Gewinnwarnung:Siemens verschreckt seine Aktionäre

Abschied von zwölf Prozent Rendite: Siemens muss seine Gewinnprognose kassieren. Der Technologiekonzern kämpft gerade mit einem Führungsstreit und einem Sparprogramm - die Aktie stürzt ab.

Weiterer Rückschlag für Siemens: Der Technologiekonzern gibt sein Renditeziel für 2014 vorzeitig auf. Eine operative Marge von zwölf Prozent sei bis dahin nicht erreichbar, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit.

Die Reaktion der Börsen auf die Gewinnwarnung fiel eindeutig aus: Die Siemens-Aktie sackte um mehr als fünf Prozent ab. Auch die Rivalen ABB und Alstom zeigten sich zuletzt wegen ausbleibender Großaufträge skeptisch über die Zukunftsentwicklung.

Das Margenziel war wichtiger Teil des milliardenschweren Sparprogramms "Siemens 2014". Erst Anfang Mai hatte Konzernchef Peter Löscher die Gewinnprognose für 2013 einkassieren müssen. Zunächst hatte der Konzern für das laufende Geschäftsjahr, das bei Siemens immer Ende September endet, mit 4,5 bis fünf Milliarden Euro Gewinn gerechnet. Dann hieß es, man werde sich der Marke von 4,5 Milliarden Euro "von unten annähern".

Für die jetzige Gewinnwarnung gab es zunächst keine direkte Begründung. "Die strukturellen Maßnahmen zur Portfoliooptimierung und Kostensenkung sind weitestgehend auf Kurs", hieß es sogar. Die endgültigen Zahlen für das zweite Quartal will Siemens am 1. August veröffentlichen.

Löscher will durch Stellenabbau und den Verkauf von wenig rentablen Sparten den Konzern wieder erfolgreicher machen. Sein Aktionsprogramm stößt jedoch intern auf Kritik. Lothar Adler, der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates hatte es vor einigen Tagen als "kurzsichtige Portfolio-Politik" bezeichnet, "bei der vor allem die Marge im Vordergrund steht". Nötig sei eine neue Unternehmenskultur, denn kaum einer aus der Reihe der mittleren Führungskräfte traue sich noch, seine Meinung zu sagen und Probleme zu benennen.

Linktipp: Die SZ-Wirtschaftsredakteure Karl-Heinz Büschemann und Caspar Busse haben die Situation bei Siemens, die Streitigkeiten im Vorstand vor einigen Tagen in einem Feature beschrieben: "Chaostage bei Siemens".

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