General Motors:Ein schwarzer Tag für Opel

General Motors streicht in Europa 12.000 Stellen — davon allein 10.000 in Deutschland. Die Arbeitnehmer sind empört.

Von den in Frage stehenden 10.000 Arbeitsplätzen bei Opel — fast jeder dritte Arbeitsplatz — entfielen nach Vorstellungen des Vorstands jeweils 4000 Stellen auf die Standorte Bochum und Rüsselsheim, sagte der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende des Werks Bochum, Rainer Einenkel.

General Motors: Hat schockierende Nachrichten: GM-Europachef Fritz Henderson

Hat schockierende Nachrichten: GM-Europachef Fritz Henderson

(Foto: Foto: AP)

In großer Eile

Zu dem geplanten Abbau der weiteren 2000 Arbeitsplätze in Deutschland wurde zunächst nichts bekannt.

Der Chef des Opel-Mutterkonzerns General Motors (GM), Rick Wagoner verteidigte das drastische Sparprogramm für Europa. In Europa fiel im dritten Quartal ein deutlich höherer Verlust an, auch der gesamte Konzern blieb beim Ertrag deutlich unter den Erwartungen des Marktes. Die Gewinnprognose für das Gesamtjahr wurde gekappt.

GM müsse angesichts Kostenherausforderungen wie Krankenversicherungskosten in den USA und "Überkapazitäten und hohen Kosten" im europäischen Einzugsgebiet schneller auf "chronische strukturelle Kostenprobleme" reagieren, sagte Wagoner.

Die Arbeitnehmer reagierten wütend, warfen dem Management Versagen vor und kündigten für Dienstag Protestaktionen in ganz Europa an.

GM erklärte, 90 Prozent des Stellenabbaus sollten bereits im nächsten Jahr über die Bühne gehen.

Der Konzern rechnet nach eigenen Angaben mit Abfindungszahlungen in den Jahren 2005 und 2006, deren Höhe und Zeitpunkt vom Ausgang der Verhandlungen mit dem Betriebsrat abhingen. Dies deutet darauf hin, dass es im großen Umfang zu betriebsbedingten Kündigungen kommen wird.

"Nicht wettbewerbsfähige Kosten"

Darüber hinaus will der Konzern zusätzliche Einsparungen in nicht genannter Höhe bei den Materialkosten erzielen.

Von dem Arbeitsplatzabbau sind nach Unternehmensangaben auch 1.000 Mitarbeiter in ausgegliederten Firmen, wie beispielsweise dem Joint Venture mit Fiat, betroffen.

GM-Europachef Fritz Henderson verwies darauf, dass der europäische Zweig des Konzerns seit 1999 Verluste macht.

"Wir haben eine klare Vorstellung von dem, was in jedem Werk geschehen muss", sagte Henderson. Zunächst wolle man aber zunächst mit den Betriebsräten reden.

Ein schwarzer Tag für Opel

Sein Stellvertreter Carl-Peter Forster, der bis Juni Opel-Chef war und danach in die GM Europazentrale nach Zürich wechselte, betonte, die Opel-Werke in Bochum und Rüsselsheim sowie das Saab-Werk im schwedischen Trollhättan produzierten nicht zu wettbewerbsfähigen Kosten.

Bochum in Gefahr

Sollte das Kostenproblem nicht in den Griff zu bekommen sein, dann sei die Zukunft von Bochum sehr düster, sagte Forster. Henderson betonte, GM wolle kein europäisches Montagewerk schließen.

Auch wenn ab 2008 die Nachfolger von Opel Vectra und Saab 9-3 in nur noch einer Fabrik produziert würden, bedeute das nicht automatisch die Schließung für Rüsselsheim oder Trollhättan.

Betriebsratschef Klaus Franz und IG-Metall-Vize Berthold Huber warfen der Unternehmensführung schwere Managementfehler vor und kündigten für kommenden Dienstag einen europaweiten Aktionstag an.

Dabei werde es "spontane Informationen und Konsultationen" der Belegschaft geben. Ob dabei auch Streiks geplant sind, wollten sie nicht sagen. "Was wir nicht akzeptieren ist, Versäumnisse der Unternehmensleitung erneut in der üblichen Fantasielosigkeit allein den Belegschaften zuzumuten", sagte Huber.

"Entsetzlicher Rückschlag"

Er forderte die GM-Führung auf, mit den europäischen Arbeitnehmervertretern und den Gewerkschaften über "intelligente Problemlösungsstrategien" zu sprechen. "Wir sind zu Verhandlungen bereit."

Die hessische Landesregierung reagierte mit "tiefer Betroffenheit" auf den möglichen Wegfall tausender Stellen im Stammwerk Rüsselsheim.

Ministerpräsident Roland Koch (CDU) erklärte: "Ein dramatischer Stellenabbau wäre ein entsetzlicher Rückschlag für die gesamte Opel-Belegschaft und eine Hiobsbotschaft für die betroffenen Mitarbeiter und ihre Familien."

Koch verlangte von GM eine Bestandsgarantie für das Werk Rüsselsheim. Koch wies darauf hin, dass Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) am (morgigen) Freitag zu einem Krisengespräch nach Frankfurt anreise. Auch Opel-Personalvorstand Norbert Küpper werde teilnehmen.

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