Gleichberechtigung in Deutschland im internationalen Vergleich:Schlusslicht bei der Rente

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  • Frauen sind in Deutschland deutlich weniger gleichberechtigt am Berufsleben beteiligt als in anderen europäischen Staaten, zeigt der "Women in Work-Index" von PwC.
  • Die OECD zeigt, dass in keinem der untersuchten Staaten der Unterschied bei den Renten von Männern und Frauen größer ist als hierzulande.

Von Elisabeth Dostert

Studie 1: Wie stark sind Frauen an der Wirtschaft beteiligt?

"Weitgehend": das kleine Wort, das den Unterschied ausmacht. "In Deutschland nehmen Frauen heute weitgehend gleichberechtigt am Berufsleben teil", kommentiert Petra Justenhoven, Mitglied des Vorstands von PwC, den jüngsten "Women in Work-Index" der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft. Aber eben nur weitgehend, wie der Blick in die Rangliste zeigt.

In der Rangliste für das Jahr 2013, die auf Daten der OECD beruht, rückte Deutschland um einen Platz vor - Rang 7 mit einem Wert von 66,6 Punkten. Der OECD-Schnitt lag bei 59,1 Punkten. Spitzenreiter ist immer noch Norwegen, Schlusslicht auf Rang 27 bleibt Südkorea. Der Index misst die Beteiligung von Frauen am Wirtschaftsgeschehen einer Volkswirtschaft anhand von fünf gewichteten Kriterien: Gehaltsunterschiede, Anteil der Frauen in Erwerbstätigkeit, Unterschiede zwischen den Anteilen von Frauen und Männern an der Erwerbstätigkeit, Arbeitslosigkeit von und Anteil von Frauen in Vollzeit. Seit dem Jahr 2000 - mit einem Wert von 47,4 Punkten und Platz 18 - hat sich die Lage für Frauen in Deutschland gebessert. Der OECD-Schnitt lag damals bei 50 Punkten.

Die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am Erwerbsleben hängt stark von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ab, wie das Beispiel Ungarn zeigt. 2007 belegte das Land noch Platz sieben, bis 2012 stürzte Ungarn auf Platz 21 ab. 2013 gelang immerhin Platz 16. Konjunkturell angeschlagene EU-Staaten wie Spanien, Italien und Griechenland landen auf den hinteren Plätzen.

"Am Ziel sind wir noch nicht", sagt PwC-Vorstand Justenhoven. Auch in Deutschland. Vor allem in Führungspositionen seien Frauen immer noch "deutlich unterrepräsentiert". Der Anteil von Aufsichtsrätinnen in den Dax-30-Konzernen lag Ende 2014 bei 24,7 Prozent, verweist PwC auf Daten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. 2016 tritt die gesetzliche Frauenquote für Aufsichtsräte in Kraft. Bis dahin müssen dann wohl noch einige Herren ihren Posten räumen.

Studie 2: In Deutschland liegen die Renten so weit auseinander wie kaum woanders

Rühmen kann sich Deutschland mit dieser Platzierung nicht: Nach einer Untersuchung der Organisation für internationale Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sind in keinem anderen untersuchten Land die Unterschiede in den Rentenbezügen von Frauen und Männern im Alter von 65 Jahren und darüber größer.

Eine Lücke von etwa 40 Prozent hat die OECD ausgemacht. Im Schnitt der 25 untersuchten Staaten liegt sie bei knapp 28 Prozent. Der Grund: Ältere Frauen haben oft nur Teilzeit gearbeitet und in schlechter bezahlten Jobs. Das macht sich dann bei der Rente bemerkbar. Dabei tauchen Frauen, die gar keine Rente beziehen, in der Rechnung gar nicht auf. Am kleinsten - unter zehn Prozent - ist die Lücke in Estland, der Slowakei und Dänemark.

Zwar erwerben jüngere Frauen heute mehr Rentenansprüche, schreibt die OECD. Dennoch bleibt es schwierig, Rentengleichheit zu erzielen, denn noch immer gibt es Einkommensunterschiede und die Aufgaben in der Familie sind unterschiedlich verteilt. Nun sei es nicht Aufgabe der Rentensysteme, das Problem zu lösen, schreibt die OECD. Dafür braucht es einen umfassenderen Ansatz in Beschäftigungs-, Sozial- und Familienpolitik.

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