warren Buffet mit rund fünf Milliarden Dollar bei Goldman Sachs eingestiegen. Buffett begründete die Investitionen damit, dass die Bank weiterhin über das intellektuelle und finanzielle Kapital verfüge, um überdurchschnittliche Ergebnisse zu erzielen.

Im Vorjahresquartal hatte das Institut noch einen Gewinn von 3,17 Milliarden Dollar erzielt. Im dritten Vierteljahr musste Goldman Sachs zwar einen Gewinneinbruch von 71 Prozent auf 810 Millionen Dollar hinnehmen, schrieb aber keine roten Zahlen. Für das gesamte Geschäftsjahr wies die Bank allerdings immer noch einen Gewinn von 2,04 Milliarden Dollar oder 4,47 Dollar je Aktie aus.

Nettogewinn massiv geschrumpft

Auch auf das Gesamtjahr gesehen hat die Finanzkrise deutliche Spuren in der Bilanz von Goldman Sachs hinterlassen. Vor einem Jahr hatte die US-Bank der Krise noch getrotzt und mit einem Rekordgewinn geglänzt. Der Nettogewinn schrumpfte nun auf 2,32 Milliarden Dollar (Vorjahr: 11,60 Mrd Dollar).

Der Gewinn je Aktie verringerte sich auf 4,47 Dollar. 2007 hatte Goldman noch 24,73 Dollar je Aktie verdient. Die Nettoerträge sanken um etwa die Hälfte auf 22,22 Milliarden Dollar (Vorjahr: 45,99 Milliarden Dollar).

Die Goldman-Aktie legte trotz der schlechten Zahlen in der ersten Handelsstunde um mehr als sieben Prozent auf 71,20 Dollar zu. Anleger hofften Händlern zufolge, dass Goldman Sachs nun einen Großteil der Altlasten über Bord geworfen habe. Die Wall-Street-Ikone büßte seit Jahresbeginn allerdings fast 70 Prozent ihres Börsenwerts ein.

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