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Niedrige Zinsen, hohe Unsicherheit - wie soll man da noch sein Geld investieren? In der "Geldwerkstatt" erklären wir aktuelle Fragen zur Geldanlage.

Privatanleger greifen verstärkt zu börsengehandelten Indexfonds. Wer in sie investieren will, sollte wissen: Es gibt zwei Arten dieser Fonds, und beide bergen Risiken.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Sie gelten als ebenso einfache wie günstige Form der Geldanlage: Sogenannte Indexfonds, also Exchange Traded Fund (ETF), mit denen Anleger unkompliziert und breit gestreut in Aktien, Anleihen oder andere Anlageklassen investieren können. Kein Wunder, dass die Fonds in den vergangenen Jahren auch bei Privatanlegern immer beliebter geworden sind. Allein in Europa werden bereits annähernd 600 Milliarden Euro in ETF angelegt. Wer in Indexfonds investiert, sollte ein paar Dinge wissen, zum Beispiel, dass es zwei verschiedene Arten von ETF gibt. Und auch hier gilt eines der wichtigsten Gesetze der Finanzmärkte: Es gibt keine Produktklasse ohne Nachteile. Hier einige wichtige Informationen.

Bei ETF lautet die entscheidende Frage: Wie bildet der Fonds den Index ab?

Das funktioniert prinzipiell auf zwei verschiedene Arten: entweder "physisch replizierend" oder "synthetisch". Die Mehrheit der ETF gehört inzwischen zu den physischen Fonds. Diese bilden einen Index ab, indem sie sämtliche darin enthaltenen Wertpapiere tatsächlich kaufen. Im deutschen Leitindex Dax sind das alle dreißig Mitglieder nach ihrem jeweiligen Börsengewicht. Bei den synthetischen oder swapbasierten ETF läuft es anders: Diese Fonds enthalten gerade nicht die eigentlichen Dax-Aktien, sondern bauen diese über Derivate (Swaps) nach.

Welche Risiken gehen mit synthetischen ETF einher?

Die Anbieter dieser ETF werben damit, dass sie unkomplizierter und kostengünstiger seien, weil sich die Fonds die Handelsgebühren für die Wertpapiere sparen. Das mag zutreffen, doch gehen damit zugleich Risiken einher, welche die meisten Privatanleger nur schwer einschätzen können: Synthetische ETF enthalten nämlich ein Kontrahentenrisiko. Diese Fonds sind davon abhängig, dass der Swap-Partner (also der Kontrahent, meistens eine andere Bank) auch wirklich zahlen kann. Sollte die andere Bank pleitegehen, bleibt der ETF möglicherweise auf Forderungen aus dem Swap-Vertrag sitzen - und das Geld der Anleger wäre weg. Denn der Swap ist nicht Teil des geschützten Fonds-Sondervermögens. Zwar sind die Auswirkungen des Kontrahentenrisikos überschaubar. Die Fondsregulierung schreibt vor, dass der Wert der Swaps höchstens zehn Prozent des Fondsvermögens betragen darf. Außerdem verlangen die Fonds von ihren Swap-Partnern zum Teil Sicherheiten für die Derivate. Sollte es aber zu einer neuen Finanzkrise mit mehreren Bankpleiten kommen, wird es für diese Art von Fonds sicher ungemütlich.

Sind die physischen ETF dann besser als die synthetischen?

Wie könnte es anders sein: Auch physische ETF haben Nachteile. So behalten sich praktisch alle Anbieter vor, die Wertpapiere des Fonds an andere Anleger zu verleihen. Ausgeliehen werden sie in der Regel von Hedgefonds, die eine Aktie "leer" verkaufen wollen, also auf deren Kurseinbruch wetten. Sie bezahlen dafür zwar eine Leihgebühr, die wiederum dem Fonds und damit den Anlegern zugutekommt. Aber: Die ETF-Anbieter zwacken sich häufig die Hälfte der Erträge aus den Leihgeschäften ab. Hinzu kommt ein Restrisiko: Sollte ein Hedgefonds pleitegehen, erhält der ETF-Anbieter die Papiere womöglich nicht mehr zurück. Die Fonds verleihen die Wertpapiere daher meistens nur gegen Sicherheiten.

Welchen Fonds sollte man kaufen?

Man sollte nur in Wertpapiere investieren, die man wirklich versteht - ein ambitioniertes Ziel. Mit ETF ist man aber generell gut beraten. Grundsätzlich gilt: Beide Arten von Indexfonds - ob physisch oder synthetisch - sind Sondervermögen. Geht die Fondsgesellschaft oder Bank pleite, ist das Vermögen geschützt. Wer trotzdem ganz sicher gehen will, folgt der Mehrheit der Anleger und setzt auf physische Fonds. Auch bei diesen Fonds gibt es Risiken, sie sind aber klarer erkennbar als bei synthetischen Produkten.

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