Glühlampen-Verbot:Das nächste Licht erlischt

Die EU dreht jetzt auch der 75-Watt-Birne den Strom ab. Doch Energiesparlampen können inzwischen angenehmes Licht erzeugen.

Daniela Kuhr, Berlin

Es ist ein Rückzug in Raten: Ein Jahr nach dem Verbot der 100-Watt-Glühbirne ist jetzt auch Schluss mit 75-Watt-Lampen. Vom 1. September an dürfen die Hersteller sie nicht mehr an Händler liefern. "Was sich aber noch in den Lagerbeständen der Händler befindet, darf weiter verkauft werden", sagt Claudia Bruhn, Energiereferentin bei der Verbraucherzentrale Nordrhein- Westfalen. "Die Verbraucher werden also noch eine Zeitlang 75-Watt-Birnen in den Läden vorfinden."

Abschied der Glühbirne ist eingeläutet

Die EU will die Umwelt schützen: Nach der 100-Watt-Glühbirne verschwindet jetzt auch die 75-Watt-Birne aus den Regalen.

(Foto: dpa)

Hintergrund sind Vorgaben der Europäischen Union. Weil Glühbirnen nur fünf Prozent der verwendeten Energie in Licht umwandeln und den Rest als Wärme abgeben, gelten sie als extrem ineffizient. Die EU hat deshalb beschlossen, dass sie schrittweise bis 2012 durch Energiesparlampen zu ersetzen sind. Vom 1. September 2011 an sollen auch Glühlampen mit mindestens 60 Watt vom Markt verschwinden. Und 2012 folgen dann die 25- und 40-Watt-Modelle.

Akzeptanz von Energiesparlampen wächst

"Im Vergleich zum Aus der 100-Watt-Birne vor einem Jahr ist die Aufregung der Verbraucher diesmal nicht ganz so groß", stellt Bruhn fest. Zwar empfänden es immer noch viele als Bevormundung der EU, dass sie nun nicht mehr frei entscheiden können, welches Licht sie zu Hause verwenden dürfen. "Aber die Menschen sehen auch, dass es nachvollziehbare Gründe für das Verbot gibt."

Deshalb haben sie im ersten Halbjahr 2010 seltener zu den noch vorhandenen 75-Watt-Birnen gegriffen und dafür häufiger zu Energiesparlampen. Das zumindest geht aus Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung hervor. Mit ein Grund für die steigende Akzeptanz ist sicher, dass auch Energiesparlampen inzwischen angenehmes Licht erzeugen können.

3300 Kelvin sind warmweiß

Entscheidend sei der Lumenwert, sagt Bruhn. Dieser Wert, der von Mittwoch an auf der Verpackung stehen muss, gibt Auskunft über die Helligkeit. "Die 75-Watt-Glühbirne entspricht etwa 900 Lumen, die 60-Watt-Birne etwa 700 Lumen." Auch die Angabe der Farbtemperatur wird zur Pflicht. "Alles unter 3300 Kelvin gibt warmweißes und damit glühlampenähnliches Licht", sagt Bruhn. "6500 Kelvin dagegen entsprechen Tageslicht und sind deshalb beispielsweise für Arbeitsbereiche geeignet." Wer dagegen sein Wohnzimmer ausleuchten wolle, sei mit einer Energiesparlampe mit 1000 Lumen und 2700 Kelvin gut bedient.

Warnung vor Quecksilber

Die Verbraucherschützerin rät, sich vor dem Kauf einer Lampe genau zu überlegen, wofür man sie benötigt. Für Hausflur oder Kellertreppe etwa brauche man ein Licht, das schnell leuchte und sich oft an- und ausschalten lasse. "Weil Energiesparlampen das nicht immer leisten, kann eine Halogenlampe in dem Fall sinnvoller sein." Wie oft eine Lampe sich ein- und ausschalten lässt, ob sie dimmbar ist, ob sie länger als eine Sekunde zum Strahlen benötigt und nach wie viel Sekunden sie 60 Prozent ihrer Helligkeit erreicht hat - all das muss von Mittwoch an ebenfalls auf der Verpackung stehen.

Allerdings sind Energiesparlampen ökologisch keinesfalls unumstritten. Sie enthalten Quecksilber und dürfen deshalb nicht über den Hausmüll entsorgt werden. Verbraucher müssen sie zu den kommunalen Sammelstellen tragen, um sie loszuwerden. "Am besten wäre es, wenn Händler Sammelboxen aufstellen würden, wie es sie bei Batterien ja auch schon gibt", sagt Philip Heldt, Umweltreferent von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. "Andernfalls fürchte ich, dass große Mengen des Quecksilbers in die Umwelt geraten."

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