Geldwerkstatt:Was sind Knock-out- Zertifikate, und für wen eignen sie sich?

Die Leserfrage

Michael K. aus München fragt: "Was sind Knock-Out-Zertifikate und für wen eignen sie sich?"

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Mit den hochspekulativen Papieren kann man die Kursentwicklung vervielfachen - und entsprechend gewinnen und verlieren. Das ist riskant und nur etwas für Spieler.

Von Jan Willmroth

Sparen ist meistens langweilig, besonders dann, wenn man den eisernen Regeln für einen vernünftigen Umgang mit seinem Vermögen folgt. Ruhe bewahren, langfristig anlegen, ein breit diversifiziertes Portfolio aus schwankungsarmen Anlageprodukten aufbauen, mitunter lange darauf warten, dass etwas passiert: Das ist überhaupt nicht aufregend. Wem so viele Möglichkeiten offenstehen, im Börsenkasino auf kurzfristige Gewinne zu setzen, der muss sich beherrschen. Es kann guttun, zwischendurch einmal Geld zu verwetten.

Diesen Luxus muss man sich leisten können, wenn man ernsthaft Hebelzertifikate kaufen will: Man muss Geld zum Verzocken übrig haben. Hebelprodukte sind Wertpapiere, die eine Kursentwicklung vervielfachen. Ziemlich einfach geht das zum Beispiel mit Knock-out-Zertifikaten, die jedem Kunden eines Online-Brokers schon einmal als Werbung oder Sonderangebot aufgefallen sein dürften. Knock-out-Zertifikate sind extrem spekulativ. Sie funktionieren so: Angenommen, die Aktie einer Bank ist deutlich gefallen, ihr Preis schwankt von Tag zu Tag sehr stark. Anstatt die Aktie direkt zu kaufen und auf kurzfristige Kursanstiege zu wetten, kann ein Anleger seine Wette mit einem Zertifikat hebeln. Die Aktie kostet zum Beispiel 100 Euro. Steigt sie auf 110 Euro, gewinnt der Investor zehn Prozent. Mit einem sogenannten Knock-out-Call vervielfacht sich der Kursgewinn. Der Verkäufer eines Knock-out-Calls bietet diesen zum Beispiel für fünf Euro an und ermöglicht dem Anleger, voll von dem Kursanstieg zu profitieren.

Steigt also die Aktie um zehn Euro, steigt das Zertifikat um den gleichen Betrag im Wert. Statt zehn Prozent Kursgewinn gewinnt der Anleger somit zu einem zuvor bestimmten Stichtag 200 Prozent. Verlockend?

Leider auch ziemlich riskant. Weil das Zertifikat die Kursentwicklung nominal mitmacht, ist die sogenannte Knock-out-Schwelle meistens nicht weit weg. Im genannten Beispiel wäre bei 95 Euro Schluss: Fällt der Kurs während der Laufzeit um fünf Euro und unterschreitet diese Schwelle, verfällt das Zertifikat wertlos. So reichen mitunter wenige Stunden, um schon lange vor dem Stichtag einen Totalverlust zu erleiden. Wenn man die Aktie gekauft hätte, betrüge der Verlust lediglich fünf Prozent. Und man könnte die Aktie weiter halten.

Umgekehrt bieten sich Knock-out-Puts für Wetten auf fallende Kurs an. Put steht im Börsenjargon für Instrumente, die von sinkenden Preisen profitieren, Call steht für Wetten auf Kurssteigerungen. Der Mechanismus eines Puts würde im genannten Beispiel etwa so funktionieren: Steigt der Kurs einer Aktie während der Laufzeit über 105 Euro, sind Geld und Wertpapier weg. Je stärker der Kurs fällt, desto höher hingegen der Gewinn.

Zum Preis des Zertifikats kommen stets Gebühren, die der Herausgeber erhebt. Unbedingt beachten sollten Spekulanten auch den Abstand zwischen Kurs und Knock-out: Je kleiner er ist, desto größer sind in der Regel der Hebel und das Risiko, dass geringe Kursausschläge das eingesetzte Kapital vernichten. Es gibt inzwischen eine Vielzahl unterschiedlichster Varianten dieser Zertifikate. Es muss aber stets klar sein: Wer mit solchen Papieren handelt, der spielt. Es ohne weitreichende Marktkenntnisse zu tun, wäre in etwa so, wie sich an den Pokertisch in einem gut besuchten Kasino zu setzen. Man kann dann fast nur verlieren.

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