Geplanter Verkauf durch Edeka:Kartellamt blockiert Tengelmann-Übernahme

Geplanter Verkauf durch Edeka: Tengelmann und Edeka hätten auf die Bedenken seiner Behörde eingehen sollen, sagt Kartellamtspräsident Andreas Mundt.

Tengelmann und Edeka hätten auf die Bedenken seiner Behörde eingehen sollen, sagt Kartellamtspräsident Andreas Mundt.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Das Bundeskartellamt untersagt die Übernahme der Supermärkte von Kaiser's Tengelmann durch den Rivalen Edeka.
  • Die Wettbewerbshüter fürchten, dass die Marktmacht der Einzelhandelsketten weiter wachsen könnte.
  • Tengelmann-Eigner Karl-Erivan Haub kann nun vor Gericht oder beim Wirtschaftsministerium weiter um eine Verkaufserlaubnis kämpfen - oder sich im Ausland nach einem anderen Käufer umsehen.

Von Caspar Dohmen

Die geplante Übernahme der Tengelmann-Supermärkte durch den deutschen Marktführer Edeka ist gescheitert - zumindest bis auf weiteres. Das Bundeskartellamt untersagte den Zusammenschluss, nachdem es den Handelskonzernen nicht gelungen war, die Bedenken der Wettbewerbshüter auszuräumen.

Kartellamtspräsident Andreas Mundt kritisierte die beiden Firmen deutlich: "Wir haben den Unternehmen im laufenden Verfahren frühzeitig Lösungsmöglichkeiten für die offensichtlichen wettbewerblichen Probleme aufgezeigt", sagte er. Die Behörde hätte einer Übernahme von 150 bis 170 Standorten durch Edeka wohl zugestimmt, aber Tengelmann und Edeka hätten sich nicht ausreichend bewegt.

Angebotener Kompromiss reicht nicht aus

Ursprünglich hatte Edeka geplant, die 451 Kaiser's- und Tengelmann-Supermärkte mit rund 16 000 Mitarbeitern von der Unternehmerfamilie Haub zu übernehmen. Um die Bedenken der Wettbewerbshüter auszuräumen, waren Edeka und Tengelmann zuletzt aber bereit gewesen, rund ein Viertel der Märkte an andere Interessenten abzugeben.

Das reichte den Kartellwächtern jedoch nicht. Das Aus für die Übernahme kommt aber nicht überraschend. Schließlich hatte das Kartellamt schon Bedenken geäußert, als Karl-Erivan Haub, Chef der Tengelmann-Gruppe, den Verkauf an Edeka im Oktober 2014 bekannt gegeben hatte.

Katellamt fürchtet die Macht der Ketten

Die Nachfragemacht des Lebensmitteleinzelhandels sei bereits ein Problem, bemerkte Kartellamtschef Mundt damals und verwies unter anderem auf Schwierigkeiten für Lieferanten. Seine Sorge: Edeka könnte aufgrund seines Machtzuwachses noch mehr Druck in den Preisverhandlungen beim Einkauf ausüben. Unbill drohe damit nicht nur den heimischen Erzeugern von Käse, Wurst, Bier oder sonstigen Waren, sondern auch Kleinbauern im Süden, die beispielsweise Bananen liefern. Deswegen hatte die NGO Oxfam in einer Stellungnahme für das Kartellamt ein Verbot der Übernahme befürwortet.

Erhebliche Probleme gibt es auch auf der Angebotsseite. Auf dem Lebensmittelmarkt in Deutschland bestimmen nur wenige Anbieter das Geschehen: Edeka, Rewe, die Schwarz-Gruppe mit Lidl und Kaufland sowie Aldi kontrollieren 85 Prozent des Marktes Zwar kommen die Tengelmann-Supermärkte bundesweit nur auf einen Marktanteil von 0,6 Prozent. Doch die Wettbewerbshüter schauten sich die Situation regional an - und da ergibt sich ein anderes Bild: Vor allem in Berlin, München und einigen Städten des Ruhrgebiets ist der Marktanteil von Tengelmann deutlich höher.

Nach dem beabsichtigten Verkauf von Kaiser`s Tengelmann wären zudem nur noch Edeka und Rewe als Versorger mit einem umfassenden Angebot von Markenangeboten übrig geblieben. Es drohe daher eine "marktbeherrschende Stellung" so das Kartellamt.

Gerichte und Politik können Entscheidung kippen

Die Entscheidung des Kartellamts ist damit aber noch nicht rechtskräftig. Die Beteiligten können bei Gericht noch Beschwerde einlegen - oder eine Sondererlaubnis für den Zusammenschluss im Wirtschaftsministerium beantragen. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) könnte sich dann über die Bedenken der Wettbewerbshüter hinwegsetzen und die Fusion doch noch ermöglichen. Konkurrierende Unternehmen können gegen eine solche Ministererlaubnis allerdings wiederum klagen.

Rewe-Chef Alain Carparros warnte bereits: Es wäre ein "Supergau, wenn Gabriel Trauzeuge für diese dubiose Hochzeit sein sollte". Die Politik solle sich nicht wegen des Geredes über einen zweiten Fall Schlecker in Geiselhaft nehmen lassen, warnte der Manager. Rewe selbst hatte bei Tengelmann keine Chance: Schon beim Verkauf des Discounters Plus hatte die Unternehmerfamilie Haub Rewe abblitzen lassen und Edeka den Zuschlag gegeben. Genauso erging es Rewe nun im Falle Kaiser`s.

Mögliche Alternative aus dem Ausland

Wie geht es jetzt mit Kaiser's Tengelmann weiter? Eine Alternative wäre, dass kleinere lokale Händler oder Unternehmen aus dem Ausland zugreifen. In Branchenkreise fällt immer wieder der Name der Schweizer Migros, der vor allem Interesse an Märkten in Bayern nachgesagt wird. Allerdings ist das Unternehmen noch mit der Integration der vor zwei Jahren übernommenen Tegut-Filialen beschäftigt. Auch das Kartellamt geht von einer "Reihe von ernsthaften Interessenten" für Teile von Tengelmann aus.

Handelsketten aus dem Ausland dürften es sich zudem genau überlegen, ob sie nach Deutschland expandieren wollen. Der Markt hierzulande gilt als ist besonders hart umkämpft, weswegen sich selbst der US-Einzelhandelsgigant Wal Mart wieder zurückgezogen hatte.

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