Gehaltskluft:US-Unternehmen müssen Lohngefälle offenbaren

  • Mittlere und große börsennotierte US-Unternehmen müssen künftig offenlegen, wie viel mehr die Chefs im Vergleich zu durchschnittlichen Angestellten verdienen.
  • Das beschloss die US-Börsenaufsicht SEC. Die Entscheidung ist hochumstritten.

Sorge vor wachsender Ungleichheit

US-Konzerne müssen künftig die Gehaltskluft zwischen ihrem Chef und dem Rest der Belegschaft veröffentlichen. Die Börsenaufsicht SEC beschloss, eine entsprechende gesetzliche Regelung aus dem Jahr 2010 umzusetzen. Die betroffenen Firmen müssen von 2017 an den Mittelwert (Median) der Angestelltenlöhne bestimmen und mit dem Chefgehalt vergleichen.

Betroffen sind große und mittelgroße börsennotierte Unternehmen. Hintergrund der neuen Regeln ist die Sorge vor einer wachsenden Lohnungleichheit in den USA. In Deutschland gibt es keine entsprechende Regelung. Allerdings sind auch viele Deutsche der Ansicht, dass Vorstände zu viel verdienen. Sie schätzen dieses Lohngefälle allerdings noch deutlich niedriger ein, als es in Wirklichkeit ist.

Dramatischer Anstieg

Der Trend in den USA ist unverkennbar: Seit 1965 ist die "pay ratio" dramatisch angestiegen - von damals etwa 20:1 auf zuletzt fast 300:1. Als ein Spitzenreiter gilt Ronald Johnson, der mittlerweile geschasste Chef der Einzelhandelskette J. C. Penney: Sein Gehalt war knapp 1800 Mal so hoch wie das eines durchschnittlichen Mitarbeiters.

Umstrittene Entscheidung

Während Demokraten die Regelung unterstützen, laufen Republikaner und Wirtschaftsverbände Sturm. Nach ihrer Ansicht bringen die Regeln zu hohe Kosten mit sich. Außerdem hätten die Angaben über die Gehälter nichts mit der finanziellen Lage einer Firma zu tun und könnten Investoren in die Irre führen. Die Demokraten, die Gewerkschaften und viele NGOs hatten die Veröffentlichung der "pay ratio" dagegen seit Jahren gefordert.

Nun entschied die fünfköpfige Führung der Börsenaufsicht zu ihren Gunsten - mit 3:2 Stimmen. Die beiden republikanischen Vorstandsmitglieder stimmten dagegen und erklärten, "Ideologen" und "Sozialisten" hätten die Behörde zu einer der "sinnlosesten Entscheidungen" ihrer Geschichte gedrängt.

Die Fronten für die weitere Debatte sind damit klar. Die US-Handelskammer und andere haben bereits Klagen gegen den Beschluss der SEC angekündigt.

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