GM: Die Zukunft der Marken:Die Geier kreisen schon

Aus zwölf mach vier: General Motors konzentriert sich auf das Kerngeschäft und viele Marken fallen dieser Schrumpfkur zum Opfer. sueddeutsche.de zeigt, wer im GM-Verbund bleibt - und wovon sich der Konzern trennt.

Tobias Dorfer

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Pontiac Firebird

Quelle: SZ

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Aus zwölf mach vier: General Motors muss drastisch schrumpfen. Für viele Marken wird im neuen Konzern kein Platz mehr sein. sueddeutsche.de zeigt, wer im GM-Verbund bleibt - und wovon sich der Autokonzern trennt.

Pontiac

Die Marke:

Wer die TV-Serie "Detektiv Rockford - Anruf genügt" kennt, der erinnert sich noch an den Pontiac Firebird (Foto), mit dem Hauptdarsteller James Garner über die Straßen brauste. Die riskanten Manöver des TV-Detektivs blieben so ziemlich die einzigen Höhepunkte in der jüngeren Geschichte der Marke. 2002 wurde der zuletzt erfolglose Firebird eingestellt - und was dann kam, war in etwa so aufregend wie eine Verfolgungsjagd mit Inspektor Derrick: Der Anspruch von Pontiac war zuletzt, sportliche Fahrzeuge im mittleren Preissegment zu verkaufen. Die Realität war wenig aufregende Massenware. Aus diesem Grund hat GM Pontiac auch fallenlassen. Die Marke wurde inzwischen eingestellt.

Foto: Pressinform

Opel Ampera

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Opel / Vauxhall

Die Marke:

Aus den Pionieren des deutschen Autobaus ist das Problemkind der deutschen Wirtschaft geworden. Was als Nähmaschinenfabrik in Rüsselsheim begann, brachte in der Folgezeit Kultautos wie Manta, Admiral oder Kadett auf den Markt. Seit 1928 gehört Opel (Foto: Opel Ampera) zum GM-Konzern, drei Jahre zuvor hatten die Amerikaner auch den britischen Hersteller Vauxhall übernommen. Wer einen Unterschied zwischen den beiden Marken sucht, muss schon genau hinschauen. Denn abgesehen von dem Logo (und der Position des Lenkrads) sind die Modelle identisch - Vauxhall ist lediglich die britische Opel-Variante. Der Opel-Glanz früherer Tage ist inzwischen verblasst. Immer weiter ist der Marktanteil geschrumpft. Inzwischen haben sich die Opel-Zahlen wieder ein wenig erholt - dank der Abwrackprämie und dem Erfolg des neuen Mittelklassemodells Insignia. Ob General Motors Opel abgeben wird oder nicht, ist unklar. Denkbar sind ein Verbleib bei GM, ein Kauf durch die Interessenten Magna und RHJI sowie die Liquidation der deutschen Tochter.

Foto: Opel

Buick Lucerne CXL

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Buick

Die Marke:

Buick (Foto: Buick Lucerne CXL) ist eine der Stammmarken von General Motors, auf der das Unternehmen sich quasi begründet. Im GM-Konzern ist Buick vor allem für schnittige Limousinen und Geländewagen zuständig - als Konkurrenz zur Toyota-Marke Lexus. Deshalb soll die Marke auch weiter im geschrumpften GM-Konzern verbleiben.

Foto: Buick

Saab 9-3, Sport, Combi

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Saab

Die Marke:

Pfiffiges Design, besondere Innovationskraft - die tüftelnden Schweden haben aus dem Luftfahrtunternehmen Svenska Aeroplan Aktiebolaget (Saab; Foto: Saab 9-3 Sport Combi) einen bekannten Autohersteller geformt. Bekannt wurden die Autos beispielsweise durch das Zündschloss, das sich bei Saab traditionell in der Mittelkonsole befindet. Trotzdem ist das Unternehmen, das seit 2000 vollständig zu General Motors gehört, ein chronischer Verlustbringer. Nur 94.000 Autos verkaufte Saab in einem Jahr, das sind gerade einmal 1,1 Prozent des Gesamtabsatzes von General Motors und deutlich zu wenig, um eine tragende Rolle einzunehmen. Daher wurde Saab an die schwedische Traditionsmarke Koenigsegg abgegeben - beteiligt ist auch der ehemalige Opel-Bieter BAIC aus China. Der Autohersteller ermöglicht mit frischem Kapital die Übernahme von Saab durch Koenigsegg.

Foto: Saab

Daewoo, Damas

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Daewoo

Die Marke:

Daewoo (Foto: Daewoo Damas) ist eigentlich ein südkoreanischer Mischkonzern. Dessen Autosparte wurde im Jahr 2000 an eine Investorengruppe um General Motors verkauft und ist im Konzern seitdem für die kleineren Modelle verantwortlich. 90 Prozent des Absatzes macht GM Daewoo inzwischen außerhalb Südkoreas - und da unter dem Namen Chevrolet. Wirklich sichtbar ist die Marke jedoch nur noch im asiatischen Raum - denn in Australien werden die Autos unter dem Namen Holden verkauft, in Europa und den USA fahren sie als niedrigpreisige Chevrolets über die Straßen. Die finanzielle Situation des Unternehmens hat sich zuletzt zugespitzt. Momentan hofft GM Daewoo auf Finanzhilfen aus Südkorea. Nachdem das Unternehmen seinen Kreditrahmen ausgeschöpft hatte, fragte es bei den Banken nach weiteren Krediten.

Zukunft im GM-Konzern:

GM hält 51 Prozent der Anteile an der GM-Daewoo-Autosparte, möchte diese jedoch reduzieren.

Tendenz:

Einen Totalausstieg wird es wohl nicht geben - die Beteiligung an GM Daewoo bietet dem US-Konzern den Kontakt zum wichtigen asiatischen Markt.

Foto: Daewoo

Holden Commodore Wagon SVZ

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Holden

Die Marke:

Was im Jahr 1852 als eine Sattlerei in Adelaide begann, ist heute eine der bekanntesten Automarken Australiens, die vom Kleinauto bis zum Geländewagen so ziemlich alles im Programm hat, was Autofahrer auf dem fünften Kontinent brauchen. Zwar hat Holden (Foto: Commodore Wagon SVZ) in Australien eigene Produktionsstätten und sogar eine Entwicklungsabteilung. Die ist jedoch vor allem für die Pick-ups zuständig. Die kleineren Autos ähneln häufig den Wagen von Opel oder Daewoo. Der Holden Astra ist fast identisch zum Opel Astra, der Kleinwagen Barina basiert auf einem Auto von Daewoo.

Zukunft im GM-Konzern:

Seit 1931 gehört der Hersteller zum GM-Reich - und das soll auch so bleiben. Ein Holden-Sprecher sagte, der Konzern werde nicht abgespalten oder verkauft. GM sehe in Holden einen wichtigen Teil des Gesamtkonzerns. Auto-Experten glauben jedoch, sollte sich die Situation von GM verschlechtern, wäre im schlimmsten Fall auch ein Verkauf von Holden denkbar.

Tendenz:

Holden darf bleiben - ein beträchtlicher Teil der Modellpalette wird ohnehin von anderen Konzerntöchtern produziert.

Foto: Wagon

Chevrolet Volt

Quelle: SZ

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Chevrolet

Die Marke:

Chevrolet gehört seit 1918 zu General Motors und bildet heute eine der Kernmarken des US-Konzerns. Vom Pick-up-Truck Silverado bis zum Kleinwagen Aveos bietet Chevy die gesamte Bandbreite an Fahrzeugen an. Chevrolet hat eine wichtige Rolle bei der Neugestaltung des GM-Konzerns. Von zahlreichen Modellen gibt es inzwischen auch eine spritsparende Hybrid-Version. Unter dem Namen Volt (Foto) wird im nächsten Jahr der große Hoffnungsträger von General Motors als Chevrolet auf den Markt kommen - mit dem Elektroauto will das Unternehmen den Massenmarkt erobern.

Zukunft im GM-Konzern:

Chevrolet ist in den USA von General Motors als Innovationstreiber auserkoren. Hybrid- und Elektroautos sind die Zukunft - und möglicherweise die Rettung von GM. Dass sie zunächst verstärkt unter dem Namen Chevrolet angeboten werden, ist ein deutliches Zeichen - für die Traditionsmarke.

Tendenz:

Chevrolet ist GM - daran ändert auch die Schrumpfkur nichts

Foto: dpa

Saturn Aura

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Saturn

Die Marke:

Saturn (Foto: Saturn Aura), gegründet im Jahr 1990, ist die jüngste Marke im GM-Reich. Vertrieben werden die Autos zumeist in Nordamerika. Konzipiert als preisgünstige (und spritsparende) Alternative zu den Importautos aus Japan und Korea, bringen sie europäische Einflüsse auf den US-Markt. Kein Wunder, denn hinter Saturn verbergen sich häufig Opel-Modelle. Der Saturn Astra unterscheidet sich so gut wie gar nicht vom deutschen Opel Astra. Den Amerikanern gefällt's - die Marke erreicht einen der höchsten Zufriedenheitswerte. Doch Zufriedenheit bedeutet nicht finanzieller Erfolg - nennenswerte Marktanteile erreicht Saturn nicht. Im vergangenen Jahr brach der Absatz sogar weitaus stärker ein, als der Marktdurchschnitt.

Zukunft im GM-Konzern:

Die Europäisierung des amerikanischen Automarkts ist gescheitert - zumindest bei GM. Denn der Autokonzern möchte die dahinsiechende Marke loswerden.

Tendenz:

Den Zuschlag hat der US-Autohändler Penske erhalten. Die Gruppe hat in den USA für Daimler bereits den Vertrieb des erfolgreichen Smart aufgebaut. 350 Händler und 13.000 Arbeitsplätze sollen erhalten blieben.

Foto: Saturn

Hummer H2

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Hummer

Die Marke:

Die Mega-Geländewagen der Marke Hummer bestätigen als blechgewordene Testosteronschleudern so ziemlich jedes Klischee über den US-Automarkt. H2 (Foto) und H3, wie die aktuellen Modelle heißen, sind vor allem bekannt als Prolo-Autos - in Deutschland fahren häufig aktuelle oder ehemalige Fußball-Nationalspieler, etwa der Bremer Thorsten Frings, damit den Weg von ihrer Vorstadtvilla zum Trainingsgelände. Bis zu 30 Liter Benzin verbrauchen die Geländewagen auf 100 Kilometer, damit wurden sie zum Symbol für umweltbelastende Autos.

Zukunft im GM-Konzern:

Nach der Schrumpfkur des einst weltgrößten Automobilherstellers ist für Spritschleudern kein Platz mehr im Portfolio.

Tendenz:

Hummer wird nun an einen chinesischen Spezialmaschinen-Hersteller verkauft. Die Sichuan Tengzhong Heavy Industrial Machinery Co werde sowohl die Rechte an der Marke Hummer als auch die bestehenden Händler-Beziehungen übernehmen. Der Hauptstandort soll weiterhin in den USA liegen. Auch das Management soll bleiben.

Foto: Hummer

Cadillac Escalade

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Cadillac

Die Marke:

Ausufernd und breit - Schlitten eben, das waren Autos von Cadillac (Foto: Cadillac Escalade). Damit stand die Marke, die seit 1909 zu General Motors gehört, für den amerikanischen Traum und für mondänen Luxus. Inzwischen sind die Dimensionen der Autos ein wenig kleiner geworden, doch ihre Käufer finden sie noch immer. Mit dem Cadillac Escalade EXT hat die Marke einen (!) Pick-up im Programm und verkauft sonst vor allem schnittige Limousinen und elegante Coupés.

Zukunft im GM-Konzern:

Cadillac wird im neuen GM-Verbund fortgeführt - als Kernmarke für die gehobene Käuferschicht.

Tendenz:

Neben GMC, Buick und Chevrolet wird auch Cadillac eine wichtige Rolle im geschrumpften GM-Konzern spielen.

Foto: Cadillac

GMC Yukon Denali

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GMC

Die Marke:

Pick-ups und Geländewagen - das ist das Kerngeschäft von GMC (Foto: GMC Yukon Denali). Die Strategie: Große Autos mit guter Ausstattung für vergleichsweise geringes Geld anzubieten - GMC stellt Pick-up-Trucks für den US-Normalbürger her. Lange hatte General Motors damit Erfolg. Die beliebtesten Autos des Konzerns sind der große Pick-up Sierra und der mittelgroße Geländewagen Envoy. Doch mit den steigenden Ölpreisen verloren die spritschluckenden Geländewagen in letzter Zeit ein wenig von ihrer Attraktivität.

Zukunft im GM-Konzern:

Als Hersteller von großen Wagen wird sich auch die Traditionsmarke (gegründet 1902) neu erfinden müssen - zum Hersteller von Kleinwagen wird GMC trotzdem nicht. Die Spritfresser werden künftig lediglich höherwertig positioniert und zwischen den preisgünstigeren Chevrolets und den teureren Cadillacs platziert.

Tendenz:

Die vierte Kernmarke im neuen GM-Verbund heißt GMC - ob spritschluckende Geländewagen Zukunft haben werden, wird sich zeigen.

Foto: GMC (sueddeutsche.de/tob/mel/jja/gf)

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