Goldman-Chef Dibelius:Einfach mal ein Kaufhaus kaufen

Für Karstadt bahnt sich eine neue Lösung an, der Vermieter von Warenhäusern soll Eigentümer werden. Die Hauptrolle hat Goldman-Chef Dibelius.

Alexander Dibelius, Deutschland-Chef der Investmentbank Goldman Sachs, soll wieder einmal im Hintergrund die Fäden ziehen. Das Immobilien-Konsortium Highstreet, an dem sein Haus die Mehrheit der Anteile hält, könnte die 120 Karstadt-Häuser vollständig übernehmen und als Konzern erhalten. Dies berichtet jedenfalls die Bild am Sonntag.

Goldman-Chef Dibelius: Möglicherweise will nun doch Goldman Karstadt übernehmen. Das Unternehmen hält über eine Investment-Gesellschaft einen Großteil der Karstadt-Immobilien.

Möglicherweise will nun doch Goldman Karstadt übernehmen. Das Unternehmen hält über eine Investment-Gesellschaft einen Großteil der Karstadt-Immobilien.

(Foto: ag.ap)

Schon zu Zeiten, in denen die Karstadt-Quelle-Mutter Arcandor noch nicht pleite war, sondern im Gegenteil schönste Versprechungen machte, war Dibelius im Warenhaus-Geschäft aktiv. Er verstand sich gut mit dem langjährigen Arcandor-Chef Thomas Middelhoff. Am Ende kam es zum Kauf von 86 Karstadt-Filialen druch Highstreet, was Middelhoff ordentlich Geld in die Kasse brachte.

Jetzt versucht sich der Ex-Arcandor-Chef als Selbstständiger im Finanzmarkt - und sein Freund Dibelius will angeblich noch diese Woche dem Karstadt-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg ein Angebot machen. In Geheimverhandlungen habe sich das Konsortium bereits mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi auf die Details einer Übernahme geeinigt.

Angeblich keine Entlassungswelle

Es solle keine Entlassungen in größerem Umfang geben. Für den Goldman-Sachs-Mann Dibelius steht viel Geld im Feuer. Highstreet ist auf gute Mieteinnahmen durch Karstadt angeweisen, und hat nach der Insolvenz schon deutliche Abschläge hinnehmen müssen. Ehe noch mehr Pein droht, kümmert er sich lieber selbst um die Sache.

40 Millionen Euro wollen Dibelius und die anderen Highstreet-Freunde zahlen, die Wochen-Arbeitszeit soll von 37,5 auf 39,5 Stunden steigen, 15 Prozent des Kapitals sind für die Arbeitnehmer reserviert. Und wenn alle so schön mitziehen, dass will Highstreet bei der Miete etwas nachgeben. Hauptsache, der Vermieter behält einen solventen Mieter.

Auch der Metro-Konzern (Media Markt, Saturn, Galeria Kaufhof) ist wohl noch im Rennen. Vorstandschef Eckhard Cordes habe in einem Brief an Insolvenzverwalter Görg erneut Interesse an der Übernahme einer größeren Anzahl von Karstadt-Häusern signalisiert, "um diese Standorte in einem Gesamtkonzept mit unserer Kaufhof Warenhaus-Kette zusammenführen", heißt es.

Ein weiterer Kaufinteressent ist die Berggruen Holdings Ltd., eine vom Privatinvestor Nicolas Berggruen - Sohn des verstorbenen Kunstmäzens Heinz Berggruen - gesteuerte Investmentgesellschaft. Sie will sämtliche Geschäftsaktivitäten übernehmen. Sprecher des Insolvenzverwalters Görg und des Investors Berggruen bestätigten einen entsprechenden Bericht des Handelsblattes.

Die Investorengruppe Triton hatte sich als Käufer für Karstadt ebenfalls ins Gespräch gebracht.Sie drohte jedoch jüngst mit Rückzug, nachdem sie vergeblich Zugeständnisse der Arbeitnehmer verlangt hatte.

Bis 27. Mai muss ein Investor gefunden sein, sonst kann der Insolvenzplan nicht in Kraft treten. Aber dafür wird Alexander Dibelius schon sorgen.

Köln verzichtet auf Gewerbesteuer

Nur die Stadt Köln könnte noch dazwischenfunken - doch diese Befürchtung ist seit Montag obsolet. Der Kölner Stadt-Kämmerer Norbert Walter-Borjans kündigte ein Schreiben an Insolvenzverwalter Klaus-Hubert Görg an, in dem die Stadt auf 1,7 Millionen Euro Gewerbesteuer verzichtet. "Eine Lösung für Karstadt wird an Köln nicht scheitern, sagte Walter-Borjans.

Fast alle Städte wollen mittlerweile auf ihre Forderungen verzichten. Der Insolvenzverwalter hatte bei allen 94 Kommunen mit Karstadt-Standorten eindringlich für einen Steuererlass geworben. Dabei geht es um eine Steuerforderung der Gemeinden von theoretisch bis zu 140 Millionen Euro.

Hintergrund ist ein außerordentlicher Ertrag in der Karstadt- Bilanz, der durch einen Forderungsverzicht der Gläubiger von bis zu zwei Milliarden Euro entstehen würde. Görg braucht die Zustimmung so vieler Kommunen, dass 98 Prozent der Steuerforderungen vom Tisch sind.

Eine Weigerung von Köln mit seinen hohen Karstadt-Umsätzen würde die zwei Prozent Spielraum überschreiten, sagte ein Sprecher des Insolvenzverwalters.

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