Geldwerkstatt:Debit, Kredit, bitte was?

Visa-Reklameschriften in New York

Visa Card, Master Card, American Express: Das sind nur einige der Logos, die auf den kleinen Plastikbezahlkarten prangen. Aber welches steht wofür?

(Foto: Justin Lane/dpa)

Beim Einkaufen oder beim Geldabheben haben Verbraucher die Wahl zwischen verschiedenen Karten - aber welche sollen sie nehmen? Ein Überblick.

Von Felicitas Wilke

Beim Bäcker stößt man noch immer an Grenzen. In vielen anderen Geschäften können Kunden ihre Einkäufe heute aber mit der Karte bezahlen - im Internet sowieso. Doch nicht jede Plastikkarte kann alles. Auch deshalb bringen die Anbieter immer wieder neue Exemplare auf den Markt. Es ist verwirrend. Ein Überblick zu den gängigen Bezahlsystemen.

Die Debitkarte

Fast alle Verbraucher in Deutschland haben sie im Portemonnaie, um am Automaten Geld abzuheben oder an der Kasse bargeldlos zu bezahlen. Eröffnet man hierzulande ein Konto, gibt es sie umsonst oder für eine überschaubare Jahresgebühr dazu. Dennoch ist der Begriff der Debitkarte vielen Menschen weniger geläufig, denn das Debitkartensystem der Deutschen Kreditwirtschaft firmiert unter der Marke Girocard. Viele Menschen kennen ihre Plastikkarte auch noch als EC-Karte, wie sie bis vor gut zehn Jahren hieß.

Bezahlen Kunden mit der Debitkarte, buchen die Geldinstitute den entsprechenden Betrag innerhalb weniger Tage vom Konto ab. Bei ihrer Hausbank können die Verbraucher mit der Karte meist umsonst Geld am Automaten ziehen. Heben sie bei anderen Anbietern oder im Ausland ab, können Gebühren auf sie zukommen - es sei denn, mehrere Banken kooperieren miteinander in Abhebeverbünden, etwa die Sparkassen oder die Institute der Cash Group.

Von der Girocard sind mehr als 100 Millionen Exemplare im Umlauf. Da man sie nur in Deutschland nutzen kann, stehen auf den meisten Karten zwei Namen: Girocard und Maestro oder alternativ V-Pay. Die Zahlungssysteme der international tätigen Kartenanbieter Mastercard und Visa kommen dann zum Einsatz, wenn der Kunde im Ausland an der Kasse oder am Automaten steht.

Neben Maestro und V-Pay haben Mastercard und Visa noch jeweils eine weitere Debitkarte im Sortiment. So vertreiben etwa die Commerzbank und die Deutschen Bank die Mastercard Debit seit einiger Zeit zusätzlich zur Girocard. "Mit den Debitkarten der internationalen Anbieter können Kunden im Internet einkaufen, während das mit der Girocard nicht funktioniert", sagt Oliver Hommel, Zahlungsverkehrsexperte bei der Unternehmensberatung Accenture. Damit erfüllen diese Debitkarten eine Funktion, für die viele Verbraucher sonst eine Kreditkarte nutzen müssen. "Die großen Kreditkartenanbieter versuchen auf diese Weise, in Deutschland Marktanteile auf dem Debitkartenmarkt zu gewinnen", sagt Hommel. Doch die neuen Debitkarten können die Girocard auch nicht komplett ersetzen, weil sie nicht überall akzeptiert werden und die Girocard nötig ist, um etwa die SB-Geräte in der Bankfiliale zu nutzen. Für Verbraucher heißt das im Zweifel: noch eine Karte mehr im Portemonnaie.

Die Kreditkarte

Oder aber man entscheidet sich doch für eine bevorzugt golden oder schwarz schimmernde Kreditkarte. Im Gegensatz zur Girokarte wird ihren Nutzern der bezahlte Betrag nicht direkt vom Konto abgebucht, sondern erst am Monatsende. Das kann zum Beispiel dann praktisch sein, wenn ein Kunde Mitte des Monats eine große Anschaffung tätigt, das Gehalt aber erst zum Ende des Monats eingeht.

Für viele Menschen ist das aber gar nicht der wesentliche Grund, weshalb sie sich eine Kreditkarte anschaffen. Schließlich können sie mit einer Kreditkarte anders als mit der Girokarte im Internet einkaufen und anders als mit den Debitkarten von Mastercard oder Visa auch ein Hotel oder einen Mietwagen reservieren. Wer immer einen guten Überblick über seine Finanzen und keine Geldprobleme hat, könne von einer Kreditkarte profitieren, sagt Andrea Heyer, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Sachsen - "aber auch nur dann, wenn er das Kleingedruckte gelesen hat und einhält."

Im Kleingedruckten kann zum Beispiel die Teilzahlung stehen, auch Revolving Credit genannt. Dabei müssen die Nutzer die bezahlte Summe nicht auf einmal begleichen, sondern können sie wie bei einem Kredit in Raten zurückerstatten - allerdings mit horrenden Zinsen von bis zu 23 Prozent pro Jahr. Die Zeitschrift Finanztest, die erst im Oktober eine Reihe von Kreditkarten getestet hat, empfiehlt deshalb Produkte, bei denen diese Funktion nicht voreingestellt ist oder abgeschaltet werden kann.

Eine Kreditkarte gibt es in vielen Fällen nicht umsonst. Wer bei einer Filialbank oder Sparkasse Kunde ist, bekommt sie meist für 20 bis 40 Euro pro Jahr zum Girokonto dazu. Kostenlos ist sie bei vielen Instituten nur in Verbindung mit einem hochpreisigen Kontomodell. Möchte man ohnehin ein neues Konto eröffnen, erhält man bei vielen Direktbanken eine kostenlose Kreditkarte zur Bankverbindung dazu.

Aber nicht nur bei der Bank erhalten Verbraucher eine Kreditkarte: Seit geraumer Zeit preisen Händler wie Ikea, Amazon oder Tchibo vermehrt auch ihre eigenen Karten an, die mit Zusatznutzen wie Rabatten oder Treuepunkten einhergehen. Nutzt man die Kreditfunktion, dann sei der effektive Jahreszins bei solchen Angeboten jedoch regelmäßig hoch, sagt Verbraucherschützerin Heyer.

Die Prepaid-Karte

Auf den meisten Girokarten prangt bis heute das etwas verstaubt wirkende rot-blaue Logo der Geldkarte. Im Jahr 1996 versah die Deutsche Kreditwirtschaft ihre EC-Karten mit dieser Prepaid-Funktion. Die Idee: Kunden können die integrierte Geldkarte mit bis zu 200 Euro aufladen und müssen keine Pin-Nummer eingeben, wenn sie damit kleinere Beträge bezahlen. Das sollte den Kunden und den Banken das Leben erleichtern. Zwar akzeptieren noch immer 420 000 Händler und Automaten die Geldkarte - bei den Menschen aber konnte sie sich nie wirklich durchsetzen. Eine Studie der auf Zahlungsverkehr spezialisierten Beratungsfirma Paysys zeigt, dass die Prepaid-Funktion nur bei gut drei Prozent aller Girokarten mit eingebauter Geldkarte genutzt wird. "Die Banken werden die Geldkarte vermutlich irgendwann stillschweigend verabschieden", sagt Hugo Godschalk, der Geschäftsführer von Paysys. Die Volks- und Raiffeisenbanken geben bereits seit Herbst 2014 keine neuen Girokarten mit Geldkartenfunktion mehr heraus.

Auch große Kreditkartenanbieter wie Visa oder Mastercard haben eigene Bezahlkarten zum Aufladen im Sortiment, die besonders Jugendliche und vorsichtige Internetnutzer ansprechen sollen. Damit lässt es sich online einkaufen, gleichzeitig kann aber nicht mehr Geld abgebucht werden als sich auf der Karte befindet. "Das Geschäft mit dieser Art von Prepaid-Karten wächst ordentlich", sagt Godschalk.

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