GM bettelt Bundesregierung an:"Wir brauchen die Unterstützung"

Dramatischer Appell: General Motors will möglichst noch vor Monatsende eine Grundsatzentscheidung über die Zukunft von Opel treffen - und fleht den Bund an.

Die Zeit wird knapp. Bis Ende des Monats muss der Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) der US-Regierung ein Zukunftskonzept präsentieren. Dabei kalkuliert der ehemals weltgrößte Autohersteller offenbar auch mit raschen Finanzhilfen der Bundesregierung.

General Motors, AP

General Motors hat nur noch bis Ende Mai Zeit, um ein Zukunftskonzept vorzulegen.

(Foto: Foto: AP)

Es bestehe ein dringender Kapitalbedarf für das Europa-Geschäft rund um Opel, sagte GM-Chef Fritz Henderson. "Wir brauchen die Unterstützung."

Künftiger Partner muss Bundesregierung gefallen

Das erklärte Ziel von GM sei, möglichst noch vor Monatsende eine Grundsatzentscheidung über die Zukunft von Opel zu fällen, sagte Henderson in einer Telefonkonferenz. "Wir sprechen mit verschiedenen Bietern mit dem Ziel, zumindest ein Grundverständnis zu haben, wie ein Deal aussehen könnte." Der künftige Partner müsse auch auf Zustimmung der Bundesregierung stoßen, auf deren Finanzhilfen GM in Europa angewiesen sei. "Das ist wichtig und dringend", sagte Henderson.

GM hat in Europa Bürgschaften über 3,3 Milliarden Euro beantragt, 2,6 Milliarden davon allein in Deutschland. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte Staatshilfen prinzipiell zugesagt, diese aber an einen geeigneten Investor geknüpft. Auch Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatte am Wochenende die Gewissheit über die Zukunft von Opel als Bedingung für eine Unterstützung genannt. "Ich will die deutschen Steuerzahler davor schützen, in eine ungewisse Zukunft von Opel investieren zu müssen und am Ende zum Spielball von GM und möglichen Investoren zu werden."

Zu den Interessenten für einen Einstieg bei Opel zählen neben Fiat und einem Konsortium aus dem Autozulieferer Magna und russischen Firmen auch Finanzinvestoren.

GM-Insolvenz immer wahrscheinlicher

Bei einer Pleite von GM könnten auch Konzerntöchter außerhalb der USA Insolvenz anmelden müssen, warnte Henderson. Derzeit gehe GM davon aus, dass dies "Land für Land" zu entscheiden sei. Die drohende Insolvenz sei inzwischen wegen des Zeitdrucks für GM noch wahrscheinlicher, sagte Henderson.

"Es gibt aber immer noch eine Chance außerhalb eines Insolvenzverfahrens", betonte der Konzernchef. US-Präsident Barack Obama hatte dem größten amerikanischen Autobauer ein Ultimatum bis Ende Mai gesetzt. GM hat bisher 15,4 Milliarden Dollar Staatshilfen bekommen und braucht nach eigenen Angaben noch im Mai weiteres Geld.

Wettbewerber Chrysler hatte nach Ablauf seiner Galgenfrist Ende April Insolvenz anmelden müssen.

GM sehe sich den Verlauf des Verfahrens bei Chrysler genau an, sagte Henderson. Die Fakten seien aber unterschiedlich. Der Konkurrent will die Insolvenz spätestens Ende Juni erfolgreich verlassen und sich durch einen Einstieg des Fiat-Konzerns retten.

Über den angestrebten Verkauf der US-Geländewagenmarke Hummer verhandle GM mit noch zwei Interessenten. Ein Abschluss war zunächst noch im April geplant. Nun solle er möglichst im Mai erfolgen, sagte Henderson.

Spekulationen über einen möglichen Verkauf der Konzernzentrale in Detroit wies der GM-Chef "zum jetzigen Zeitpunkt" zurück. "Wir haben keinen solchen Plan." Grundsätzlich werde aber alles geprüft.

Umbau des Verwaltungsrats

Auf Druck der US-Regierung treibt GM dem Wall Street Journal zufolge den Umbau seines Verwaltungsrats voran. Mindestens die Hälfte der zwölf Mitglieder des Aufsichtsgremiums sollen demnach ausgetauscht werden. Auf Drängen der Regierung habe der Autohersteller für die Kandidatensuche eine externe Personalberatung engagiert.

Der jüngste Sanierungsplan von GM sieht eine mehrheitliche Verstaatlichung vor, weiterer Großaktionär soll die Gewerkschaft UAW werden. In einem neuen Verwaltungsrat, der bis Sommer komplett sein soll, würden beide ihre Vertreter bekommen, so die Zeitung.

Für den Plan benötigt GM aber unter anderem noch eine Einigung mit seinen Gläubigern. Ihnen bietet der Konzern einen Anteil von zehn Prozent für einen massiven Schuldenverzicht. Die Offerte werde nicht nachgebessert, betonte Henderson erneut.

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