Gefährliche Produkte:EU-Kommission warnt vor gefährlichem Spielzeug

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Vor diesen Plüsch-Igeln wird nicht gewarnt, dafür aber vor Eulen, Schnecken und Bären.

(Foto: dpa)
  • Die EU-Kommission hat im vergangenen Jahr 2072 Produkte als gefährlich für den Verbraucher eingestuft.
  • 62 Prozent der Produkte kommen aus China, die häufigste Ursache für Warnungen sind gesundheitsgefährdende Chemikalien in den Produkten.

Von Vivien Timmler

Ein Kauf ist ein Vertrauensbeweis: An den Hersteller, dass er keine gefährlichen Chemikalien für die Produktion verwendet. An den Händler, dass er die Herkunft und die Sicherheit des Produkts überprüft hat und garantieren kann. An Überwachungsbehörden, dass sie potenziell gefährdende Produkte gewissenhaft untersuchen und darüber informieren.

Doch wer vertraut, kann enttäuscht werden, im schlimmeren Fall sogar verletzt. Die EU-Kommission versucht das seit Jahren zu verhindern, trotzdem gelangen jedes Jahr Tausende solcher Produkte über die Grenze nach Europa. Allein im vergangenen Jahr hat die Kommission 2072 Produkte als gefährlich für den Verbraucher eingestuft und Mitteilungen darüber an die Mitgliedstaaten versendet, wie aus der Jahresbilanz des europäischen Schnellwarnsystems Rapex hervorgeht.

Vor Kinderspielzeug warnt die Kommission besonders häufig

Am häufigsten hat sie demnach eine solche Warnung wegen Spielzeug verschickt, beispielsweise wegen einer feuerempfindlichen Schweinchenmaske oder einer lila Plüsch-Schnecke. Insgesamt 555 Produkte, und damit mehr als ein Viertel aller Registrierungen, waren dafür bestimmt, in den Händen eines Kindes zu enden oder sind das sogar bereits. Denn häufig befinden sich die Produkte bereits auf dem Markt, bevor sie irgendwo in Europa als gefährlich erkannt und zurückgerufen werden. Fast ebenso häufig warnte die Kommission vor Kleidung und Schmuck (23 Prozent), motorisierten Fahrzeugen (10 Prozent) und elektronischen Geräten (9 Prozent).

Möglich sind solch groß angelegte Warnungen und Rückrufe aufgrund des 2003 eingeführten europäischen Schnellwarnsystems, an dem neben allen EU-Mitgliedstaaten auch Island, Liechtenstein und Norwegen teilnehmen. Sobald die Überwachungsbehörde eines Bundeslandes eine chemische oder mechanische Gefahr in einem Produkt erkennt, leitet sie eine Warnung an das Bundesamt für Verbraucherschutz weiter. Dort wird sie in eine Internet-Datenbank eingegeben und der EU-Kommission gemeldet, welche die Angelegenheit prüft und für alle Mitgliedstaaten zugänglich macht.

Das Schnellwarnsystem soll in erster Linie sicherstellen, dass die Informationen über potenzielle Gefährdungen rasch an alle Mitgliedstaaten weitergeleitet werden. Natürlich ist es oberstes Ziel, die Menge der gefährlichen Produkte, die in die EU gelangen, zu reduzieren. Das hat in der Vergangenheit allerdings nicht besonders gut geklappt. Seit der Einführung des Systems im Jahr 2004 war die Anzahl der registrierten Gefährdungen nur einmal zurückgegangen, und zwar im Jahr 2011; im vergangenen Jahr hat sich die Menge nun erneut reduziert, und zwar von 2435 auf 2072 Gefahrenhinweise.

Waren aus dem Online-Handel lassen sich kaum zurückverfolgen

Hauptursprungsland für bedenkliche Produkte ist seit Jahren China. Zwar arbeitet die EU eng mit den chinesischen Behörden zusammen, um die gefährlichen Produkte zurückzuverfolgen, der Anteil der aus China importierten und als gefährlich eingestuften Produkte ist jedoch laut der EU-Verbraucherschutzkommissarin Vera Jourova im vergangenen Jahr nur leicht zurückgegangen. Derzeit liegt er noch immer bei rund 62 Prozent und damit deutlich vor dem Anteil aus dem zweitstärksten Herkunftsland. Das ist mit gerade einmal drei Prozent Deutschland. "Sie sagen uns, dass sie das Produkt in einem Drittel der Fälle nicht dorthin zurückverfolgen können, wo es hergestellt wurde - also wissen sie nicht, wen sie bestrafen können", sagt Jourova. Im Juni will sie nach China reisen und Druck ausüben.

Die zweite große Herausforderung für die europäische Behörde ist laut Jourova die steigende Anzahl von Online-Käufen, bei denen Waren per Post direkt an die Verbraucher geliefert werden und im Vorfeld keiner Sicherheitsprüfung unterzogen werden. Sie kündigte an, die Zusammenarbeit mit Online-Verkaufsplattformen und Grenzkontrollpersonal zu verbessern.

Die meisten Risiken gehen von Chemikalien aus

Besorgniserregend sei über diese beiden Risiken hinaus auch die Tatsache, dass die meisten Risiken von Chemikalien ausgehen, da Verbraucher diese Gefahr nicht ohne Weiteres erkennen könnten. Chemikalien in den Produkten sind laut dem Bericht bei einem Viertel aller Produkte für die Entfernung aus dem Handel verantwortlich. Besonders oft wurden demzufolge Schwermetalle wie Nickel und Blei in Modeschmuck und bestimmte Weichmacher in Kleidung entdeckt, die Einfluss auf die Fortpflanzungsfähigkeit des Menschen haben können.

Die zweithäufigste Ursache für einen Hinweis der Behörden ist dem Bericht zufolge mit 22 Prozent das Risiko von Verletzungen, das von einem Produkt ausgeht. Dazu gehören auch Erstickungsgefahr, die Möglichkeit eines elektrischen Schocks und des Feuerfangens.

Aus Deutschland wurden im vergangenen Jahr 208 Hinweise nach Brüssel geschickt, das sind deutlich weniger als in den Jahren zuvor, als noch 273 und 259 gefährliche Produkte entdeckt wurden. In der EU-Länderstatistik liegt Deutschland damit trotzdem hinter Spanien mit 239 und Ungarn mit 238 Meldungen auf dem dritten Platz.

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