Geldwerkstatt:Hohe Rendite mit grünem Investment?

Lesezeit: 2 min

Angebote gibt es viele, aber der Markt für umweltbewusste Sparer ist unübersichtlich. Wie kann ich mein Geld möglichst klimafreundlich anlegen, fragt SZ-Leser Herrmann B. aus Bayreuth.

Von Jan Willmroth

Wer als Privatan- leger ein Marktsegment sucht, das besonders unübersichtlich ist, sollte sich nach grünen Geldanlagen umschauen. Kaum irgendwo sonst werfen Anbieter wie Banken und Fondsgesellschaften so beliebig mit Begriffen wie "nachhaltig", "grün" oder "klimafreundlich" um sich, wiewohl fast jeder darunter etwas anderes versteht. Es gibt keine Mindeststandards oder allgemein verbindliche Label, und so kann jeder einem Spar- oder Anlageprodukt das Prädikat "klimafreundlich" verpassen, wenn es in seine Marketing-Strategie passt.

Von diesem Montag an treffen sich die Vertreter von 196 Staaten der Welt in Paris zum Klimagipfel; sie werden knapp zwölf Tage darüber verhandeln, wie die Weltgemeinschaft die Erderwärmung begrenzen kann. Das Treffen findet zu einer Zeit statt, in der das Segment nachhaltiger Geldanlagen zwar noch immer in einer Nische steckt, aber sowohl vom Umfang als auch der Auswahl her sehr stark gewachsen ist. Anders als noch vor zehn Jahren haben ökologisch orientierte Anleger etliche Möglichkeiten, ihr Portfolio nach den Maßstäben des Klimaschutzes auszurichten. Sie können auf Investitionen in fossile Brennstoffe verzichten, in erneuerbare Energien und Umweltschutz investieren und mit ihrem Geld Unternehmen unterstützen, die ihre Emissionen besonders stark reduzieren. Dabei gelten zunächst die gleichen allgemeinen Regeln der Geldanlage wie sonst auch.

Am Anfang steht die Entscheidung für eine Produktklasse. Wer beim Sparen das Risiko vermeiden und das Klima schonen will, findet bei ethischen Banken, bei Sparkassen sowie kleineren Volks- und Raiffeisenbanken entsprechende Angebote. Während die alternativen Banken nach verschiedenen ethischen und ökologischen Kriterien anlegen, bis hin zu Ausschlusskriterien bei der Kreditvergabe, bieten etwa Sparkassen vor allem Sparbriefe mit Klimaschutz-Effekten an. Die Zinsen sind zwar mickrig, das ist aber bei herkömmlichen Sparprodukten nicht anders.

Anleger sollten auf jeden Fall nachfragen, ob ihr Geld im Einzelfall durch die Einlagensicherung geschützt ist. Eine laufend aktualisierte Marktübersicht bietet die Verbraucherzentrale Bremen kostenlos im Internet an. Dort finden Sparer auch etliche weiterführende Informationen. Die großen Privatbanken wie die Deutsche Bank, die Postbank oder die ING Diba haben derartige Produkte eher nicht im Programm.

Eine etwas riskantere Alternative, mit gutem Gewissen zu investieren, bieten Investmentfonds und ETFs. Einzelne Aktien oder direkte Beteiligungen beispielsweise an Kraftwerksprojekten sind wegen zu hoher Risiken in der Regel nicht empfehlenswert. Gerade im Fondsbereich wird mit grünen Versprechen allerdings viel Marketing gemacht. In einer besonders ungünstigen Konstellation investieren Anleger nicht nur in Bereiche, die überhaupt nicht klimafreundlich sind, sondern verzichten wegen hoher Gebühren und einer schlechten Leistung sogar auf Rendite.

Im vergangenen Jahr hat die Verbraucherzentrale Bremen nachhaltige Investmentfonds untersucht, die in Deutschland angeboten werden - dabei konnte nur einer von mehr als 40 Fonds überzeugen. Bei ihrem CO2-Fußabdruck unterscheiden sich die nachhaltigen Fonds erheblich. Rendite und Umweltschutz schließen sich heute zwar nicht mehr aus. Wer wirklich klimafreundlich anlegen will, sollte aber äußerst genau hinschauen.

© SZ vom 30.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: