Gefälschte Lebensmittel:Ermittler finden tonnenweise gefälschte Lebensmittel

Ermittler finden Rekord-Menge gefälschter Lebensmittel

Ermittler finden Rekord-Menge gefälschter Lebensmittel. Im Bild: Entenfleisch, das als Gänseleber verkauft werden sollte.

(Foto: dpa)

Gefärbte Oliven, Affenfleisch, Innereien in Formalin: Polizeibehörden haben so viele gefälschte und gefährliche Lebensmittel beschlagnahmt wie noch nie.

Wer Lebensmittel kauft, muss viel Hoffnung mitbringen. Dass Pistazien nicht mit Schimmelpilzgiften verseucht sind, dass Würstchen nicht nur Schlachtabfälle enthalten und die Spritzmittel auf den Weintrauben ihre Käufer nicht kollabieren lassen.

Tatsächlich können Kunden in Lebensmittelgeschäften aber nicht einmal sicher sein, dass in Verpackungen überhaupt drin ist, was außen draufsteht. Das hat die europäische Polizeibehörde Europol festgestellt.

Allein in den vier Monaten von November 2015 bis Februar 2016 entdeckten Ermittler mehr als 10 000 Tonnen und eine Million Liter gefälschte Lebensmittel in der von Europol und Interpol koordinierten "Operation Opson V". Es war bereits die fünfte Zusammenarbeit dieser Art, noch nie wurde eine so große Menge sichergestellt, erklärte Interpol. Erstmals nahm auch Deutschland daran teil, hierzulande konnten im Rahmen der Operation jedoch keine Auffälligkeiten festgestellt werden, wie ein Sprecher des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit bestätigte.

Harmlos sind solche Fälschungen nicht: Die Waren könnten "hohe Gesundheitsrisiken" bergen, warnt Europol. Die Behörden machen kriminelle Banden für die Fälschungen verantwortlich. Sie panschten Lebensmittel mit gefährlichen Chemikalien oder verkauften minderwertige Ware mit gefälschten Labels teurer Marken. Einige Beispiele:

  • Im Sudan wurden fast neun Tonnen Zucker gefunden, der mit Kunstdünger verseucht war.
  • Italienische Ermittler stellten 85 Tonnen Oliven sicher, die mit einer Kupfer-Sulfat-Lösung gefärbt waren. Gefärbte Oliven gibt es auch regulär in den Geschäften, doch sie werden dann etwa mit Eisen-II-Gluconat oder Eisen-II-Lactat oxidiert.
  • In Indonesien wurden 70 Kilogramm Hühner-Innereien beschlagnahmt, die in Formalin eingelegt waren. Formalin ist ein Lösung, die üblicherweise zur Konservierung von Leichen und anatomischen Präparaten verwendet wird. Sie ist für den Gebrauch in Lebensmitteln nicht zugelassen.
  • In Australien waren billige Erdnüsse als teure Pinienkerne deklariert - lebensgefährlich für Allergiker.
  • In Ungarn entdeckten die Ermittler mehr als zwei Tonnen Entenfleisch, das als Gänseleber und somit als Delikatesse angeboten werden sollte.
  • in Griechenland und Großbritannien wurden illegale Fabriken zum Panschen von Alkohol entdeckt, einschließlich gefälschter Flaschen und Labels teurer Marken.
  • In Bolivien entdeckten Fahnder Tausende Dosen mit Sardinen, denen gefälschte Etiketten einer bekannten Marke aus Peru aufgeklebt waren.

Die Ermittler bilanzieren, dass zahllose Arten von Nahrungsmitteln im großen Stil gefälscht werden. Nicht klären konnten die Experten, wozu die mehreren Kilogramm Affenfleisch verwendet werden sollten, die in Belgien entdeckt wurden. Ebenfalls aus dem Verkehr gezogen wurden in Frankreich elf Kilogramm Heuschrecken und 20 Kilogramm Raupen.

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