Girokonto-Verzinsung:Die HypoVereinsbank und ihr 3-Prozent-Angebot

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Bei Guthaben auf dem Girokonto sind Kreditinstitute meist knauserig. Doch jetzt prescht die Münchner Großbank vor - und zahlt für die ersten 1500 Euro drei Prozent Zinsen. Die SZ hat das Angebot mit den Offerten anderer Institute verglichen.

Von Thomas Öchsner

Ob Deutsche Bank, Dresdner oder HypoVereinsbank (HVB) - das Geschäft mit dem Privatkunden wollen die deutschen Großbanken nicht mehr den Sparkassen, Volksbanken und Direktbanken überlassen.

Das zahlen Geldinstitute für Guthaben auf Girokonten (Foto: Tabelle: SZ)

Das Trio wirbt deshalb verstärkt um neue Kunden. Die HVB ist jetzt noch einen Schritt weiter gegangen. Bei ihrem neuen "KomfortKonto" lockt sie mit Konditionen, die sonst nur für Direktbanken ohne Filialnetz in Frage kommen: Guthaben von bis zu 1500 Euro werden mit 3,0 Prozent verzinst.

Die Kreditkarte gibt es kostenlos dazu. Und der Preis für das Girokonto beläuft sich auf sieben Euro im Monat. Peter Grieble, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, sagt: "Dieses Angebot dürfte in der Tat ziemlich konkurrenzlos sein." Trotzdem rät er, sich von den hohen Zinsen nicht blenden zu lassen, sondern genau nachzurechnen.

Die Gebühr: Mit sieben Euro im Monat, also 84 Euro im Jahr, ist die HVB weder besonders billig, noch besonders teuer. Laut Stiftung Warentest verlangen Banken und Sparkassen im Durchschnitt 85 Euro pro Jahr für die Führung eines normal genutzten Girokontos.

Nach Angaben des World Retail Banking Report zahlen die Bundesbürger im Durchschnitt 102 Euro jährlich für das Girokonto. Manche Anbieter, die vor allem auf das Telefon- und Internetbanking setzen, verlangen aber gar nichts für das Girokonto. "Für einen Kunden, der sowieso alle Bankgeschäfte online abwickelt, kommt eher ein günstiger Online-Anbieter in Frage", sagt Grieble.

Die Verzinsung: Drei Prozent Zinsen - das liegt derzeit sogar über dem Satz, den die meisten Banken für Guthaben auf Tagesgeldkonten bieten.

Der Haken dabei: Oberhalb von 1500 Euro gibt es nichts. Wären also das ganze Jahr über 1500 Euro auf dem Girokonto, kommen 45 Euro Zinsen zusammen.

"Wer das Angebot der HVB mit einem Anbieter vergleicht, der eine geringere Monatsgebühr hat, muss im Prinzip die Mehrkosten bei der HVB von den 45 Euro abziehen.

Erst dann kann der Kunde sehen, ob wirklich etwas übrig bleibt", sagt Grieble. Für jemanden, der oft in den Miesen sei oder meist nur ein paar hundert Euro auf dem Girokonto habe, sei das Angebot ohnehin "weniger attraktiv".

Die Zahl der Geldautomaten: Der HVB-Kunde kann an 7600 Automaten Geld kostenlos abheben. Da können Direktbanken, die ebenfalls Guthabenzinsen beim Girokonto anbieten (Tabelle), nicht mithalten.

Bei der ING-DiBa erhalten Kunden an 950 Geldautomaten kostenfrei Bargeld. Bei der Netbank kann der Kunde die 800 Automaten der Spardabanken kostenfrei nutzen und neuerdings auch beim Einkaufen in ausgewählten Läden der Rewe-Handelsgruppe bis zu 100 Euro bar an der Kasse abheben.

Wer hingegen bei institutsfremden Geldautomaten abhebt, zahlt in der Regel mehrere Euro Gebühren.

Die Kreditkarte: Sie gibt es beim KomfortKonto kostenlos. Bei vielen anderen Instituten muss der Kunde 20 Euro pro Jahr hinlegen. Auch dieser Betrag sollte beim persönlichen Vergleich nicht vergessen werden, so Grieble.

Die Überweisungformulare: Das Thema ist für viele Bankkunden ein echtes Ärgernis. Denn wer etwa eine Rechnung vom Handwerker oder von einem Versandhaus bekommt, erhält ein Überweisungsformular, in dem Kunden- und Rechnungsnummer sowie Bankverbindung bereits draufstehen.

Der Kunde muss im Prinzip nur noch unterschreiben und den Beleg bei seiner Bank abgeben. Viele Kreditinstitute lassen sich solche beleghaften Überweisungen aber inzwischen teuer bezahlen. Bis zu 1,50 Euro werden dafür verlangt.

Die Stadtsparkasse München, in Bayerns Landeshauptstadt der Marktführer bei Girokonten, hat die Gebühren für solche Überweisungen erst kürzlich auf 75 Cent angehoben.

Wer das nicht bezahlen will, muss telefonieren, die Daten der Überweisung an einem Serviceterminal oder zu Hause in den PC eingeben. Beim KomfortKonto der HVB kosten solche schriftlichen Überweisungen nichts. Andererseits beträgt zum Beispiel bei der Stadtsparkasse die Monatsgebühr nur 4,95 Euro.

Bankexperten halten es für fraglich, ob die HVB mit ihrem KonformKonto überhaupt Geld verdient. Dem Institut dürfte es vor allem darum gehen, mit dem neuen Angebot zunächst einmal an neue Kunden heranzukommen, um ihnen dann weitere Produkte wie einen Ratenkredit oder einen Bausparvertrag verkaufen zu können. Denn bislang ist der Absatz von 1,8 Produkten pro Kunde eher mager.

© SZ vom 30.11.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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