Geldautomaten:Gebührenfalle

Deutsche Bank, Postbank und Commerzbank verdoppeln in diesen Wochen das Entgelt, wenn Kunden anderer Institute bei ihnen Geld abheben. Das ist unfreundlich, aber rechtens.

Von Berrit Gräber und Meike Schreiber, München/Frankfurt

Hier 90 Cent für die Bareinzahlung am Automaten, da neun Cent pro Online-Überweisung, nun 5,99 Euro fürs Girokonto, das jahrelang umsonst war: Bankkunden sind schon lange Kummer mit immer neuen Gebühren gewöhnt. In den nächsten Wochen kommt ein neues Ärgernis hinzu: Die großen deutschen Kreditinstitute verlangen fürs Geldabheben von Fremdkunden bald deutlich mehr als die bisher 1,95 Euro. Die Deutsche Bank gab Ende vergangener Woche bekannt, dass sie vom 1. September an 3,95 Euro berechnet. Die Postbank macht es genauso. Und die Commerzbank bittet vom 1. Oktober an mit 3,90 Euro zur Kasse.

Alle drei Geldhäuser sind ebenso wie die HVB Mitglieder der Cash Group, die sich in Sachen Geldautomaten zusammengeschlossen haben. Das bedeutet: Hebt ein Commerzbank-Kunde an einem Automaten der Deutschen Bank Geld ab, kostet ihn das keine Gebühren. Für den Kunden einer anderen Bankengruppe, zum Beispiel der Sparkassen oder der Volksbanken, wird die Gebühr jedoch fällig (siehe Grafik).

"Die Banken nehmen mit, was sie an Geld kriegen können."

Bankautomat

Wenn Kunden von Sparkassen und Volksbanken an Geldautomaten der Cash Group (zum Beispiel Deutsche Bank) Geld abheben, wird es künftig teuer.

(Foto: Markus C. Hurek/dpa)

Die Zeiten, in denen Fremdkunden an den rund 9000 Automaten der Cash Group vergleichsweise günstig Geld ziehen konnten, sind damit vorbei. Fast fünf Jahre lang unterboten die Geldinstitute der Cash Group mit ihren 1,95 Euro deutlich das Gebührenniveau der Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken, die einen Großteil der etwa 55 000 Geldautomaten bundesweit stellen - und all die Zeit über ungeniert meist vier bis fünf Euro verlangten. Manchmal sind es sogar bis zu 7,50 Euro, wie Annabel Oelmann, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, erklärt. Auf eine einheitlich akzeptable Gebühr konnte sich die Kreditwirtschaft bis heute nicht einigen.

Dass die Kunden nun mehr bezahlen müssen, begründete die Commerzbank damit, dass sie die Bargeldversorgung am Geldautomaten nicht dauerhaft unter Marktpreis anbieten wolle und auch die Kosten für die Bargeldversorgung gestiegen seien. Die Privatbanken ärgern sich zudem darüber, dass sich die Sparkassen und Genossenschaftsbanken im Jahr 2010 nicht auf den Höchstbetrag eingelassen hatten. Die Vereinbarung hatten sie damals auf Druck der Politik getroffen, seither zeigen zumindest alle Institute die Gebührenhöhe am Automaten an.

Geldautomaten: SZ-Grafik; Quelle: eigene Recherche

SZ-Grafik; Quelle: eigene Recherche

Deutsche Bank & Co. machen jetzt Schluss mit nett. Sie haben die seit fünf Jahren bestehende Vereinbarung gekündigt. Im Dauerzinstief ist ihnen jede neue Einnahmequelle willkommen. "Der Leidtragende dieses absurden Wettbewerbs ist der Verbraucher", sagt Frank-Christian Pauli vom Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv). Das Kostenargument fürs Anheben der Entgelte sei fadenscheinig, kritisiert Max Herbst von der unabhängigen Finanzberatung FMH in Frankfurt: Sonst müssten die Banken auch von den eigenen Kunden Gebühren verlangen. "Viel plausibler ist: Die Banken nehmen mit, was sie an Geld kriegen können", ist Herbst überzeugt.

Entgelte seien Ermessenssache des jeweiligen Instituts, argumentiert der Bankenverband

"Die Filialbanken sollten sich weniger über neue und höhere Entgelte gesundstoßen als vielmehr Dienstleistungen anbieten, die sich am Kunden orientieren", sagte Finanzexperte Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Wer Kunde bei einer Filialbank sei und oft an einem anderen Geldautomaten abheben müsse, könne diese Kosten durch einen Wechsel zu Direktbanken vermeiden, die häufig mittels Kreditkarten einen sehr preiswerten Zugang zu Girokonto und Geldautomaten böten. Kunden der Direktbank Ing Diba zum Beispiel können weiter kostenfrei mit ihrer Kreditkarte Geld bei den Automaten der Cash Group abheben. Die alte Höchstgrenze von 1,95 Euro gilt übrigens vorerst weiter für alle Institute, die die Vereinbarung nicht gekündigt haben, also unter anderem für die Hypo-Vereinsbank. Dort heißt es, bis auf weiteres verlange man 1,95 Euro, man beobachte die Entwicklung der Gebühren aber "sehr aufmerksam". Die Direktbank Ing-Diba hat schon entschieden, an ihren eigenen etwa 1300 Automaten bei der Fremdabhebegebühr von 1,95 Euro zu bleiben. Dieser Betrag sei kostendeckend.

Die Anhebung der Gebühren sei ärgerlich und kundenunfreundlich - aber rechtens, wie Pauli erläutert. Bankentgelte seien Ermessenssache des jeweiligen Instituts, heißt es beim Bundesverband deutscher Banken in Berlin.

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