Geldwerkstatt:Sparen, aber wie?

Die Leserfrage

Ich bin bislang unerfahren. Welche Produkte sind gut für den Einstieg am Kapitalmarkt? - Brigitte A. München

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Geld anlegen, aber wie, wenn man kaum Erfahrung damit hat? Welche Produkte sind denn eigentlich gut für den Einstieg am Kapitalmarkt, und soll man noch Aktien kaufen? Eine Frage von SZ-Leserin Brigitte A. aus München.

Von Jan Willmroth

Es kann ein unglaublich befreiendes Gefühl sein, seinem Bankberater zu sagen, man wolle sich künftig selbst um seine Finanzen kümmern. Und es kann enorm beklemmend sein, zu wissen, wie viele Fehler man dabei machen kann. Vor allem als unerfahrener Anleger, als Kleinsparer, der nicht besonders viel zu gewinnen, aber viel zu verlieren hat. Die so oft beschriebene Scheu der Deutschen vor dem Kapitalmarkt: Sie ist verständlich und berechtigt. Denn wer sich an Aktien wagt, sollte wissen, was er tut.

Man sollte einmal anfangen, Dinge auszuprobieren und ja, auch Fehler zu machen, um daraus zu lernen. Das Gute an der voll vernetzten Finanzwelt ist für Privatanleger, dass es nie einfacher war, die Wahrscheinlichkeit von Fehlern zu minimieren. Sobald Aktien zur Sprache kommen, fühlen sich viele noch immer an den neuen Markt der Neunzigerjahre erinnert, als der Irrsinn dieser Zeit auch Kleinsparer in hoch spekulative Aktien drängte. Die Annahme, man könnte innerhalb kürzester Zeit sein ganzes Geld verlieren, erschien damals absurd. Passierte dann aber doch vielen. Zum Glück ist diese Zeit vorbei, sind die Langfrist-Renditen trotzdem positiv.

Heute bietet der Kapitalmarkt Privatanlegern mit überschaubaren Verhältnissen bessere Einstiegsmöglichkeiten denn je. Das Risiko, Geld zu verlieren, lässt sich beherrschen, es bleibt aber bestehen. So trivial es klingt: Ohne Risiko gibt es kaum Rendite, man kann es gar nicht oft genug sagen.

Grundsätzlich ist es eine schlechte Idee, einzelne Aktien zu kaufen - es ist ganz nüchtern betrachtet einfach zu unwahrscheinlich, damit dauerhaft Geld zu verdienen. Besser, man überlässt das den Profis und wagt sich nur daran, wenn man Spaß hat an der Unternehmensanalyse und am Spekulieren.

Ein vernünftiges Herantasten an den Kapitalmarkt beginnt mit einem Wertpapierdepot bei einem Online-Broker. Vergleichsportale im Internet listen die günstigsten Angebote auf. Das Depot sollte gebührenfrei sein und die Transaktionskosten, die bei Kauf und Verkauf von Wertpapieren anfallen, möglichst gering. Auf Basis eines solchen Depots lassen sich börsengehandelte Fonds, kurz ETF, zusammenstellen. Weithin empfohlen werden solches ETF, die einen Index wie den MSCI World nachbilden - einen Index, der eine weltweite Aktienauswahl abbildet und damit automatisch sehr breit gestreut ist. Bis vor wenigen Jahren kannten ihn nur Experten, im Verlauf des ETF-Booms hat er eine erstaunliche Karriere gemacht hat.

Das Problem ist nur: Es gibt nicht den einen, sondern eine Vielzahl an MSCI-World-Indizes, viele bilden nur einen Teil der weltweiten Aktienmärkte ab. Das Gleiche gilt für Fonds, die andere bekannte Indizes abbilden. Auf jeden Fall sollten Anleger darauf achten, möglichst keinen speziellen Teil-Indexfonds zu kaufen. Und ohnehin nicht nur auf einen Index setzen, sondern auf mehrere. Zum Beispiel: einen ETF auf den MSCI World, einen auf den europäischen Eurostoxx und einen auf den S&P 500. In diese Fonds darf nur das Geld fließen, das Sparer über einen langen Zeitraum nicht mehr brauchen werden, und nie das gesamte Vermögen. Aktien-Investments sind nichts für kurzfristige Sparziele. Und trotz allem nichts für Faule. Doch selbst für die gibt es inzwischen Angebote, die einen genaueren Blick wert sind: automatisierte Vermögensverwaltung gegen geringe Gebühr. Die nimmt einem sogar die optimale ETF-Auswahl ab.

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