GM, Chrysler und Ford:Analyst schockt mit Horrorzahlen

Die Big Three in katastrophaler Lage: Nach Ansicht eines Experten benötigen General Motors, Ford und Chrysler deutlich mehr Geld als bislang beim Kongress beantragt.

General Motors, Ford und Chrysler in Not: Angesichts der vorhergesagten Verkaufsrückgänge bräuchte die Autobranche 75 bis 125 Milliarden Dollar, sagte Moody's-Chefvolkswirt Mark Zandi in der möglicherweise entscheidenden Kongressanhörung am Donnerstag. Es gebe eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Hersteller zu einem späteren Zeitpunkt um weitere Hilfen bitten würden, erklärte der Experte der Ratingagentur. Gleichwohl hätte das Aus eines Herstellers aus Detroit "katastrophale Auswirkungen für die Wirtschaft", sagte Zandi.

GM, Chrysler und Ford: Vor dem Bankenausschuss: Rick Wagoner (li., GM), Ron Gettelfinger (UAW), Alan Mulally (Ford) und Robert Nardelli (Chrysler).

Vor dem Bankenausschuss: Rick Wagoner (li., GM), Ron Gettelfinger (UAW), Alan Mulally (Ford) und Robert Nardelli (Chrysler).

(Foto: Foto: AP)

Im gemeinsamen Kampf ums Überleben schlagen die Chefs der größten US-Autohersteller neue Töne an - sie boten eine Fusion an. "Ich wäre sehr gewillt, dies ernsthaft in Betracht zu ziehen", sagte GM-Chef Rick Wagoner vor dem Bankenausschuss des Senats. Sein Kollege von Chrysler, Robert Nardelli, stimmte dem Plan zu und kündigte an, dann auf seinen Job zu verzichten. "Falls ein Zusammenschluss das Unternehmen und seine Arbeiter rette, dann würde ich es machen", sagte er.

Gang nach Canossa

Für die Chefs der Big Three war es der zweite Gang nach Canossa binnen weniger Tage. Fast sechs Stunden dauerte das Hearing vor dem Bankenausschuss des Senats. Gemeinsames Ziel der Konzernbosse: Staatsgeld in Höhe von 34 Milliarden Dollar, um damit die Zukunft der drei Konzerne zu sichern. Im Gegenzug wollen die angeschlagenen Hersteller massive Sanierungsprogramme auflegen und künftig die verstärkte Entwicklung kleinerer umweltfreundlicher Autos forcieren.

Am Freitag wollen die drei Konzernchefs vor dem Finanzdienstleistungsausschuss des Repräsentantenhauses um Staatshilfen von bis zu 34 Milliarden Dollar bitten.

Nardelli rechnet bei einer Fusion mit Kosteneinsparungen zwischen acht und zehn Milliarden Dollar. Er wäre aber vermutlich der Erste, der seinen Job verlöre, so der Chrysler-Chef. Die Herausforderung sei nun, Synergien zwischen zwei oder drei Autoherstellern zu heben.

Gewerkschafter protestieren

Protest gab es sofort von der Arbeitnehmerseite: Der Chef der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW), Ron Gettelfinger, rechnet nicht mit hohen Kosteneinsparungen. Er erwarte stattdessen "unvorstellbare" Arbeitsplatzverluste, entgegnete er auf die Aussagen der beiden Unternehmenschefs.

Zwischen GM und Chrysler hat es über längere Zeit Gespräche über einen Zusammenschluss gegeben. Die Idee war aber nach dem Zusammenbruch der US-Finanzmärkte im September aufgegeben worden. Beide Seiten sagten, dass sie nicht über die für eine Fusion nötigen kurzfristigen Finanzmittel verfügten.

"Sollte einer der großen drei aus Detroit untergehen, würde eine große Zahl an Zulieferern mit untergehen", warnte Keith Wandell, der Chef der Zulieferers Johnson Controls, in der Anhörung.

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