Geräteversicherung:Munich Re fördert Start-up Trov

Ein US-Unternehmen will weltweit Hausratversicherer das Fürchten lehren - mit einer digitalen Geräteversicherung. Munich Re hilft mit Millionen.

Von Herbert Fromme, Köln

Hausratversicherung? Für viele junge Leute klingt das ziemlich muffig, so nach Schrankwand, Versicherungsvertreter, viel Papier und noch mehr Ärger nach einem Schaden. Aber gleichzeitig besitzen die meisten ein, zwei wirklich wichtige Dinge, die sie gern gegen Verlust oder Diebstahl schützen würden. Meistens sind das Laptop, Smartphone oder Kamera.

Genau auf solche Hausrat-Skeptiker zielt das US-Start-up Trov, das weltweit eine digitale Geräteversicherung anbieten will. Trov hat sich finanzkräftige Unterstützung gesichert. Der weltweit größte Rückversicherer Munich Re beteiligt sich mit Millionen und unterstützt Trov in den USA, in Asien und Kontinentaleuropa. "Unsere Stärke wird Trov bei der schnellen Expansion helfen", sagt Munich Re-Manager Andrew Rear.

Das Start-up bietet seinen Kunden an, durch einfaches Wischen auf dem Smartphone wertvolle Gegenstände gegen Diebstahl, Verlust und Beschädigung zu versichern. Vorher registrieren sie die Dinge in der App per Foto oder elektronischer Rechnung. Alternativ klicken sie auf einen Eintrag in einer Trov-Datenbank. Sie können die Versicherung jederzeit an- und abstellen und den Selbstbehalt festsetzen.

Der Kern des Geschäfts sind die Programme, die bei Trov im Hintergrund ablaufen. Bei Abschluss prüfen sie, ob der versicherte Wert plausibel ist, ob über den Kunden negative Erfahrungen vorliegen und vieles mehr. Aus Tausenden von Datenpunkten berechnet Trov automatisch den Preis für die Versicherung. Schäden melden Nutzer per App mit wenigen Chat-Eingaben, bei Trov antworten Chat-Roboter.

Das Geschäftsmodell ist billiger als andere, und es kann weniger betrogen werden

Die Kosten sind deshalb niedriger als bei herkömmlichen Versicherern, die Betrugswahrscheinlichkeit ist auch geringer. Das Geschäftsmodell ist ein Frontalangriff auf die traditionelle Hausratversicherung, wie sie von vielen Versicherern betrieben wird - den Kunden des Rückversicherers Munich Re. Das hindert den Konzern nicht daran, groß bei dem Start-up einzusteigen: Er führt die Investorengruppe an, die Trov jetzt 45 Millionen Dollar (42 Millionen Euro) überweist. Die genaue Höhe seines Investments will Munich Re nicht nennen. Mit der neuen Kapitalspritze kommt das Unternehmen aus San Francisco auf 85 Millionen Dollar Gesamtfinanzierung.

Das ist viel Geld für ein Start-up, vor allem, wenn man bedenkt, dass Trov nicht selbst als Versicherer agiert, sondern dafür bestehende technik-affine Gesellschaften nutzt. So spart Trov viel Kapital und muss sich nicht mit den Aufsichtsbehörden wegen Lizenzen herumschlagen.

Bisher ist die Firma in Großbritannien und Australien aktiv, Axa beziehungsweise Suncorp tragen dort die Risiken. Noch in diesem Jahr folgen die USA, dort wird Munich Re Risikoträger. Dasselbe gilt für Kontinentaleuropa und Teile Asiens. In Japan macht das der Versicherer Sompo.

Der Rückversicherer investiert nicht zum ersten Mal in Firmen, die den Umbruch eines Marktsegments planen. Vor etwa 20 Jahren hat er in Großbritannien die Direktversicherer Direct Line und Admiral unterstützt. Sie verkauften damals per Telefon. Die Folge war eine Revolution auf dem britischen Autoversicherungsmarkt.

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