Glyphosat:Wohl bekomms!

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Die CDU legt sich vor der kommenden Bundestagswahl fest: Das Pestizid Glyphosat soll weiterhin zugelassen bleiben, trotz der Risiken. Ein bisschen Mut gehört eben dazu, wenn man die nächsten Wahlen gewinnen will. Ob dieser Plan wohl aufgeht?

Von Silvia Liebrich

Manche Befürworter des umstrittenen Pestizids Glyphosat scheinen keinen Schmerz zu kennen. Warum also nicht ein Gläschen trinken, um zu zeigen, dass der Stoff harmlos ist? Oder vielleicht doch lieber nicht? Nein, nicht wirklich. Trinken mag der forsche Glyphosat-Anhänger dann doch nicht, als ihm der harte Drink angeboten wird. Diese Szene hat sich in einer französischen TV-Sendung tatsächlich so zugetragen, auf Youtube wurde der Clip millionenfach aufgerufen.

Das zeigt: Wer sich in Sachen Glyphosat weit aus dem Fenster lehnt, ob nun dafür oder dagegen, dem ist die Aufmerksamkeit sicher. Klare Sache, dass da nun auch die CDU mitmischen will, schließlich wird 2017 das Personal im Bundestag neu gewählt. Beim gerade beendeten Bundesparteitag in Essen haben die Mitglieder nicht nur ihre Gangart in der Flüchtlingspolitik verschärft. Auch im Umgang mit Glyphosat zeigt die CDU harte Kante. Allerdings nicht so, wie sich Verbraucher- und Umweltschützer das wohl vorstellen würden.

Beim Parteitag wurde ein Antrag aus dem Bezirk Nordwürttemberg angenommen, in dem sich die Konservativen klar zu dem Pestizid bekennen. "Die CDU Deutschlands setzt sich dafür ein, dass der in Pflanzenschutzmitteln vorkommende Wirkstoff Glyphosat auch über 2017 hinaus zugelassen bleibt", heißt es da.

Eine Formulierung, die keine Fragen offen lässt. Ein bisschen Mut gehört eben dazu, wenn man die nächsten Wahlen gewinnen will. Dass der Wirkstoff im Verdacht steht, Krebs zu erzeugen oder das Erbgut zu schädigen? - geschenkt. Dass der Verlust der Artenvielfalt durch den Einsatz rasant voranschreitet? - offenbar nicht so wichtig. Da verlässt sich die Partei ganz auf die "positive wissenschaftliche Risikobewertung". Was war noch mal damit? Ach ja, da gibt es ja noch den ungeklärten Streit unter Forschern über die Gefahren und die noch laufende Prüfung auf EU-Ebene. Und da wäre noch der Europäische Gerichtshof, der den Glyphosat-Erfinder Monsanto gerade dazu verpflichtet hat, seine Studien offenzulegen. Da kann man der CDU nur zurufen: Wohl bekomms!

© SZ vom 09.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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