Gehälter für Banker:Frankfurt sucht den 14-Millionen-Banker

Skyline von Frankfurt

Vielleicht sitzt der Großverdiener in einem dieser Türme: Die Skyline der Bankenmetropole Frankfurt.

(Foto: Boris Roessler/dpa)
  • Viele Banken beschränken mittlerweile die Verdienste ihrer Mitarbeiter - auch um dem Vorwurf der Habgier entgegenzukommen.
  • Ein Report zeigt jetzt: In der Bankenmetropole Frankfurt lassen sich immer noch ordentliche Summen verdienen. An der Spitze liegt eine unbekannte Person, die im vergangenen Jahr etwa 13,9 Millionen Euro einstrich.

Von Heinz-Roger Dohms, Frankfurt

Wer ist Mr. X? Über diese Frage spekulieren Frankfurts Banker dieser Tage, wenn sie sich rund um den Opernplatz im Herzen des Finanzviertels zum Lunch treffen. Wobei: Vielleicht handelt es sich ja auch um eine Mrs. X, wer weiß das schon? Die Europäische Bankenbehörde EBA hat just ihren Großverdiener-Report vorgelegt. Der heißt tatsächlich so und ist anonymisiert. Die Namen der Banken? Erfährt man nicht. Die Position der Topverdiener? Erfährt man ebenfalls nicht. Nur die Summe. Die steht da schwarz auf weiß, und zwar auf den Euro genau: 13 911 704 Euro. So viel Geld hat der bestverdienende Großverdiener der deutschen Finanzbranche 2015 mit nach Hause genommen.

Fast 14 Millionen Euro. Diese Summe verblüfft dann doch. Hieß es zuletzt nicht immer, in den Frankfurter Bankentürmen sei eine neue Bescheidenheit eingekehrt? Die Deutsche Bank zum Beispiel hat jüngst die Boni gekappt. Und die Commerzbank? Seit dort der Bund zu den Aktionären gehört, sind die Zeiten vorbei, in denen man richtig dick verdienen könnte. Martin Blessing, der langjährige Commerzbank-Chef, ist vor ein paar Monaten ja eigens zur Zürcher UBS geflohen, wo er nun deutlich mehr verdient, als das in Frankfurt der Fall war. Obwohl er dort lediglich das Schweiz-Geschäft verantwortet. Bei der Commerzbank kam er 2015 gerade mal auf 1,1 Millionen Euro. Sein damaliges Pendant bei der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, brachte es zwar immerhin auf 4,8 Millionen. Doch selbst das war weit weniger, als viele Industriemanager einheimsten. Der Spitzenreiter im Dax-Ranking, Daimler-Chef Dieter Zetsche, strich 14,4 Millionen Euro ein.

Der EBA-Report relativiert das Bild vom genügsamen Banker nun allerdings wieder. Europaweit zählte die Behörde mehr als 5000 Finanzmanager, die im Jahr mehr als eine Million Euro verdienten. Das ist ein Zuwachs von 33 Prozent, wie die Analysefirma Barkow Consulting errechnet hat. Zusammen kamen die Gutverdiener auf 10,3 Milliarden Euro. Als Einschränkung muss man hinzufügen: Die Studie weist die Gehälter in Euro aus. Da die meisten Großverdiener in der Londoner City arbeiten und das britische Pfund Ende 2015 höher notierte als Ende 2014, trugen Währungseffekte zum Anstieg bei. Tatsächlich erreichte das Gehalt manches britischen Finanzmanagers auch 2015 wieder astronomische Höhen. Einer brachte es auf umgerechnet 33,6 Millionen Euro - wobei es sich hier um keinen Banker, sondern um einen Hedgefondsmanager handelt dürfte. Zu deren vermeintlichen Privilegien gehört, dass sie sich um die öffentliche Wirkung ihres Tuns deutlich weniger scheren, als das viele Bankmanager mittlerweile tun.

Die Festgehälter steigen, weil der Bonus begrenzt wurde

Daneben verdienten 2015 - also im letzten Jahr vor dem Brexit-Referendum - noch fünf weitere britische Finanzmanager mehr als 20 Millionen Euro. Von diesen Summen war Kontinentaleuropa weit entfernt. Abgesehen von den schieren Summen hat die Beraterfirma Barkow in den EBA-Zahlen ein weiteres interessantes Detail entdeckt: Seit 2013 haben sich die Fixgehälter der Großverdiener mehr als verdoppelt. Das sei "ganz klar eine Reaktion auf die neuen EU-Bonusregeln, wonach die jährliche Sondergratifikation zumindest grundsätzlich nicht höher sein darf als das Fixum", sagt der auf Banken spezialisierte Frankfurter Headhunter Matthias Saenger. Auch Deutsche-Bank-Chef John Cryan hatte vergangene Woche auf der Bilanzpressekonferenz eingeräumt, dass die Festgehälter in seinem Institut 2015 stark angehoben wurden. 2016 habe sich dieser Vorgang aber nicht wiederholt.

Was den 13,9-Millionen-Mann oder die 13,9-Millionen-Frau angeht, wird an den Frankfurter Mittagstischen übrigens auf die hiesigen Dependancen einer der großen Wall-Street-Banken getippt. "Womöglich in Kombination mit einer Abfindungszahlung", vermutet der Berater Saenger. In der Tat haben 2015 viele Mitarbeiter bei den deutschen Töchtern großer US-Häuser von Goldman Sachs bis JP Morgan den Arbeitgeber gewechselt. Es darf also fleißig spekuliert werden.

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