GM: Hendersons erster Auftritt:Insolvenz nicht ausgeschlossen

Fritz Henderson, der Neue an der Spitze von General Motors, verspricht, "schneller und gründlicher" bei der Rettung des Konzerns vorzugehen - und erwägt dafür sogar eine Insolvenz.

N. Piper, New York

Der neue Chef von General Motors, Fritz Henderson, schließt eine Insolvenz des angeschlagenen Autokonzerns nicht mehr aus. Einen Tag nach seiner Ernennung versprach Henderson vor Journalisten, "schneller und gründlicher" vorzugehen, um GM als profitables und erfolgreiches Unternehmen "neu zu erfinden". Das Management bereite sich darauf vor, Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-Konkursrechts zu beantragen, damit das Verfahren schnell und effektiv ablaufen könne. "Wir werden unseren Job machen, entweder außerhalb des Gericht oder innerhalb," sagte Henderson.

General Motors, AP

Der neue GM-Chef Fritz Henderson predigt schnelles Vorgehen bei der Sanierung des maroden Autobauers - und schließt auch eine Insolvenz nicht aus.

(Foto: Foto: AP)

Das Wall Street Journal hatte am Dienstag berichtet, GM plane die Aufteilung des Konzerns in einen "guten" Teil mit den Marken Cadillac, Buick, Chevrolet und GMC und einen "schlechten", in dem Hummer, Saturn und Pontiac zusammengefasst werden. Dieser letzte Teil solle in Insolvenz gehen.

"Auf chirurgische Weise"

Henderson lehnte es auf seiner Pressekonferenz ab, diesen Bericht zu kommentieren, machte aber klar, dass die Entscheidung über eine Insolvenz sehr schnell fallen wird. Er brauche dafür nicht die gesamte Frist von 60 Tagen, die ihm die Regierung in Washington eingeräumt hatte, um einen glaubwürdigen Plan für das Überleben des einst größten Autokonzerns der Welt eingeräumt hatte. Hendersons Äußerungen bedeuten einen klaren Bruch mit der bisherigen Geschäftspolitik von General Motors. Hendersons Vorgänger Rick Wagoner hatte es, zumindest öffentlich, immer abgelehnt, sich auf eine Insolvenz vorzubereiten.

Präsident Barack Obama hatte schon am Vortag gesagt, GM müsse das Konkursrecht "auf chirurgische Weise" nutzen. In einem überraschenden Schritt hatte der Chef von Obamas Auto-Eingreiftruppe, Steven Rattner, zuvor den bisherigen GM-Chef Wagoner zum Rücktritt gezwungen und von dem Konzern einen neuen, glaubwürdigen Überlebensplan gefordert. Dazu sollen weitere Zugeständnisse der Gewerkschaften und der Gläubiger gehören.

Angebote für Arbeitslose

Nach den bisherigen Überlegungen könnten zwei Drittel der Anleihen in Aktienkapital wandelt und der Rest von der Regierung garantiert werden. Mit der Aussicht auf eine Insolvenz haben die Regierung und das GM-Management einen Hebel, um Zugeständnisse von den Anleihenbesitzern zu erzwingen. Henderson unterstrich auf seiner Pressekonferenz ebenfalls, das GM seine Bilanz "säubern" müsse. Das Management werde auch weitere Werke schließen; Details nannte er dazu aber nicht.

Um den Absatz anzukurbeln, kündigte GM ein umfangreiches Programm von Kaufanreizen für den US-Markt an. Dazu gehören Kredite mit Null-Prozent-Zinsen, günstige Garantien und Angebote für Arbeitslose: Wer nach dem Autokauf seinen Job verliert, dem zahlt GM für eine befristete Zeit die Raten. Ford stellte ein ähnliches Angebot vor.

Die Aktie von GM stand nach den Äußerungen Hendersons weiter unter Druck. Bis zum frühen Abend verlor das Papier gut 13 Prozent und wurde in New York bei 2,63 Dollar gehandelt. Dagegen erholten sich die deutschen Autowerte Daimler und BMW, die am Vortag noch unter der GM-Krise gelitten hatten.

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