Fusionsgespräche:Italiener greifen nach HypoVereinsbank

Die führende Bank Italiens, Unicredito, verhandelt nach übereinstimmenden Presseberichten mit der HypoVereinsbank über eine Fusion. Zusammen hätten die beiden Institute einen höheren Börsenwert als die Deutsche Bank.

Die Gespräche seien in einem fortgeschrittenen Stadium, berichtete das Wall Street Journal am Freitag in seiner Internet-Ausgabe unter Berufung auf informierte Kreise.

Fusionsgespräche: Die Zentrale der HpyoVereinsbank in München.

Die Zentrale der HpyoVereinsbank in München.

(Foto: Foto: ddp)

Das rund 16 Milliarden Euro schwere Geschäft wäre demnach die bislang größte grenzüberschreitende Bankenfusion in Europa. Der Deal sei aber längst nicht unter Dach und Fach: So gebe es noch keine Einigung über die genaue Kaufsumme und andere wichtige Fragen, hieß es in dem Bericht weiter.

Fest stehe jedoch, dass eine mögliche Übernahme komplett in Aktien bezahlt werden würde.

Als möglichen Wert der Transaktion nannte die amerikanische Finanzzeitung rund 16 Milliarden Euro. Dies entspricht rund 21,70 Euro und liegt damit nahe an den am Donnerstag von Händlern ins Spiel gebrachten 22 Euro je Aktie. Die Aktie der HVB stieg am Donnerstag in der Spitze um 7,5 Prozent auf 20,65 Euro - dem höchsten Stand seit Januar 2004.

Berater

Zugleich meldete die Financial Times, die beiden Banken hätten sich jeweils an beratende Geldhäuser gewandt, um die Bedingungen für ein solches Geschäft auszuloten.

Weder die HypoVereinsbank und Unicredito noch die Berater hätten sich aber zu dem möglichen Geschäft äußern wollen. Mit dem Abschluss des Deals - wenn er denn zustande komme - sei aber frühestens in einigen Wochen zu rechnen, schrieb die Financial Times weiter.

Spekulationen halten seit Wochen an

Über eine mögliche Fusion von Hypovereinsbank und Unicredito wird seit Wochen spekuliert. Sowohl Unicredito-Präsident Carlo Salvatori als auch HVB-Vorstandssprecher Dieter Rampl hatten sich in Zeitungsinterviews gegenseitig als mögliche Partner genannt.

Bei einem Zusammenschluss der führenden Bank Italiens und der Nummer zwei in Deutschland würde das Institut in Europa auf Platz 14 rangieren. Zusammen verfügen UniCredito und die HVB über einen Marktwert von 41 Milliarden Euro.

Italiener greifen nach HypoVereinsbank

Die US-Bank Citigroup schätzt die Chancen für eine Übernahme der HVB durch Unicredito allerdings skeptisch ein. "Wir stufen eine Fusion der beiden Banken weiter als eine unwahrscheinliche und unattraktive Kombination ein", hieß es in einer am Freitag in London veröffentlichten Studie der Bank.

Wegen der sich hartnäckig haltenden Übernahmespekulationen erhöhten die Citigroup-Experten dennoch ihr Kursziel für die HVB-Aktie von 14 auf 16 Euro. Die Einstufung sei mit "Sell" bestätigt worden.

Hohe Risikokredite

Eine Übernahme der zweitgrößten deutschen Bank wegen ihres gut laufenden Mittel- und Osteuropageschäfts sei angesichts der hohen Risikokredite, die diejenigen der Unicredito um das 1,6-fache übersteigen, unangemessen, meinen die Citibank-Experten.

Das Gesamtkreditvolumen der HypoVereinsbank sei zudem rund 1,9 mal so hoch wie das der italienischen Großbank. Die ungesicherten Risikokredite der HVB übersteigen mit 17 Milliarden Euro das Eigenkapital der Unicredito.

Es seien zudem nur sehr geringe Synergieeffekte zu erwarten. Hier bestehe vor allem die Hoffnung, dass die Geschäfte der HVB in Zukunft unter einer neuen Führungsriege besser laufen könnten. Die HVB hatte in den vergangenen drei Jahren Verluste von knapp sechs Milliarden Euro angehäuft, während sich die Unicredito als profitabelste Bank Italiens etabliert hatte.

"Hohe Herausforderungen"

"Dies wäre ein faszinierendes Experiment, das allerdings hohe Risiken und Herausforderungen birgt." Die Citigroup-Analysten halten es zudem für sehr unwahrscheinlich, dass Unicredito nach einer möglichen Übernahme das Deutschlandgeschäft der HVB verkauft und nur das Osteuropageschäft behält.

Das würde bedeuten, 100 Prozent zu kaufen, um nur fünf Prozent halten zu wollen. Dies wäre ein hochriskantes Unterfangen, da es dabei zu substanziellen Abschreibungsverlusten kommen könnte.

Gegenwind könnte der Zusammenschluss allerdings auch von der Politik bekommen. Insbesondere wäre ein etwaiger Stellenabbau bei dem deutschen Institut vor der angekündigten Bundestagswahl ein sensibles Thema, schreibt das Wall Street Journal. Der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber sei gegen einen Verkaufsabschluss noch vor den Wahlen, hieß es.

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