Fusionsvorhaben:KPN will an 02 dranbleiben

Der niederländische Telekomkonzern KPN will sich mit seiner Mobilfunktochter E-plus besser auf dem deutschen Markt positionieren. Er drängt deshalb auf eine Fusion mit dem O2-Netz.

Von Gerhard Hennemann

Am Wochenende bestätigten KPN und die britische MMO2, dass sie die Verhandlungen über eine Fusion ihrer deutschen Mobilfunk-Töchter E-plus und O2 abgebrochen hatten. Dieses Thema beherrschte die Bekanntgabe der jüngsten Quartalsergebnisse von KPN und E-Plus an diesem Montag.

KPN und O2

E-plus und O2 unter einem Dach? Viele Experten erwarten diese Fusion schon seit Jahren.

(Foto: Foto: ddp)

Die Spekulationen über ein Zusammengehen der Nummern drei und vier auf dem deutschen Markt hatten kurz zuvor einen neuen Höhepunkt erreicht. Hintergrund waren Presseberichte, wonach KPN und E-plus notfalls eine feindliche Übernahme des O2-Netzes ins Auge fassen würden, wenn mit MMO2 keine Einigung über den Preis des Netzes zu erzielen sei.

Die Vorgänge um E-plus und O2 wurden an der Börse mit großer Aufmerksamkeit registriert. Während die Spekulationen über das Zusammengehen der beiden Anbieter bei den Investoren die Sorge auslöste, dass KPN zu viel Geld für O2 bezahlen könnte, beflügelte die Diskussion den Kurs der MMO2-Aktie. So stand bis 16 Uhr dem Kurseinbruch bei KPN (-5,37 Prozent auf 6,52 Euro) ein Allzeithoch bei MMO2 (+18,83 Prozent auf 108,50 Pence) gegenüber.

Andere Gelegenheiten

KPN-Chef Ad Scheepbouwer dementierte zwar die Absicht einer feindlichen Übernahme, machte aber deutlich, dass KPN die Fusionspläne nur auf Eis gelegt und nicht aufgegeben habe. Der Konzern plane schon deshalb keine feindliche Übernahme von O2, weil sich dafür auch noch "andere Gelegenheiten" bieten würden, sagte Scheepbouwer vor Journalisten.

Bei einer Telefon-Pressekonferenz äußerte sich auch E-plus-Chef Uwe Bergheim nur sehr vage zu den Plänen seines Unternehmens. Er sagte lediglich, der Mobilfunkanbieter werde seine Strategie des "profitablen Wachstums" fortsetzen und seine Marktposition in Deutschland weiter ausbauen.

KPN im Aufwind

KPN-Finanzchef Maarten Henderson sagte, der Konzern habe die Wende geschafft, sei inzwischen wieder finanziell gesund und werde jetzt mit Hilfe von Akquisitionen versuchen, seine Geschäftsbasis zu verbreitern.

KPN stand - wie einige Konkurrenten auch - nach dem Platzen der New-Economy-Blase kurz vor der Pleite. Für das Gesamtjahr 2003 erwartet KPN einen Gewinn von 1,64 Milliarden Euro (darin enthalten ist ein Steuereffekt von 1,08 Milliarden Euro ) nach einem Überschuss von lediglich 7 Millionen Euro im Vorjahr. Seine Verschuldung konnte der Konzern zum Jahresende 2003 auf 8,3 Milliarden Euro reduzieren, nachdem diese Ende September noch bei 9,4 Milliarden Euro gelegen hatte.

Dividenden fliessen wieder

Für den Vorsteuergewinn 2004 bestätigte der KPN-Vorstand seine bisherige Einschätzung, dass bei einem stagnierenden oder sogar leicht rückläufigen Umsatz ein Ergebnis zwischen 1,4 und 1,7 Milliarden Euro erreichbar sei. Für das vergangene Geschäftsjahr will KPN seinen Aktionären erstmals wieder eine Dividende von 13 Cent je Aktie zahlen. Für das laufende Jahr ist sogar eine Aufstockung auf 25 Cent vorgesehen.

Im Mobilfunkgeschäft konnte KPN seinen Umsatz um 7,1 Prozent steigern. Dies spiegele insbesondere deutlich höhere Erlöse pro Teilnehmer in Deutschland, Holland und in Belgien wider, hieß es dazu. Außerdem seien in Deutschland deutlich mehr Handys als im Vorjahr verkauft worden.

Während KPN auf seinem Heimatmarkt Holland die Kundenzahl nur um 3,4 Prozent vergrößern konnte, stieg diese bei der Tochter E-plus binnen Jahresfrist um 12,9 Prozent auf 8,206 Millionen.Der drittgrößte Anbieter nach T-Mobile und Vodafone konnte damit seinen Marktanteil in der Bundesrepublik von12,3 auf 12,7 Prozent steigern.

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