Gerichtsstreit:Angriff auf den Wettbewerber

Lesezeit: 2 min

Goretex ist umweltfreundlich, behauptet das US-Unternehmen Gore. Ein Konkurrent sieht das anders und zog vor Gericht.

Von Katharina Kutsche, München

Der deutsche Textilhersteller Sympatex hat eine einstweilige Verfügung gegen seinen größten Konkurrenten erwirkt. Das US-amerikanische Unternehmen W. L. Gore & Associates darf nun nicht mehr behaupten, dass sein bekanntestes Produkt Goretex umweltfreundlich hergestellt wird.

Die Vorgeschichte des Rechtsstreits beginnt Anfang Februar bei der diesjährigen Internationalen Sportmesse (Ispo) in München. Sympatex, Hersteller von Funktionsmaterialien für Kleidung und Schuhe, gab im Vorfeld der Messe bekannt, seine Membran vollständig klimaneutral zu produzieren. Zudem sei die Membran frei von Polytetrafluorethylen (PTFE) und per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC). Diese beiden Stoffe sorgen unter anderem dafür, Outdoor-Kleidung wind- und wasserdicht sowie atmungsaktiv zu halten. PFC werden als Hilfsmittel verwendet, um PTFE herzustellen. Beide Stoffe sind jedoch ökologisch umstritten, PFC etwa gelten als krebserregend.

Gore erklärte bei der Ispo, ebenfalls auf ökologisch bedenkliche PFCs in seinen Produkten zu verzichten und dieses Umweltziel bis Ende 2023 erreichen zu wollen. Dafür habe sich das Unternehmen mit Greenpeace auf eine gemeinsame Definition von "ökologisch bedenklichen PFCs" geeinigt. Und diese Definition schließe PTFE aus. Das Grundprodukt von Goretex sei daher umweltfreundlich, wenn es ohne bedenkliche PFC hergestellt werde.

Nickeligkeiten unter Konkurrenten? Eher ein handfester Rechtsstreit

An diesem Punkt stört sich Rüdiger Fox, Geschäftsführer von Sympatex. Noch während der Ispo hatte er seinem Konkurrenten per Pressemitteilung zu der NoPFC-Ansage gratuliert und süffisant die Unterstützung von Sympatex beim Erreichen des Umweltziels angeboten. Das hätte man noch als Nickeligkeiten unter Wettbewerbern abtun können. Doch hinter den Kulissen schmorte es. Wie Sympatex am Freitag bekannt gab, hat das Landgericht Hamburg bereits am 12. April eine einstweilige Verfügung gegen Gore erlassen - auf Antrag von Sympatex. "Wir haben uns zu diesem Schritt entschlossen, nachdem mehrere Aufforderungen, diese wahrheitsverzerrende Aussage zu korrigieren, über Wochen fruchtlos blieben", sagte Fox.

Teil seiner Argumentation ist auch, dass PTFE nicht nur wegen der PFC-Verwendung umweltschädlich sei. Bei der Herstellung werde CO₂ ausgestoßen und zwar 50-mal mehr als bei einem vergleichbaren Produkt, nämlich dem von Sympatex. Außerdem werden Alttextilien häufig nicht fachgerecht entsorgt, sondern verbrannt. Gerade in Drittländern führe das zu Gesundheitsschäden wie dem Teflon-Fieber.

Gore bestätigt auf Anfrage, die einstweiligen Verfügung bekommen zu haben. Das Unternehmen sei dazu bislang vor Gericht nicht gehört worden - ein übliches Vorgehen, schließlich ist der Gerichtsbeschluss eben keine endgültige Entscheidung. Bei der deutschen Niederlassung von Gore in Putzbrunn bei München wird der Beschluss des Landgerichts nun geprüft. Wegen der laufenden Auseinandersetzung nehme Gore derzeit nicht öffentlich Stellung, heißt es aus dem Unternehmen, und: "Wir sind überzeugt, dass wir mit unseren Umweltzielen einen wichtigen Beitrag zum Thema Umweltschutz leisten werden."

© SZ vom 25.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: