Geldanlage :Beliebte eigene vier Wände

Früher hatte fast jeder eine: Die Deutschen schwörten auf die Lebensversicherung. Sie galt als sicher und brachte gute Zinsen ein. Doch langsam denken die Bundesbürger um und setzen zum Beispiel mehr auf Immoblien - aber nicht nur das.

Von Simone Boehringer

Lange war die Lebensversicherung der Deutschen liebstes Kind. Doch seit die Zinsen auf historischem Tiefstand verharren und die meisten Assekuranzen ihren Kunden deutlich weniger als die früher üblichen vier Prozent versprechen, stellen sich die Sparer um. Nun haben Immobilien der Versicherung erstmals den Rang abgelaufen also beliebtestes Investment.

In einer repräsentativen Umfrage der Meinungsforschungsgesellschaft Forsa haben mit 31 Prozent erstmals mehr Menschen angegeben, ihr Geld in ein Haus, eine Wohnung oder Immobilien-Wertpapiere angelegt zu haben als in eine Lebensversicherung. Schon bisher ist der Wert des Immobilienvermögens der Bürger sehr viel höher als die Forderungen in ihren Versicherungspolicen. Diese Kluft dürfte sich jedoch noch vergrößern, weil die Immobilienpreise vor allem in Ballungszentren seit Jahren steigen, während sich die Rendite von Lebensversicherungen tendenziell immer weiter verschlechtert.

Rückläufig sind die ebenso zinsabhängigen Anlageformen wie Bausparen, Tages-, Fest- und Termingeld. Die Beliebtheit von Direktinvestments in Rentenpapieren wie etwa Staatsanleihen oder auch Zertifikate, mit denen Sparer zu Gläubigern werden statt zu Besitzern, verharren seit Jahren auf niedrigem Niveau. Über Investmentfonds, die bei jedem fünften Befragten bei der Geldanlage und Altersvorsorge eine Rolle spielen, sind die Anleihentitel allerdings weiter stark verbreitet.

Offenbar sind die Deutschen aber auch wieder stärker bereit, in Aktien zu investieren. Der letzte abschreckende Schock im Zuge der Finanzkrise 2011, als die Dividendentitel im Deutschen Aktienindex (Dax) 15 Prozent verloren, scheint langsam verdaut. Doch die Krise kehrt in kleineren und größeren Dosen immer wieder zurück. So ringt gerade das hoch verschuldete Italien um einen klaren Kurs zur Währungsunion, und Griechenlands Regierung verhandelt wieder einmal mit den Europäern um einen Schuldennachlass. Die Sorge, die Europa-Unlust der Engländer könnte mit dem Brexit auch in der Währungsunion um sich greifen, schwingt derzeit bei vielen Marktkommentaren mit. Und der Dax hat sich zum Vorjahr per Saldo kaum verändert.

Glaubt man der Umfrage, sind sich die Bürger der vielen Risiken durchaus bewusst. Darauf deutet zumindest das stark gewachsene Interesse an Edelmetallen hin. So gibt mehr als jeder Zehnte an, sein Geld in Gold oder Silber oder beidem anzulegen, wobei Goldbarren und -münzen in der Einzelnennung hier deutlich über den Silberinvestments liegen. Der Kurs der Edelmetalle ist seit Januar allerdings leicht gesunken. 2017 hatten beide noch stark zugelegt.

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