Go-Pro an der Börse:Videos - drei Milliarden Dollar wert

Der Moment, wenn ein Löwe dir entgegenstürmt, oder der Blickwinkel von Base Jumpern während ihres Sprungs: Go-Pros können Bilder einfangen, die den meisten sonst verwehrt blieben. Diese Bilder sind der Börse jetzt drei Milliarden Dollar wert.

Von Valérie Müller

Den Blickwinkel eines Base Jumpers einfangen oder den Ritt durch die perfekte Welle aufzeichnen: Vor etwa zehn Jahren wollte sich Nicholas Woodman beim Surfen filmen, war aber von den verfügbaren Kameras enttäuscht. Deshalb entwickelte der Kalifornier eine Videokamera für Sportler, die genau solche Momente einfangen kann.

Heute zeichnen Sportler auf der ganzen Welt ihre mitunter waghalsigen Aktionen mit Woodmans Helmkamera auf. Die Videos werden im Netz geklickt, geteilt und geliked. Das Besondere an den Videos, die mit der Go-Pro gefilmt werden: Die Kamera kann genau den Blickwinkel des Extremsportlers einfangen. So konnten alle mit anschauen, was Felix Baumgartner bei seinem Fallschirmsprung aus 39 Kilometern Höhe gesehen hat.

Die für ihre Hero-Actionkameras bekannte US-Firma Go-Pro ist jetzt an die Börse gegangen. Insgesamt flossen damit 427 Millionen Dollar zur Hälfte ans Unternehmen und an einige Alteigentümer. Die Kalifornier brachten eine erste Tranche an Aktien zum Preis von 24 Dollar unter die Anleger. Dieser Kurs lag am oberen Ende der zuvor festgelegten Preisspanne und bewertet das Unternehmen aktuell mit rund drei Milliarden Dollar. Im Handelsverlauf stieg der Kurs dann weiter auf 31 Dollar.

Die ersten Kameras von Nicholas Woodman liefen noch mit analogem Film. Mittlerweile nehmen die Geräte aber digitale HD-Videos auf SD-Karten auf. Werbevideos muss das Unternehmen nicht mal selbst drehen. Das Material liefern die Go-Pro-Käufer: Sie schicken die Videos von ihren Snowboard-Sprüngen, vom Tauchgang mit Weißem Hai oder der Kanufahrt an Eisbergen an die Firma. Mit Go-Pros ausgestattet konnte zum Beispiel der "Löwenflüsterer" Kevin Richardson hautnah seine Begegnungen mit den gefährlichen Tieren einfangen. Die traditionellen Kameras wären zu schwer gewesen, um sie auf der Schulter oder auf dem Kopf zu tragen.

Gründer Nicholas Woodman hält 49 Prozent der Stimmrechte

Der Actionkamera-Anbieter geht jetzt unter dem Kürzel "GPRO" an die Technologiebörse Nasdaq. Dass Go-Pro der Börse so viel wert ist, liegt nicht zuletzt an den vielen Videos, die ins Netz geladen werden. Eines der beliebtesten Go-Pro-Videos ist der Backflip von Extremsportler Kelly McGarry über einen 22 Meter-langen Canyon-Spalt. Da wird einem schon beim Zuschauen schlecht.

Im vergangenen Jahr verdoppelte sich der Umsatz des Unternehmens Go-Pro nahezu auf rund eine Milliarde Dollar - der Gewinn stieg auf 61 Millionen Dollar. Gründer und Chef Nicholas Woodman ist der starke Mann bei Go-Pro mit 49 Prozent der Stimmrechte. Unter den weiteren Anteilseignern ist neben Finanzinvestoren auch der chinesische Auftragsfertiger Foxconn, der vor allem als Hersteller von Apple-Geräten bekannt ist.

Weil die Hero-Kameras sich leicht an Helmen befestigen lassen, sind sie besonders bei Sportlern beliebt. Die kleinen, robusten Geräte nehmen aber nicht nur Videos und Fotos in voller Fahrt auf, sie werden auch gerne mal von Tieren genauestens unter die Lupe genommen und liefern im Nachhinein ungewohnte Einblicke. Dieser Grizzlybär versucht die kleine Kamera zu fressen und zeigt uns sein Maul von innen.

Anfangs finanzierten Nicholas Woodman und seine Frau die Firma der Legende nach unter anderem mit dem Verkauf von Muschel-Halsbändern und Gürteln. Das wird nicht mehr nötig sein. Nicholas Woodman ist heute 38 und Milliardär - dank seiner Entwicklung. Seine Go-Pros sind leicht, wasserdicht, robust und man kann sie mit einem Gummiband um den Helm, ans Handgelenk oder um die Brust binden. Ein weiterer Erfolgsgarant: Die Bilder lassen sich schnell ins Internet oder aufs Smartphone laden.

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