Gehälter:Ein Chef gleich 141 Angestellte

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Eine Untersuchung zeigt, wie viel Dax-Vorstände im Vergleich zu ihren Beschäftigten verdienen. Ganz vorn: VW und die Post.

Von Valentin Dornis, München

Vorstandsmitglieder großer Konzerne sehen sich gehaltstechnisch gerne in einer Liga mit Fußballstars, Top-Musikern und Spitzenschauspielern. Wie groß der Abstand zwischen Führungsspitze und Angestellten tatsächlich ist, hat nun die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung untersucht.

Das Ergebnis: Ein Dax-Vorstand bekommt bis zu 141 mal so viel wie ein Normal-Beschäftigter. Zugleich wird aber auch deutlich: Der Unterschied hat sich zuletzt leicht verringert. Im Durchschnitt verdiente ein Dax-Vorstand im Jahr 2014 etwa 57 mal so viel wie seine Angestellten. 2011 lag dieser Wert bei 62.

Für ihre Untersuchung haben die Autorinnen die in den jeweiligen Geschäftsberichten angegebenen Personalkosten, abzüglich der Vorstandsgehälter, durch die Zahl der Beschäftigten geteilt. Dieser Durchschnitt wurde dann ins Verhältnis zum Durchschnitt der Vorstandsgehälter gesetzt.

An der Spitze der Liste steht VW. Die Vorstandsmitglieder des Autokonzerns verdienten 2014 das 141-Fache eines normalen Angestellten. Laut den Autorinnen der Studie hängt dieser große Gehaltsunterschied auch damit zusammen, dass VW im Untersuchungszeitraum von 2005 bis 2014 überdurchschnittlich viele Menschen eingestellt hat - viele davon im Ausland mit geringeren Löhnen als in Deutschland.

Hinter VW folgt die Deutsche Post auf dem zweiten Platz: Die Vorstandsmitglieder verdienten 2014 das 132-Fache der anderen Angestellten. Dieser Wert hat sich seit 2008 mehr als verdoppelt. Als einen Grund dafür nennen die Autorinnen einen starken Jobabbau bei der Post in Deutschland und teure Vorstandswechsel. Auf Platz drei liegt Adidas (116-fach), auch hier ist der Unterschied in den vergangenen Jahren größer geworden.

Am geringsten ist der Unterschied zwischen Vorstands- und Angestelltengehalt beim Kosmetikkonzern Beiersdorf. Dort verdiente ein Manager das 17-Fache des durchschnittlichen Angestellten. Knapp davor liegt die Commerzbank mit dem Faktor 18 auf dem vorletzten Rang. Dies liegt auch daran, dass die Vorstandsgehälter zeitweise gesetzlich beschränkt wurden, nachdem die Bank mit Staatshilfen gerettet worden war.

In Deutschland gibt es keine verpflichtenden Regeln, wie viel ein Vorstand im Vergleich zu anderen Angestellten verdienen darf. Im Deutschen Corporate Governance Kodex, einer Art Leitfaden für gute Unternehmensführung, ist nur festgelegt, dass Firmen bei der Bemessung der Vorstandsgehälter das Verhältnis zu anderen Angestellten berücksichtigen sollen. Diese Empfehlung ist nicht bindend, Abweichungen müssen nur gegenüber dem Aufsichtsrat begründet werden. Die Autorinnen der Studie fordern deshalb mehr Transparenz und verbindliche Regeln. Denn eine Schwierigkeit bei der aktuellen Untersuchung war die Zahlenbasis: Viele Dax-Unternehmen geben ihre Beschäftigtenzahlen nicht nach Ländern sortiert an, außerdem fehlt oft eine Umrechnung der Zahl der Beschäftigten in echte Vollzeitstellen.

In den USA hingegen müssen die Unternehmen eine ähnliche Kennzahl zum Verhältnis zwischen Vorstands- und Angestelltengehältern vom kommenden Jahr an verpflichtend angeben.

© SZ vom 07.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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