Gläubigerversammlung:Helle Aufregung bei Karstadt

Berlin, München, Hamburg, Dortmund, Stuttgart - in zahlreichen Großstädten werden Warenhäuser von Karstadt geschlossen. Insolvenzverwalter Görg beschwört unterdessen die Gläubiger.

Karstadt in Not: Mehrere Warenhäuser werden geschlossen. Betroffen seien die Filialen "Haus am Dom" in München, die Filiale im Elbe-Einkaufscenter in Hamburg und das Geschäft in der Kampstraße in Dortmund, sagte der Beauftragte des Insolvenzverwalters Klaus Hubert Görg, Rolf Weidmann, auf der Gläubigerversammlung. Außerdem würden drei Filialen der Fachmarkte Schaulandt und WOM in Stuttgart, Berlin und Braunschweig geschlossen.

Görg. ddp

Rund 33.000 Gläubiger haben insgesamt Forderungen von 2,6 Milliarden Euro gegen das Arcandor-Tochterunternehmen angemeldet - jetzt braucht Insolvenzverwalter Görg ihre Unterstützung.

(Foto: Foto: ddp)

Bei weiteren elf Häusern der insgesamt 126 Filialen dauere die Prüfung ihrer Überlebensfähigkeit noch an. Ob die Standorte weiter betrieben werden, hänge davon ab, zu welchen Zugeständnissen Vermieter und Arbeitnehmer bereit seien, sagte der Sprecher des Insolvenzverwalters. Betroffen von den Schließungen sind insgesamt 400 Mitarbeiter. Ihnen seien die Schließungspläne bereits mitgeteilt worden, hieß es in Essen.

Die Gewerkschaft werde eine Weiterbeschäftigung der Mitarbeiter in anderen Häusern der Kette fordern, kündigte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Margret Mönig-Raane an.

"Sanierungs- und fortführungsfähig"

Insolvenzverwalter Görg will unterdessen bald mit der Suche nach einem Investor für den insolventen Warenhauskonzern beginnen. "Der Datenraum ist mittlerweile eingerichtet, so dass die Investorensuche in Kürze beginnen kann", sagte Görg. Karstadt mit seinen noch rund 26.500 Mitarbeitern hatte im Zuge der Pleite der Muttergesellschaft Arcandor im Juni ebenfalls Insolvenzantrag gestellt.

Die Gläubiger sollen Görg mit der Erstellung eines Insolvenzplans und dem späteren Verkauf von Karstadt beauftragen, wie der Insolvenzverwalter erläuterte. Konkurrent Metro hat Interesse an einigen Häusern gezeigt, sich aber zuletzt nicht auf eine Zahl festgelegt.

Görg will die Filialen als ganzes Paket abgeben. Eine Sanierung des Unternehmens sei für alle Beteiligten die beste Alternative, sagte Görg. Die Verluste bei einer Zerschlagung wären erheblich. "Der Geschäftsbetrieb der Schuldnerin dauert auf einer gegenwärtig stabilen Grundlage an und erscheint unter gewissen Bedingungen sanierungs- und fortführungsfähig", resümierte Görg vor den Gläubigern. Fast 700 hatten sich zur Veranstaltung angemeldet, mehr als 40.000 hatten Forderungen über insgesamt 2,6 Milliarden Euro geltend gemacht.

Um das Unternehmen aus der Insolvenz zu führen und dann zu verkaufen, müssten jedoch Vermieter, Arbeitnehmer und Dienstleister Beiträge zur Sanierung leisten. Die Gewerkschaft Verdi hat bereits vereinbart, dass die Mitarbeiter auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten und damit über drei Jahre insgesamt 150 Millionen Euro zur Sanierung beitragen wollen.

Eine große Belastung stellen die Mietzahlungen dar, denn Karstadt betreibt seine Häuser nicht in eigenen Immobilien. Rund 70 Prozent der Häuser vermietet das Highstreet-Konsortium, dem vor allem Fonds von Goldman Sachs und der Deutschen Bank angehören.

Die Verhandlungen über Erleichterungen für Karstadt seien weit fortgeschritten, ein Eckpunktepapier liege bereits vor, sagte Görg. Auch fänden Gespräche für die Logistikstandorte statt, die Karstadt bislang mietet und die von der Deutsche-Post-Tochter DHL genutzt werden. Es werde darüber verhandelt, dass die DHL diese Standorte selbst anmiete.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: