Für 726 Millionen Dollar:Indianer kaufen Hard Rock Cafe

Sie verdienen ihr Geld mit Viehhandel, Tabakanbau - und Casinos: Jetzt ist der kleine Indianerstamm auch unter die Restaurant-Betreiber gegangen.

Silvia Liebrich

Eine der wohl berühmtesten Sammlungen von Rock'n'-Roll-Souvenirs hat den Besitzer gewechselt - darunter auch die legendäre Jimi-Hendrix-Gitarre "Flying V".

Für 726 Millionen Dollar: Die Hard Rock Cafe - Kette wechselt um 726 Millionen Dollar ihren Besitzer.

Die Hard Rock Cafe - Kette wechselt um 726 Millionen Dollar ihren Besitzer.

(Foto: Foto: Hard Rock Cafe)

Das wertvolle Stück ist wie viele andere in diesem Paket allerdings nur die schmückende Beigabe in einem viel größeren Geschäft: Für 490 Millionen Pfund - das sind umgerechnet 726 Millionen Euro - bekommt die weltweit präsente Hard-Rock-Cafe-Kette einen neuen Eigentümer. Das ist nicht weiter überraschend, schließlich hatte der bisherige Besitzer, der britische Freizeit-Konzern Rank, die Kette im Sommer zum Verkauf ausgeschrieben.

Kurios ist allerdings, dass es nicht die interessierten Beteiligungsgesellschaften waren, etwa TDR Capital oder Permira, die am Ende den Zuschlag bekamen. Vielmehr übernimmt nun ein Indianerstamm aus dem US-Bundesstaat Florida die Kette, die in mehr als 40 Ländern rund um den Globus vertreten ist.

Große Casino-Kette

In der Unterhaltungsbranche zählt der Stamm der Seminolen schon seit Jahren zu den festen Größen, als Betreiber einer Spielcasino- und Hotelgruppe, die unter dem Namen Seminole Entertainment Inc. firmiert.

"Wir erkennen die Macht und die lange Lebensdauer dieser Marke", kommentierte der für das Spielegeschäft zuständige Chef des Indianerstamms, Jim Allen, den Zukauf. Er werde das Geschäft mit den 124 Café-Häusern und mehreren Hotels in den nächsten Jahren weltweit ausbauen und auch Casinos eröffnen, kündigte er an.

Die wirtschaftliche Lage der Hard Rock Cafes hatte sich insbesondere nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 erheblich verschlechtert. Die anti-amerikanische Stimmung in vielen Ländern hatte einen deutlichen Rückgang der Besucherzahlen zur Folge.

Aufwärtstrend nach Umsatzrückgängen

Doch seit zwölf Monaten zeigt die Erfolgskurve wieder nach oben. Die Restaurantumsätze stiegen nach Angaben der Rank-Gruppe im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent, die Souvenir-Verkäufe legten um fünf Prozent zu.

Als die Gründer, die Amerikaner Isaac Tigrett und Peter Morton, das erste Hard Rock Cafe 1971 in London eröffneten, galt es als Novum in der Branche - es war das erste Themenrestaurant auf britischem Boden, das auf amerikanische Lebensart setzte; die Fast-Food-Kette McDonald's folgte erst drei Jahre später.

Die Seminolen betrachten sich selbst als einzigen Indianerstamm Nordamerikas, der nie gänzlich besiegt wurde. Eine Art Friedensvertrag mit der US-Regierung wurde erst 1931 unterschrieben. Die 3000 Mitglieder des in Florida angesiedelten Stamms verdienen vor allem mit ihren Kasinos Geld. Zwei große Freizeittempel unterhält Seminole Entertainment in Hollywood und Tampa. Außerdem handelt der Stamm mit Zitrusfrüchten, Vieh und Tabak.

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