Geldwerkstatt:Wie riskant sind Hochzinsanleihen für Privatanleger?

Viele Firmen haben hohe Schulden - und mit diesen Schulden wird in Form von Junk-Bonds gehandelt. Ihre Rendite liegt bei acht Prozent, sie gelten als spekulativ.

Von Jan Willmroth

Die Warnungen sind in jüngster Zeit deutlich geworden, und das hatte viel mit den gefallenen Ölpreisen zu tun. Während der ersten drei Monate des Jahres meldeten so viele Unternehmen Insolvenz an wie zuletzt im Krisenjahr 2009, zeigten zuletzt Zahlen der Ratingagentur Standard & Poor's. Vor allem Energiefirmen traf es hart, wegen der gesunkenen Preise für Energierohstoffe brachen einige von ihnen vor allem in den USA unter ihrer Schuldenlast zusammen. Die Schulden solcher Firmen werden zum Teil am Finanzmarkt gehandelt, in Form sogenannter Hochzinsanleihen, auch Junk-Bonds oder High-Yield-Bonds genannt. Ratingagenturen und Bankanalysten warnen inzwischen verstärkt vor den Risiken im Markt für diese Papiere.

Hochzinsanleihen sind die Schuldpapiere von Firmen, denen Ratingagenturen Bonitätsnoten von "Ba1", "BB+" oder darunter verleihen. Sie gelten als spekulativ und im Vergleich zu Staatsanleihen als sehr schwankungsanfällig. Oft liegt ihre Rendite bei mehr als acht Prozent oder ist sogar zweistellig.

Vor allem in den USA gibt es einen sehr großen Markt für Junk-Bonds, in den vergangenen Jahren wurden die Papiere auch in Europa immer beliebter: Firmen mit schlechter Kreditwürdigkeit konnten sich jahrelang leicht verschulden, weil Anleger angesichts der niedrigen Zinsen auf der Suche nach mehr Rendite auch höhere Risiken eingegangen sind und verstärkt Hochzinsanleihen nachfragten.

Nach Daten der Allianz-Tochter Pimco waren 2015 in Europa erstmals High-Yield-Bonds im Wert von mehr als 350 Milliarden Dollar im Umlauf. Der US-Markt ist mehr als dreimal so groß. In Deutschland sind es vor allem Mittelständler und kleinere Börsenkonzerne, die als weniger kreditwürdig und deren Papiere als riskant gelten.

Um die Risiken dieser Anleihen zu verstehen, muss man die Funktionsweise von Anleihen kennen. Indem ein Unternehmen eine Anleihe herausgibt, verschuldet es sich bei Anlegern am Kapitalmarkt. Letztere werden zu Gläubigern und erhalten eine jährliche Rendite. Verzinsung, Laufzeit und Tilgung sind im Vorhinein festgelegt.

Der Kurs einer Anleihe wird in Prozent gehandelt: Handelt man eine Anleihe zu 106 Prozent, muss ein Anleger für 1000 Euro Nominalwert 1060 Euro zahlen. Mit dem Wert schwankt auch der Zins: Der Kupon bei Standard-Anleihen ist zwar zuvor festgelegt, sinkt jedoch relativ zum Wert der Anleihe. Die Schuldpapiere steigen im Kurs, wenn die Nachfrage steigt.

Und darin liegt der Knackpunkt für Privatanleger. Denn Hochzinsanleihen sind speziell, sie werden nicht so häufig gehandelt wie Staatsanleihen. Große Käufe und Verkäufe lassen die Kurse schnell stark schwanken. Die höhere Rendite erkaufen sich Anleger also mit einer deutlich höheren Ungewissheit. Wie hoch das Risiko ist, zeigt derzeit die Zerschlagung des Brennstoffherstellers German Pellets. Früher hätte viele Anleger um die Papiere einen Bogen gemacht - Mitte April trieb die Risikofreude die Verzinsung europäischer Junk-Bonds erstmals in diesem Jahr unter durchschnittlich fünf Prozent. Hochzinsanleihen können eine geeignete Beimischung für das eigene Portfolio sein, um die Gesamtrendite zu erhöhen. Aber nur in den Portfolios von erfahrenen Anlegern oder gleich Vermögensverwaltern, die wissen, was sie tun. Niemand sollte der Illusion erliegen, dass Junk-Bonds eine gute Möglichkeit sind, dem Zinstief zu entkommen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: