Geschäftsflüge:Luxus-Krise

Geschäftsflüge: Schöner Fliegen: In diesem Gulfstream Jets fehlt es Gästen an nichts. Doch das hat seinen Preis. Nur wenige Reisende können sich den Luxus leisten.

Schöner Fliegen: In diesem Gulfstream Jets fehlt es Gästen an nichts. Doch das hat seinen Preis. Nur wenige Reisende können sich den Luxus leisten.

(Foto: Mark Ralston/AFP)

Business-Jet-Anbieter leiden unter schwacher Nachfrage. Vor allem reiche Russen bleiben weg. Jetzt schockt eine Großfusion die Branche.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Es ist ziemlich genau sechs Jahre her, dass die kleine Luxemburger Firma Luxaviation ihre erste Betriebsgenehmigung für Geschäftsreiseflieger bekommen hat. War Luxaviation zunächst nur Insidern bekannt, so ist das Unternehmen sehr schnell eine große Nummer in der Branche geworden. Und die Übernahme des Konkurrenten Execujet, am Dienstag bekanntgegeben, macht Luxaviation zum zweitgrößten Anbieter weltweit nach Warren Buffetts Netjets.

Die Geschwindigkeit, mit der die Neuling aus Luxemburg die Branche aufmischt, steht in starkem Kontrast zu den üblichen Gepflogenheiten in der Geschäftsfliegerei, die trotz ihres schillernden Images vor allem in Europa unter jahrelangem Siechtum leidet. In dem Sektor sind traditionell Dutzende kleiner und kleinster Anbieter zugange, die versuchen, ihre Handvoll Flugzeuge europa- oder sogar weltweit zu vermarkten. Viele Firmen besitzen die Flugzeuge gar nicht, sondern haben nur Managementverträge mit deren Besitzern - oft reiche Privatleute oder Unternehmen - abgeschlossen. Das macht die alten Strukturen noch komplexer und hat die Konsolidierung, die viele als überfällig betrachten, immer wieder hinausgezögert.

Die wichtigsten Kunden, reiche Russen, bleiben seit der Ukraine-Krise weg

Die große Krise der Geschäftsfliegerei begann im Jahr 2008 und sie ist bis heute nicht überwunden. Damals implodierte der Markt für Business Jets auf dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise, denn viele der besten Kunden hatten gerade ein Vermögen verloren und konnten sich die teure Privatfliegerei nicht mehr leisten. Zwar erholte sich die Nachfrage kurzfristig wieder. Doch bis 2014 ist der Verkehr an den wichtigsten europäischen Flughäfen für Business Jets zurückgegangen. Dann hatte sich zumindest die Zahl der Flüge stabilisiert, doch der nächste Schlag folgte mit der Eskalation des Konflikts zwischen Russland und dem Westen wegen der Ukraine. Vor allem die Abwertung des Rubels machte die Hoffnung auf einen Aufschwung zunichte: Reiche Russen gehörten bislang zu den wichtigsten Kunden der westlichen Anbieter. Aus steuerlichen Gründen haben viele russische Eigentümer ihre Flugzeuge zudem in Deutschland oder Frankreich registriert und lassen sie von den hiesigen Business-Jet-Firmen betreiben. Doch auf einen Schlag brach der Verkehr nach Russland um ein Drittel ein. Die sowieso schon wenig ausgelasteten Jets stehen seither noch mehr in den Hangars herum und warten auf Buchungen. Auch in Deutschland läuft das Geschäft immer noch nicht gut.

In diese trostlose Lage platzt nun der große Luxaviation-Deal. Schon vor der Execujet-Übernahme gehörte Luxaviation mit einer Flotte von mehr als 100 Flugzeugen zu den wenigen Großen. Inklusive Execujet werden es nun weit mehr als 250 Maschinen sein, das ist rund 20-mal mehr als die meisten kleineren Konkurrenten zu bieten haben. Vor zwei Jahren hatten mehr als 80 Prozent aller Business-Jet-Anbieter nur zwischen zwei und fünf Flugzeuge in der Flotte. Luxaviation-Chef Patrick Hansen hat seine Einkaufstour 2011 begonnen, als er den Paderborner Anbieter Fairjets übernahm. Danach folgten noch vier weitere Zukäufe von London Executive Aviation, Unijet (Frankreich), Abelag (Belgien) und Masterjet (Portugal). "Wir sind immer auf der Suche nach finanziell soliden Flugbetrieben", sagte Hansen in einem Interview mit einem Fachmagazin. "Die Zeiten sind hart für kleine Charterunternehmen und für einige von einen ist die Konsolidierung deswegen unvermeidbar."

Für Luxaviation beschränken sich die Pläne nicht auf Europa. Erst vor wenigen Tagen hat sich das Unternehmen den Einstieg beim chinesischen Business-Jet-Betreiber Minsheng International Jet beschlossen. China gilt, wie auch bei den Linienfluggesellschaften, als einer der vielversprechenden Märkte, allerdings tun sich die Business-Jet-Spezialisten aus unterschiedlichen Gründen weiterhin schwer.

Die Größe kann für Luxaviation nun aber ein entscheidender Vorteil sein. Denn zwar gibt es Broker, die den kleinen Firmen Passagiere vermitteln, doch immer noch gibt es viele Leerflüge, wenn sich an einem Zielort kein neuer Passagier findet. Und zwar hatten viele Besitzer von Business Jets früher kein Problem damit, die Maschinen auch einfach mal stehen zu lassen, bis sich neue Kunden finden. Doch wenn Giganten wie Luxaviation entstehen, die mit konzernartigen Strukturen viel effizienter arbeiten und günstiger anbieten können, dann wird es für die kleinen Vermarkter noch schwerer, den finanziellen Aufwand zu rechtfertigen.

Hansen hat übrigens auch weiterhin keine besonders guten Nachrichten für die Konkurrenz, denn die Execujet-Übernahme soll immer noch nicht das Ende der Expansion sein. Bis 2019 will Luxaviation rund 500 Flugzeuge besitzen oder verwalten.

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