Gewinnsteigerung bei Daimler:Zetsche gibt sich keine Blöße

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Daimler-Chef Dieter Zetsche. (Foto: AP)
  • 2014 war ein gutes Jahr für Daimler. Der Konzern konnte seinen Umsatz um zehn Prozent steigern, der Gewinn lag bei etwa zehn Milliarden Euro.
  • Beim Absatz liegt das Unternehmen zwar noch immer hinter seinen Konkurrenten Audi und BMW. Doch wenn es nach Vorstandschef Zetsche geht, soll sich das schon bald ändern.

Analyse von Max Hägler, Stuttgart

In fünf Jahren will Daimler seine Erzrivalen überholt haben

Am Ende von all den schönen Zahlen vermeldeten die Leute von Daimler dann auch noch den aktuellen Aktienkurs: Gerade habe man 84,69 Euro erreicht, das sei der höchste Wert in den vergangenen zwölf Monaten. Geplant war die Mitteilung nicht, aber wieso nicht mal über alles informieren, wenn es sowieso gut läuft.

Denn Daimler hat im vergangenen Jahr weiter sehr gute Geschäfte gemacht. Mehr als 2,5 Millionen Autos, Lastwagen und Busse verkaufte der Konzern aus Stuttgart - und kommt damit bei den Limousinen der Marke Mercedes wieder näher an die beiden wichtigsten Wettbewerber heran, Audi und BMW; alleine der Absatz der noblen S-Klasse verdoppelte sich im Vergleich zu Vorjahr. Doch noch liegt Mercedes zurück, genau 91.090 Wagen unter dem Audi-Autoabsatz und 161.709 unter dem von BMW.

In den kommenden fünf Jahren soll sich das geändert haben, verspricht der Mann mit dem Schnauzbart, Konzernchef Dieter Zetsche: Die Schwaben wollen ihre Erzrivalen bis 2020 überholt haben und wieder die Nummer 1 im Premiumsegment werden. Der maßgebliche Faktor dafür, dass das nicht unmöglich erscheint, sind die immer neuen Modelle, die Mercedes auf den Markt bringt und die von den Testern und Kunden meist gute Noten bekommen. In wenigen Wochen wird es ein sportlicher C-Klasse-Kombi sein, Shooting Brake genannt. Und bis zum Jahresende werden sieben weitere ganz neue oder neu gemachte Modelle nachgeschoben, vier davon sind diese SUVs, diese so kuriosen wie beliebten Geländewagen für befestigte Wege, die sich auch bei Audi und BMW gut verkaufen.

Richtig gut gelaunt ist Dr. Z. dennoch nicht

Der Erfolg in Euro ausgedrückt: Der Konzernumsatz ist bei den Schwaben im vergangenen Jahr um zehn Prozent auf beinahe 130 Milliarden Euro gestiegen, bezogen auf das laufende Geschäft und noch ohne Steuerabzug blieben davon gut zehn Milliarden Euro als Gewinn in der Kasse, eine Rendite von acht Prozent. Das freut vor allem die Aktienanleger, die dann eben gern zugegriffen haben an diesem Donnerstag und die wohl eine so hohe Dividende bekommen wie nie zuvor: 2,45 Euro je Aktie sollen ausgeschüttet werden, insgesamt sind das 2,6 Milliarden Euro.

Richtig gut gelaunt war der Vorstandsvorsitzende dennoch nicht, beinahe ein wenig verhalten. Dr. Z schmunzelte nicht, wie man das zuletzt öfter sah. Was an einer Erkältung liegen mag, die er angeblich hat. Oder viel eher wohl daran, dass er in den vergangenen Jahren mit Warnungen vor Gewinneinbrüchen und den damals davonrasenden Wettbewerbern so eifrig gescholten wurde von Aktionären, aber auch den Arbeitnehmervertretern. Nun sieht er das wohl alles abgeklärter. Nach dem Motto: Ich geb mir keine Blöße. Denn irgendwann gibt es einen Rückschlag und dann dreht sich alles wieder. Besser cool bleiben.

Die Arbeit vieler Jahre zahlt sich jetzt aus

Wobei es natürlich stimmt, wenn Zetsche sagt, dass diese Fortschritte das Resultat "konsequenter Arbeit" sind und sie auf Entscheidungen gründeten, "die wir vor Jahren getroffen und seither erfolgreich umgesetzt haben". Das Design von Autos und die technische Entwicklung, das alles dauert Jahre. Jetzt zahle sich das aus: "Überall im Unternehmen ist deutlich spürbar - Daimler ist im Aufbruch." Zetsche und seine Vorstandskollegen fürchten, dass dieser Aufbruch versanden könnte, dass der Erfolg nun zum Ausruhen einlädt - und steuern vehement dagegen, mit einem neuen Spar- und Effizienzprogramm, das die schönen Zahlen noch mehr aufhübschen soll. Wie es genau aussehen soll, ob Stellen gestrichen werden - diese Zahlen will Daimler allerdings noch nicht preisgeben an diesem Tag.

Auto-Konzern
:Daimler zahlt Rekord-Dividende

Glänzende Zahlen aus Stuttgart: Noch nie zuvor hat Daimler eine so hohe Dividende gezahlt. Weil das vergangene Jahr so gut lief, erhalten auch manche Mitarbeiter hohe Prämien.

Damit die Sorge vor Mehrarbeit nicht überhandnimmt, dürfen Mitarbeiter dafür erst einmal vom schwäbischen Höhenflug profitieren: knapp 590 Millionen Euro überweist der Arbeitgeber im April an die Daimler-Schaffer überwiesen, wie sich die Leute im Südwesten nennen, 4350 Euro pro Kopf. Allerdings gilt das wie üblich nicht für die gesamte Belegschaft, nicht für alle 280.000 Mitarbeiter weltweit, sondern nur für die "anspruchsberechtigten", also für diejenigen, bei denen der Betriebsrat besonders gut verhandelt hat: etwa 135.000 Tarifmitarbeiter.

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