Geheimsprache:Greenspan warnt vor "Schaum"

US-Notenbankchef Alan Greenspan, als Meister verbaler Verklausulierungen bekannt, sorgt mit einer neuen finanztechnischen Begriffsschöpfung für Verwirrung.

Alan Greenspan warnt seit kurzem vor "Schaum" im zur Zeit heißen amerikanischen Immobilienmarkt - ein Begriff, der Amerikanern eher von ihrem Kaffee Latte aus der Starbucks-Kette geläufig ist.

Alan Greenspan Reuters

Spricht neuerdings von "Schaum" in der Wirtschaft: US-Notenbankchef Alan Greenspan.

(Foto: Foto: Reuters)

Gleich drei Mal nutzte er die Formulierung am Donnerstag vor dem gemeinsamen Wirtschaftsausschuss im Kongress, in Abgrenzung zu dem Begriff "Blase", mit dem der nicht durch Fundamentaldaten begründete Höhenflug der Aktienkurse Ende der 90er Jahre vor dem Einbruch bezeichnet wurde.

Interpretationsspielraum

Man könne den Eindruck gewinnen, Greenspan habe sich nebenbei bei Starbucks als Kaffeemixer verdingt, meinte die Washington Post am Freitag. Was Greenspan genau sagen wolle, bleibe wie gewohnt obskur.

Was sei denn Schaum anderes als jede Menge kleiner Blasen, fragte die Zeitung. "Typisch Greenspan", resümiert der Reporter, und verweist darauf, dass Greenspan die Welt seit 18 Jahren mit elliptischen Sätzen und Äußerungen wie vom Orakel von Delphi unterhält - "meist mit großem wirtschaftlichen Erfolg".

Verklausulierte Warnungen

Den Aktienmärkten hatte Greenspan vor sechs Jahren "irrationale Überschwänglichkeit", bescheinigt, was sich erst später als erste Warnung vor dem Ende des Booms herausstellte.

"Ich stelle mir gerade vor, wie tausende Studenten zu ihren Professoren laufen, um im Titel ihrer Doktorarbeit "irrationale Überschwänglichkeit" durch "Immobilienmarkt-Schaum" zu ersetzen", bemerkte der demokratische Senator Jack Reed trocken.

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